Müllschlucker vereinfachen einigen Berliner Mietern das Leben. Statt den Müll nach unten zu bringen, um diesen in einer der Tonnen im Hof oder im Müllraum zu entsorgen, wird er über eine sogenannte Müllabwurfanlage vom jeweiligen Stockwerk direkt in den Müllcontainer befördert. Müllschlucker belasten jedoch die Umwelt und weisen darüber hinaus viele weitere Nachteile auf. Welche das sind und wie Müllschlucker durch umweltschonendere Maßnahmen ersetzt werden können, stellen wir Ihnen in diesem Artikel vor.

Müllschlucker haben ihren Zenit überschritten

Karte: In diesen Bundesländern sind Müllschlucker verbotenUrsprünglich wurden Müllschlucker 1923 zum ersten Mal in Stockholm installiert. Zur Zeit der DDR fanden Sie ihren Weg auch nach Deutschland und wurden als Bestandteil der Plattenbauten Typ 2 eingebaut. Aber auch in vielen westdeutschen Wohnhäusern waren die Müllschlucker jahrzehntelang verbaut.

Trotz der Möglichkeit, Hausmüll schnell und bequem zu entsorgen, sind Müllschlucker mittlerweile in vielen deutschen Bundesländern gänzlich verboten. Dazu gehören:

  • Bayern
  • Brandenburg
  • Bremen
  • Nordrhein-Westfalen
  • Schleswig-Holstein
  • Saarland

Auch in Berlin ist die Anzahl der Müllabwurfanlagen stark rückläufig: Waren es 2008 noch 4.400 Müllschlucker, sind es in der Hauptstadt heute nur noch 2.200 (Stand Januar 2019). Diese Zahl wird sehr wahrscheinlich auch in den nächsten Jahren stark zurückgehen. Werfen wir einen Blick auf die Gründe.

Die Nachteile von Müllschluckern

1. Lärm, Gestank und kaum Mülltrennung

Müllentsorgung mit Müllschlucker

Die Müllabwurfanlagen sind in der Regel nur für den Hausmüll gedacht. Papier, Glas, Essensreste und Plastik sollen die Mieter meist im Hof in separaten Tonnen entsorgen. So gibt es zum Beispiel für Papier und Pappe die blaue Tonne. Bei Berlin Recycling wird sie Ihnen mietfrei in verschiedenen Größen zur Verfügung gestellt. Viele Mieter nutzen die Müllschlucker aber für ihren kompletten Müll. Das ist zwar komfortabel, aber Wertstoffe wie Altpapier werden dadurch verschwendet. Ressourcenschonung ist so nicht möglich. Belastet wird so unter Umständen nicht nur die Umwelt, sondern auch die Nerven der Mieter, an deren Wohnungen der Müllabwurfschacht grenzt. Wirft jemand Glas ein, poltert es über mehrere Stockwerke hinweg durch den Schacht. Das verursacht Lärm. Auch Geruchsbelästigung, zum Beispiel durch Essensreste in der Anlage, ist nicht selten.

2. Hohe Kosten für Müllabwurfanlagen

Hohe Abfallkosten durch Müllschlucker

Zudem treiben Müllschlucker die Abfallkosten in die Höhe. In der Regel fällt durch die mangelnde Mülltrennung deutlich mehr Hausmüll als gewöhnlich an. Bei diesem Thema hilft der Einsatz eines professionellen Abfallmanagements, wie es Berlin Recycling für Hausverwaltungen und Wohnungsunternehmen anbietet. Zu dem erhöhten Hausmüll kommt noch hinzu, dass die Müllabfuhr viel teurer ist als die Abholung der anderen Tonnen. Das liegt vor allem daran, dass diese Müllsammelbehälter oft sehr groß und schwer sind. Bei Kellerstandorten kann zusätzlich der Einsatz eines Krans für die Müllabfuhr notwendig sein, was weitere Kosten verursacht.

Darüber hinaus muss der Müllschlucker regelmäßig gewartet und gereinigt werden. Dafür werden schon einmal dreistellige Beträge pro Jahr und Haus fällig. Diese Ausgaben können als Nebenkosten auf die Mieter umgelegt werden. 

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Erhöhtes Brandrisiko durch Müllschlucker3. Jährlich 10 Brände durch Müllschlucker in Berlin

Auch das erhebliche Brandrisiko, das von einem Müllschlucker ausgeht, ist nicht zu unterschätzen. So kann einmal schwelender Müll schnell zum echten Problem werden. Kommt es zum Entzünden, kann sich das Feuer durch den Kamineffekt rasend schnell im Müllschlucker und dann im Treppenhaus ausbreiten. Nach Angaben der Berliner Feuerwehr sind jährlich zehn Brände in der Stadt darauf zurückzuführen, die nur schwer zu löschen sind. 

