Wiederverwertung, Nachhaltigkeit und Ressourcenersparnisse: All das ermöglicht Upcycling für Ihren Hotel- oder Gastronomiebetrieb. Beschäftigt man sich näher mit dem Trend, wird schnell klar: Upcycling ist schon längst in der Hotellerie und Gastronomie angekommen. Ob einzelne Einrichtungsgegenstände oder ganzheitliche Konzepte, ob das kleine Café von nebenan oder große Hotelketten: Weltweit wird bereits „upgecycelt“. Wir stellen Ihnen in unserem Artikel fünf Unternehmen vor, die zeigen, wie Upcycling in Hotels oder Restaurants umgesetzt werden kann – und wie auch Sie davon profitieren können. Aber auch Privatpersonen können von tollen Ausflugszielen und Restauranttipps profitieren.

Die Deutschen wollen nachhaltiger leben

Laut einer 2018 von YouGov durchgeführten  Umfrage   spielt das Thema „Nachhaltigkeit“ für 79 Prozent der Deutschen eine wichtige Rolle in ihrem Leben. Weniger Plastik, mehr Reparaturen, bewusstes Einkaufen und Strom sparen sind Maßnahmen, die die Befragten dafür bereits ergreifen. Um diesem Lebensstil gerecht zu werden, gibt es auch schon zahlreiche Angebote auf dem Markt: Neben den Unverpackt-Läden und Repair Cafés, die die Zero Waste-Bewegung bedienen, ist es vor allen auch das Upcycling, das mit 71 Prozent großes Interesse findet:

Infografik YouGov / Statista

Als Hotel- oder Gastronomiebetrieb lohnt es sich für Sie daher, diese Bedürfnisse für Ihre Gäste und Kunden aufzugreifen und in Ihrem Haus zu erfüllen.

Warum Gastronomie und Hotels vom Upcycling-Trend profitieren

Soziale Netzwerke, zahlreiche Bewertungsplattformen und eigene Internet-Auftritte ermöglichen es Ihren Gästen, sich so gut und ausführlich wie nie zuvor zu informieren. Der stetige Informationsfluss und die einfache Vergleichbarkeit führen jedoch auch dazu, dass Ihre Gäste anspruchsvoller denn je sind.

Die „Weiternutzung von Abfallstoffen oder gebrauchten Gegenständen durch Umwandlung in höherwertige Materialien bzw. Waren“ (Definition Upcycling, Quelle: duden.de) kann Ihrem Unternehmen in der hart umkämpften Tourismusbranche klare Vorteile bieten, denn…

  1. Sie sparen Ressourcen – und dadurch können Sie langfristig nachhaltiger wirtschaften.
  2. Sie generieren Aufmerksamkeit und Bekanntheit, denn die Nachfrage nach nachhaltigen Hotels und Gastrobetrieben steigt stetig – das Angebot ist jedoch bislang noch überschaubar. Dadurch setzen Sie sich von der Konkurrenz ab und können neue Gäste für sich gewinnen.
  3. Der verantwortungsbewusste Umgang mit Ressourcen ist nicht nur vorbildlich, sondern auch imagefördernd.

5 Unternehmen, die sich den Upcycling-Trend bereits zunutze machen

Das Upcycling-Hotel von Karls Erdbeer-Hof

Upcycling-Hotel Alles Paletti„Alles Paletti“ heißt das erste Upcycling-Hotel Deutschlands, das 2018 in Rövershagen bei Rostock geöffnet hat. Das Familien- und Erlebnishotel, das zur „Karls“-Kette gehört, ist ein wahres „Upcycling-Erlebnis“, für das laut Inhaber „alte Schätze aus vergangenen Zeiten gesucht und aufpoliert“ wurden. In den insgesamt 50 „Schatz-Kammer-Zimmern“ wurden rund 2.500 Europaletten für Wandverkleidungen und Betten verwendet. Aber nicht nur die alten Europaletten schmücken das neue, gemütliche Hotel: 100 Jeans-Hosen wurden als schicke Sitzbezüge aufbereitet, 50 alte Wäschetrommeln fungieren als Lampen und eine ganze Menge Holzlöffel finden im Upcycling-Hotel ein zweites Dasein als Kleiderstangen.

