Vom 14. Juni bis zum 14. Juli 2024 heißt es wieder: Zeit, dass sich was dreht. Die Fußball-Europameisterschaft 2024 steht an und Gastgeberland Deutschland will für Fans aus aller Welt ein unvergessliches Sporterlebnis ausrichten, das an das Sommermärchen von 2006 anknüpft. Neu ist in diesem Jahr, dass der DFB und die UEFA für das Turnier einen bisher unerreichten Standard in Sachen Nachhaltigkeit anstreben und hohe Maßstäbe für künftige Sportevents setzen möchten. Mit welchen konkreten Ideen und Konzepten die Fußball EM 2024 in Sachen Nachhaltigkeit punkten soll, erfahren Sie hier.
Auf dem Weg zum grüneren Rasen: Darum muss Fußball nachhaltiger werden
Als beliebteste Sportart der Welt, übt Fußball einen beträchtlichen Einfluss auf die Gesellschaft aus. Alleine in Deutschland werden jedes Wochenende tausende Fußballspiele ausgetragen, sei es auf professioneller Ebene in großen Stadien oder lokal in kleinen Gemeinden. Das führt zu einem immensen Energieverbrauch, hohen Emissionen beim Transport der Fans und Spieler sowie Materialaufwendung bei der Herstellung von Ausrüstung und Infrastruktur. Darüber hinaus ist es nicht gerade förderlich, dass Trikots, Schuhe und Bälle häufig aus wenig nachhaltigen Materialien hergestellt werden und somit bei der Herstellung und Entsorgung zur Belastung der Umwelt führen.
So beeinflusst Fußball das Klima negativ
2019 ermittelte die Klimaberatungsfirma CO2OL die Klimaauswirkungen an einem durchschnittlichen Bundesligaspieltag. Demnach waren Fußballfans in Deutschland für knapp 7.800 Tonnen CO2-Emissionen pro Spieltag verantwortlich. Im Vergleich: Der durchschnittliche CO2-Ausstoß eines Deutschen beträgt laut Umweltbundesamt etwa zehn bis elf Tonnen pro Jahr. Ein Hin- und Rückflug von Berlin nach New York erzeugt 3,87 Tonnen CO2.
Zwei Drittel des erhöhten CO2-Ausstoßes war hierbei auf die Fahrten zu den Veranstaltungsorten zurückzuführen, während ein Drittel dem Verzehr von Speisen und Getränken wie der beliebten Stadionwurst oder dem kühlen Bier zugeschrieben wird. Dass kleine Maßnahmen jedoch große Änderungen bewirken können, zeigen unter anderem Auswertungen zur Anreise. So würden schon bei einer Distanz von fünf Kilometern zum Stadion 1,6 kg CO2 eingespart, wenn das Fahrrad statt der eigene PKW genutzt würde.
Angesichts der wachsenden globalen Herausforderungen des Klimawandels ist es von entscheidender Bedeutung, dass bei Großveranstaltungen innovative Maßnahmen ergriffen werden, um den ökologischen Fußabdruck zu minimieren.
Die UEFA hat anlässlich der diesjährigen Fußball EM 2024 deshalb ein Strategiepapier erstellt, das in den Themenbereichen…
- Ecological (Ökologie)
- Social (Soziales)
- Governance (Führung),
kurz ESG, konkrete Ziele festgelegt, um das nachhaltigste Fußballturnier aller Zeiten durchzuführen:
Ökologische (Ecological) Maßnahmen für die Fußball EM 2024
Effizienter Transport der Mannschaften
Vor allem die Einschränkung des CO2-Ausstoßes, der für den Transport von Mannschaften, Fans und Arbeitnehmern anfällt, soll für eine bessere Klimabilanz sorgen. Besonders der schädliche Flugverkehr soll eingeschränkt und der Landverkehr attraktiver gestaltet werden. Ein wichtiger Aspekt ist dabei, dass die Veranstaltungsorte der Mannschaften möglichst dicht beieinander liegen, um weite Anreisen für alle Beteiligten zu vermeiden. So sind die Vorrundenspiele in regionale Cluster aufgeteilt, um Flugreisen unnötig werden zu lassen. Um die Fans weiter zu einem nachhaltigen Transport anzuspornen, werden Inhaber von Spieltickets besondere Vergünstigungen für den öffentlichen Nahverkehr erhalten. Es gibt ermäßigte Kombitickets für Zugreisen innerhalb Deutschlands und einen speziellen Interrail Pass für Reisen durch 33 Länder der EU. Zusätzlich ist die Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs an Spieltagen mit einer Eintrittskarte kostenlos.
Klimafonds für den Ausgleich entstehender Emissionen
Trotzdem sind nicht alle Emissionen vermeidbar. Aus diesem Grund hat die UEFA einen Klimafonds ins Leben gerufen und sieben Millionen Euro für umweltbezogene Projekte aufgebracht. Mit diesen finanziellen Mitteln sollen verschiedene, ökologisch relevante Projekte unterstützt werden.
Fairplay am Buffet: Umweltfreundliche Ernährung und Verpflegung
In den Stadien und bei Public Viewing Veranstaltungen legen die Veranstalter ein besonderes Augenmerk auf eine umweltbewusste Verpflegung der Gäste. So sollen hauptsächlich Bio-Produkte aus fairem Handel und von lokalen Betrieben angeboten werden, um die negativen Auswirkungen längerer Transportwege, schädlicher Pestizide und ausbeuterischen Arbeitsbedingungen zu minimieren. Zusätzlich sollen eine Bandbreite an veganen Speisen zur Verfügung gestellt und Getränke hauptsächlich in Mehrwegbechern ausgeschenkt werden.
