In den letzten Jahrzehnten konnten viele Wirtschaftsunternehmen ihre Arbeitsabläufe mit Hilfe digitaler Mittel automatisieren, vereinfachen und somit effizienter gestalten. Der Effizienzgewinn führt in vielen Fällen zu einer Reduktion von Emissionen und wirkt sich positiv auf die Umwelt aus. Auch mit Blick auf die europäischen Klimaschutzziele möchten Immobilienunternehmen die Effizienz ihrer Gebäude und Arbeitsabläufe durch digitale Prozesse erhöhen.

Zwar konnte der CO2-Ausstoß im Gebäudesektor seit 1990 bereits um 40 Prozent gesenkt werden, mit 30 Prozent des Gesamtaufkommens bleiben Immobilien jedoch weiterhin ein Hauptverursacher schädlicher Klimagase. Experten zufolge sind weitere wirtschaftlich und ökologisch sinnvolle Einsparpotenziale hauptsächlich durch innovative Technologien zu erreichen. Die Komplexität des Immobiliengeschäfts und gewaltige Datenmengen machen Digitalisierung in diesem Bereich allerdings besonders anspruchsvoll. Unternehmen, die sich dieser Herausforderung stellen, nennen sich Proptechs.

Der Begriff Proptech setzt sich aus den englischen Begriffen Property und Technology zusammen und beschreibt Unternehmen, die althergebrachte Abläufe der Immobilienwirtschaft mit Effizienzgewinn digital abbilden. Im besten Fall sorgt das bei Mietern, Eigentümern sowie Investoren für Kosteneinsparungen und mehr Komfort - vor allem aber für eine deutliche Entlastung der Umwelt. Heizung, Dämmung, Strom und Wasser sind die klassischen Stellschrauben, an die wir denken, wenn es um Energieeffizienz geht. Natürlich sind das sehr wichtige Faktoren, aber sie kommen erst bei Inbetriebnahme der Immobilie zum Tragen. Einige Unternehmen setzen bereits früher an und versprechen Ressourcen- und Zeitersparnisse, die nicht nur von großer ökologischer, sondern auch sozialer Bedeutung sind. Schließlich ist auf angespannten Wohnungsmärkten wie Berlin die rasche Fertigstellung von Neubauten essenziell, um Mieten zu senken und der Wohnungsnot entgegenzuwirken.

Wir stellen sechs vielversprechende Proptech-Unternehmen aus verschiedenen Phasen des Immobilienzyklus vor, deren Produkte die tägliche Arbeit erleichtern, Prozesse beschleunigen und für mehr Nachhaltigkeit durch technologische Innovationen sorgen.

Ampeers Energy

Proptech Ampeers Energy LogoDie Softwarelösung von Ampeers Energy erfasst und analysiert den Energieverbrauch von Mietern, Quartieren und sogar ganzen Immobilienportfolios, um wirtschaftliche sowie ökonomische Ineffizienzen aufzudecken. Mithilfe der erhobenen Datensätze können Einsparpotenziale erkannt und Alternativen umgesetzt werden. Und das macht sich bemerkbar: Dem Unternehmen zufolge verringert das System die CO2-Emissionen eines Gebäudes oder Quartiers um bis zu 90 Prozent. Das entlastet die Mieter und steigert die Renditen von Eigentümern und Investoren, aber vor allem ist das gut für die Umwelt. Entwickelt wurde das System von Forschern des Fraunhofer Instituts. Mittlerweile wird die Softwarelösung von einem eigenständigen Unternehmen vertrieben.

KIWI

Proptech Kiwi LogoKIWI beschreibt sich selbst als digitales Schließsystem für die Wohnungswirtschaft. Abfallunternehmen, Property Manager, Zusteller und weitere, essenzielle Dienstleister benötigen Zugang zu einer Reihe an Wohnimmobilien. Das hat zur Folge, dass sie riesige Schlüsselbünde mit sich herumtragen müssen, um alle Türen bzw. Schlüsseltresore auf ihren Routen zu öffnen. KIWI hat dem Schlüsselbund den Kampf angesagt und einen Chip entwickelt, der jede Tür öffnet, die mit ihrer Software verbunden ist. Die Zugangserlaubnis kann in Echtzeit erteilt oder entzogen werden, damit nur autorisierte Personen Zugang zum Objekt haben. Ist das System einmal hinterlegt, haben auch Mieter die Möglichkeit, die Türen bequem und kontaktlos zu öffnen. Das ist nicht nur komfortabel, sondern hat auch einen ökologischen Nutzen: Allein unsere Abfallfahrzeuge konnten so pro Tour und Monat acht Stunden Fahrtzeit einsparen.