 

Müllschlucker ja oder nein?

Infografik Müllschlucker

Aufgrund der vielen Nachteile, die Müllschlucker mit sich bringen, hat der Berliner Senat 2010 eine Novellierung der Bauordnung beschlossen. Demnach sollte es bis Ende 2013 in der Hauptstadt keine aktiven Müllabwurfanlagen mehr geben. Die Stilllegung der bei Mietern beliebten Abfallschächte sorgte jedoch mancherorts für Diskussionen. Die Berliner Mieter starteten im Zuge der geplanten Stilllegungen eine Protestaktion und sammelten 13.000 Unterschriften gegen die Gesetzesänderung.

Das Ergebnis: Müllschlucker dürfen bis heute noch bleiben, wenn Mülltrennung gewährleistet werden kann und wenn die Anlagen nach Brandschutzgesichtspunkten saniert wurden.

Stilllegung ist keine Modernisierung

Wird der Müllschlucker eines Hauses stillgelegt, können die Kosten dafür aber nicht als Modernisierungskosten auf die Mieter umgelegt werden. So hat das Amtsgericht Berlin-Neukölln am 7. Juni 2016 entschieden (AZ: 11 C 314/15). Der Grund war dem Gericht zufolge, dass mit der Stilllegung keine Endenergie eingespart werden könne. Das sei aber nötig, damit eine Maßnahme als umlagefähige Modernisierung gelte.

Alternativen zu Müllschluckern

Neben der Stilllegung der Müllschlucker haben Berliner Wohnungsbaugesellschaften auch versucht, neue Systeme zur Müllentsorgung einzuführen:

1. Wertstoffstationen im Gebäude

Da nicht bei allen Wohnhäusern die Grundstücke über ausreichend Platz für einen Müllstandplatz verfügen, hat das Berliner Wohnungsbauunternehmen degewo 2007 Wertstoffstationen auf jeder Etage eines Wilmersdorfer Mehrfamilienhauses eingeführt. Konkret wurden hierfür im 14-geschossigen Gebäude separate Sammelbehälter für Restmüll und Leichtverpackungen wie Papier und Pappe auf den Korridoren aufgestellt. Dadurch konnten weiterhin kurze Wege zur Müllentsorgung sichergestellt werden. Um Gestank und Vermüllung zu vermeiden, wurden die Behälter täglich – auch an den Wochenenden – geleert. Was nach einer vielversprechenden Alternative klingt, konnte sich jedoch leider nicht lange bewähren: Eine Eigentümergesellschaft wehrte sich gegen das Modell.

2. Unterfluranlagen – Eine Revolution von unten

Auch die Wohnungsbaugenossenschaft „Neues Berlin“ hat 2013 eine platzsparende Alternative als Ersatz für die Müllschlucker eingeführt – hier mit dauerhaftem Erfolg. Bei den sogenannten Unterfluranlagen wurden unterirdische Abfallsysteme erbaut. Hierfür werden Container in die Erde eingelassen, die bis zu 5 Kubikmeter Müll fassen können und damit fünf herkömmliche 1.100-Liter-Tonnen ersetzen.

Unterfluranlage

Vor allem bei Mehrfamilienhäusern mit großem Abfallaufkommen wird dadurch sehr viel Platz auf den Grundstücken gespart. Obwohl die Bewohner mit den Unterfluranlagen ihren Abfall nicht von jeder Etage in den Schächten entsorgen können, fand diese Alternative Anklang. Da die unterirdischen Anlagen neben dem Restmüll auch Papier und Pappe, Glas und Wertstoffe fassen, entfällt für die Anwohner der Weg zu den bisherigen Recyclingplätzen.  

Sind Sie für oder gegen Müllschlucker?

Müllschlucker sind erlaubt, wenn sie die gesetzlichen Auflagen erfüllen. Mieter schätzen die Müllabwurfanlage vielfach für ihren Komfort. Hohe Kosten (vor allem aufgrund der schlechten Getrenntsammlung), Lärm, Gestank und Brandgefahr sind die Kehrseite der Medaille. Wie ist Ihre Meinung zu Müllschluckern? Wir freuen uns über Ihren Kommentar unter diesem Artikel.

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Bildnachweise

© Metallener Müllschlucker in einem modernen Haus: Studio-Neosiam / Shutterstock.com

© Ein moderner Müllschlucker in einem Mehrfamilienhaus: Jeremy Wee / Shutterstock.com

© Erhöhtes Brandrisiko durch Müllschlucker: Kzenon / Shutterstock.com

© Ursprüngliche Grafik Müllschlucker: Tatyana Pogorelova / shutterstock.com

© Unterflursystem: Berliner Stadtreinigung / bsr.de