Nachhaltiges Coaching: Informationen über eine grünere Lebensweise
Die Europameisterschaft soll vor allem auch alle Fußballbegeisterten an die Wichtigkeit nachhaltigen Handelns erinnern. Mit Infoständen an Stadien und Fanmeilen sowie Veranstaltungen in Schulen und Jungendeinrichtungen werden nicht nur Fans, sondern möglichst weite Teile der Bevölkerung zu diesen Themen informiert. Ein wichtiger Schritt, um auch über die Fußball EM hinaus zu mehr Nachhaltigkeit im Alltag zu motivieren.
Soziale (Social) Faktoren, die zur nachhaltigen Fußball EM 2024 beitragen
Fairplay für alle: Inklusion im Rampenlicht
Ein besonderer Fokus während der nachhaltigen Fußball EM 2024 liegt auf der Inklusion aller Geschlechter und Menschen mit Beeinträchtigungen. Dafür sollen Stadien mit Uni-Sex-Toiletten ausgestattet und, in Abhängigkeit von den verschiedenen Ausrichtungsstätten der Spiele, verschiedene Maßnahmen für eine erleichterte Teilnahme beeinträchtigter Menschen umgesetzt werden.
Schiedsrichter für Gerechtigkeit: Konsequente Achtung der Menschenrechte
Um die Achtung der Menschenrechte aller Parteien sicherzustellen, mussten alle Partner der Fußball EM 2024 eine Grundsatzerklärung über die gesamte Lieferkette ihrer Produkte abgeben. Zudem soll ein Beschwerdemechanismus für Menschenrechtsverletzungen eingerichtet werden.
Fairer Spielleiter: Führung (Governance) bei der Fußball-EM 2024 für ethisch verantwortungsvolle Spiele
Governance im Rahmen von ESG bei der Fußball-EM 2024 bezieht sich auf die transparente und verantwortungsvolle Leitung und Organisation des Events. Dies umfasst die Einhaltung von Menschenrechten, fairen Arbeitsbedingungen und ethischen Standards entlang der gesamten Lieferkette.
Für die EM 2024 plant die UEFA unter anderem eine möglichst lückenlose Sicherstellung der Menschenrechte. Des Weiteren wird eine Nachhaltigkeitsklausel in alle Ausschreibungen und Verträge aufgenommen, um sicherzustellen, dass alle Aspekte berücksichtigt werden. Zudem werden soziale Verantwortungsziele für das Veranstaltungspersonal festgelegt, die bei Mitarbeiterbewertungen einfließen. Die UEFA plant außerdem die Zusammenarbeit mit unabhängigen Dritten, um die normgerechte Umsetzung zu überprüfen und Berichte zu erstellen. Darüber hinaus sollen die Aktivitäten im Bereich soziale Verantwortung in Zusammenarbeit mit bestehenden und neuen kommerziellen Partnern ausgeweitet werden.
Berlin für eine nachhaltige Fußball-EM 2024: Innovative Konzepte und lokale Initiativen
Berlin, als Austragungsstätte des EM-Finales 2024 und fünf weiterer Spiele, hat ebenfalls konkrete Maßnahmen zur Umsetzung einer nachhaltigen Fußball-Europameisterschaft geplant. Eine der Hauptinitiativen besteht darin, lokale Sportvereine und gemeinnützige Organisationen finanziell zu unterstützen, Projekte zur Förderung von Umwelt- und Klimaschutz oder die Teilhabe und Gleichberechtigung aller Menschen zu fördern. Darüber hinaus wird im Rahmen des Kulturprogramms der EURO2024 das Thema Nachhaltigkeit durch verschiedene Veranstaltungen wie den Kunstparcours "Radical Playgrounds" und das Projekt "Green your Game" hervorgehoben.
Um die Infrastruktur rund um die Spielstätten zu verbessern, wurde die Fahrrad-Infrastruktur rund um das Olympiastadion verbessert und die Beleuchtung flächendeckend auf LED umgestellt. Zudem werden die Fanmeile und das Olympiastadion barrierefrei gestaltet, um die Teilnahme für alle zu erleichtern.
Eine einzigartige Initiative in Berlin ist die Verwendung von künstlichem Rollrasen auf der Fanmeile zwischen Brandenburger Tor und Siegessäule. Dieser Rollrasen wird nach dem Event gereinigt und an lokale Fußballvereine und -plätze weitergegeben, um als langlebige und nachhaltige Spielfläche zu dienen.
Fazit: Die Fußball-EM 2024 als Vorreiter für umweltbewusste Großevents fängt bei jedem von uns an
Die Fußball-EM 2024 in Deutschland verspricht nicht nur spannende Spiele, sondern setzt auch neue Standards für Nachhaltigkeit im Sport. Als Fans freuen wir uns nicht nur auf das sportliche Ereignis, sondern auch darauf, Teil der Realisierung eines nachhaltigeren Großevents zu sein. Die ehrgeizigen Ziele des DFB und der UEFA für eine umweltfreundlichere EM zeigen, dass wir als Zuschauer aktiv an der Vermeidung von CO2 teilhaben können. Effizienter Transport, umweltbewusste Verpflegung und Weiterbildungsmöglichkeiten können dazu beitragen, den ökologischen Fußabdruck des Fußballsports langfristig zu verringern. Die EM 2024 ist nicht nur eine Feier des Fußballs, sondern auch eine Gelegenheit, gemeinsam für eine nachhaltigere Zukunft einzutreten.
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Bildnachweise
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