Spacemaker von Autodesk

Proptech Autodesk LogoDie Software Spacemaker vom Hersteller Autodesk erlaubt Architekten und Projektentwicklern, ihre Ideen für akquirierte oder zu akquirierende Grundstücke virtuell darzustellen und sogar die Lebensqualität für Bewohner zu planen. Das gelingt anhand eines virtuellen 3D-Modells, welches nach Eingabe der Eckdaten den Sonnenverlauf, den Schatteneinwurf durch umliegende Gebäude und sogar die Aussicht aus den Fenstern simuliert. So können vorab die Gebäudekonstellation und -ausrichtung ausgetüftelt werden, welche für die künftigen Bewohner das größte Wohlbefinden versprechen. Zusätzlich ermöglicht das Unternehmen einen reibungslosen Gedankenaustausch, da die Ideen aller Teammitglieder online gesammelt und geteilt werden. Das macht viele Meetings überflüssig, bei denen über ausgedruckte Flur-, Lage- und Raumpläne diskutiert wird, die im Anschluss in der Papiertonne landen.

Doozer und Plentific

Proptech Doozer LogoMaterialmangel, laufende Preissteigerungen und ausgebuchte Handwerksunternehmen – es gibt viele Probleme mit denen Eigentümer und Property Manager bei der Sanierung von Wohnungen kämpfen müssen. Hier setzen die Proptechs Doozer und Plentific an. Mithilfe ihrer Software-Pakete erstellen Vermieter ein digitales Abbild sanierungsbedürftiger Wohnungen, liefern Beispielbilder und machen Vorgaben über benötigte handwerkliche Arbeiten. Der Auftrag wird an eine Reihe verfügbarer und vorab geprüfter Handwerksunternehmen weitergegeben, welche im Anschluss ein verbindliches, nicht-verhandelbares Angebot für die Erledigung abgeben. Der Vermieter erhält Preise aller Leistungen sowie Materialien und kann seinen bevorzugten Anbieter frei wählen. Die Nutzung der Software ist lediglich für Handwerksunternehmen kostenpflichtig – sie zahlen bei Erteilung des Auftrages einen Prozentsatz des Umsatzes an die Plattform.

Propster

Proptech Propster LogoDie Plattform Propster hat es sich zum Ziel gemacht, die Kommunikation zwischen Mietern bzw. Käufern und Eigentümern bei der Abwicklung von Immobilienprojekten online abzubilden und so transparenter zu gestalten. Mithilfe eines Online-Konfigurators wird ein Abbild der betreffenden Fläche erstellt und die Kundenwünsche für Aufteilung, Ausstattung und Elektroinstallationen festgehalten. Eckdaten, Anforderungen und Sonderwünsche werden automatisch mit einem Preis versehen und sind jederzeit für alle Parteien einsehbar. Haben sich alle geeinigt, werden sämtliche Pläne ohne Informationsverlust direkt an Bauunternehmen weitergeleitet, welche in Echtzeit über den aktuellen Stand der Umsetzung informieren. Entwickler profitieren durch die lückenlose Dokumentation von einem geringeren Aufwand für Bemusterungen, einer komfortablen Abwicklung von Sonderwünschen, automatisierter Angebotseinholung und vor allem von weniger Nachbesserungen. Gleichzeitig erhält der Kunde seine selbst-konfigurierte Wunschfläche, behält alle Kosten im Blick und ist stets über Fortschritte informiert.

Fazit: Für alle Bereiche der Immobilienwirtschaft gibt es Unternehmen, die Abläufe mit schlauen Ideen effizienter gestalten. Die Nutzung dieser Innovationen bringt nicht nur Immobilienunternehmen wirtschaftliche Vorteile, sondern ist auch für ihre Kunden und den Erhalt unserer Umwelt ein großes Plus.

Haben Sie schon mit Proptechs zusammengearbeitet und Erfahrungen gesammelt? Wir freuen uns, davon zu erfahren. Hinterlassen Sie uns doch einen Kommentar!

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