Daneben lassen sich bei genauem Hinschauen noch viele weitere alte „Schätze“ finden, die alles andere als für die Tonne sind. Von einer Telefonzelle, die als Kaffeespender dient, über Saftkisten, um die es sich die Gäste abends auf der Veranda gemütlich machen können, hin zu Handtuchhaltern aus alten Schlitten. Wir stellen fest: Als Gast im „Alles Paletti“ gibt es eine Menge zum Schauen und Staunen.    

Das ganzheitliche Upcycling-Konzept ist das perfekte Beispiel dafür, dass eigentlich nichts „zu alt“ oder „zu gebraucht“ ist. Die Kreativität der Inhaber hat sich zudem bezahlt gemacht: Neben jeder Menge öffentlicher Aufmerksamkeit und Artikeln wurde das Familien- und Erlebnishotel in Rövershagen mehrfach zu einem der Top 10 Freizeitparks Deutschlands ausgezeichnet. Wenn Sie für Ihr eigenes Hotel oder Restaurant Upcycling-Inspirationen suchen, lohnt es sich vielleicht, darüber eine Nacht im „Alles Paletti“ zu schlafen.

Upcycling im Alles Paletti
Karls "Alles Paletti" Hotel in Rövershagen

Aus Alt mach‘ Style: Das Mainzer „Me and All“ und die „Superbuden“ in Hamburg

Me and All Hotel Mainz
"Me and All" Hotel in Mainz

Ebenfalls 2018 eröffnet wurde das Mainzer „Me and All“, das zweite Boutique-Hotel der Lindner Hotels AG. Das „Me and All“ beweist, dass auch mit Upcycling hochwertiges, modernes Design geschaffen werden kann. Bunt zusammengewürfelt und trotzdem passend: Das beschreibt die Einrichtung des Boutique-Hotels am besten, dass auf seinen Zimmern sowie in Lobby, Lounge, Bar und den Coworking-Bereichen den Upcycling-Trend aufgreift. Neben recyceltem Bauholz, dass für Sideboards, Schränke und Sitzhocker verwendet wurde, sind es vor allem die vielen dekorativen Einzelstücke, die dem Hotel ein „Wohnzimmer“-Flair mit Wohlfühlatmosphäre verleihen.

 

Auch die „Superbuden“ in Hamburg zeigen, dass der Do-it-yourself-Charme von Upcycling funktioniert. „Ein Hostel schlägt die Luxus-Bleiben“, so titelte die Hamburger Morgenpost über die 2012 eröffnete „Superbude“ auf St. Pauli. Ein zweites, gleichnamiges Hostel wurde bereits 2008 in St. Georg gegründet. Beide präsentieren innovatives, ausgefallenes Design, das mit seiner gemütlichen, lockeren Einrichtung für volle Gästebücher sorgt. Unsere Upcycling-Highlights: Stühle aus alten Schubkarren, Badelatschen als Zeitungshalter und Betten aus alten Baugerüsten. Und auch bei der Wanddekoration zeigen sich die Superbuden besonders kreativ: Ob Zeitungstapete oder Kronkorken-Verkleidung – hier erfüllt so ziemlich jeder Gegenstand einen neuen Zweck.

Superbuden in Hamburg
Die Hamburger Superbuden

Hier wird nachhaltig gekocht und dekoriert: Das Café „MMhio“ in Kiel

Upcycling-Konzepte funktionieren nicht nur für Hotels, sondern können auch von kleineren Restaurants oder Cafés umgesetzt werden. Ein Beispiel dafür ist das Upcycling-Café „MMhio“ in Kiel. Hier macht man es sich auf alten Schulmöbeln und Sportgeräten bequem, während vegetarische Bio-Köstlichkeiten von der täglich wechselnden Speisekarte aufgetischt werden. Neben regionalen Bio-Produkten und Upcycling-Möbeln setzt das Café auf recycelbare Verpackungen und einen Lieferservice mit Elektroautos, die ausschließlich mit Ökostrom betrieben werden.  

Für so viel Nachhaltigkeit wurde das Café 2017 mit dem 3. Platz des Nachhaltigkeitspreises in Schleswig-Holstein ausgezeichnet. Und auch die vielen positiven Bewertungen im Internet lassen annehmen, dass Nachhaltigkeit ein voller Erfolg sein kann.

„Restlos glücklich“: Das Restaurant gegen Lebensmittelverschwendung

Lebensmittel „upcyceln“? Das Berliner Restaurant „Restlos glücklich“ in Neukölln macht genau das! Die Upcycling-Gerichte werden aus Lebensmitteln gekocht, die „unverkäuflich“ sind. Davon gibt es ziemlich viele: Ob Gemüse, das aufgrund seiner Form oder Größe nicht der Norm entspricht, saisonale Produkte, die zum Ende der Saison aus den Regalen der Supermärkte verbannt werden oder Lebensmittel, deren Mindesthaltbarkeitsdatum abgelaufen ist – im „Restlos glücklich“ landen gerettete Lebensmittel auf den Tellern. Warum sich die Gäste dabei keine Sorgen um ihre Gesundheit machen müssen, zeigt diese Grafik  der Tafel:

Infografik Tafel / Statista

Lebensmittel sind meist auch nach Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatum noch verzehrbar. Das Datum auf der Verpackung ist lediglich eine Garantie des Herstellers über Aussehen und Konsistenz. Diese müssen bis zu diesem Datum garantiert sein. Das weiß auch das Berliner Startup SirPlus, dass in seinen Geschäften und im Online-Shop „gerettete Lebensmittel“ zu vergünstigten Preisen verkauft. Die Nachfrage: Steigend. Das beweist auch der Expansionskurs von SirPlus, die innerhalb eines Jahres bereits ihr drittes Geschäft in Berlin eröffnet haben.

Wie wäre es also zum Beispiel mit einem „Lebensmittel-Upcycling-Tag“ in Ihrem Gastronomiebetrieb? Kochen, was übriggeblieben ist, aber noch lecker schmeckt: Zeigen Sie Ihren Gästen, dass Sie stolzer Lebensmittelretter sind. Nur was wirklich nicht mehr Verwendung finden kann/darf, kommt dann in die Speiserestetonne.

Fazit: Upcycling bringt „frischen“ Wind in die Hotel- und Gastronomiebranche

Unsere vorgestellten Unternehmen zeigen, dass Wiederverwendung oder Umwandlung – ob Einrichtungsgegenstände oder sogar Lebensmittel – auch in der Hotellerie und Gastronomie gefragt sind und zudem auch wirtschaftlichen Erfolg bringen können.

Sie wollen noch mehr erfahren? Dann lesen Sie direkt unseren Beitrag über Upcycling-Ideen für Glas und Papier! Die hier vorgestellten Tipps lassen sich nicht nur in den heimischen vier Wänden, sondern sicher auch in Ihrem Betrieb umsetzen.

Bildnachweise

© Vorschau- und Headerbild: Photographee.eu / shutterstock.com

© Infografik "Die Deutschen wollen nachhaltig leben": YouGov / statista.com

© Bilder Upcycling Hotel "Alles Paletti": karls.de

© Lounge "Me and All" Hotel Mainz: Nicole Zimmermann / Mainz me and all

© Bilder "Superbuden" in Hamburg: Christian Perl / superbude.de

© Infografik "Ist die Mindesthaltbarkeit haltbar?": Tafel Deutschland / statista.com