Bio, Fair Trade, Regional – wenn wir heute einkaufen gehen, entdecken wir auf vielen Produkten Umweltsiegel und -zeichen, die uns aufzeigen, ob ein Produkt „nachhaltig“ ist. Inwiefern beeinflussen diese Kennzeichnungen unser Einkaufsverhalten? Was können wir bewirken, wenn wir zu umweltbewussten Waren greifen? Mehrere Studien sind diesen Fragen auf den Grund gegangen und haben untersucht, wie wichtig nachhaltiger Konsum uns Verbrauchern wirklich ist. Wir zeigen die wichtigsten Ergebnisse im Überblick und sagen Ihnen, wie Sie im Alltag (noch) nachhaltiger einkaufen können.

Regionale ProdukteWas bedeutet „nachhaltiger Konsum“ eigentlich?

Lebensmittel, Kosmetikprodukte, Kleidung, Elektrogeräte, Reisen oder Geldanlagen: für fast jedes Produkt und jede Dienstleistung finden sich heutzutage bereits nachhaltige Alternativen. „Nachhaltig“ dürfen sich jene Güter und Waren bezeichnen, die möglichst geringe Auswirkungen auf die Umwelt haben, Ressourcen schonen und gewährleisten, dass auch künftige Generationen durch den Konsum nicht negativ beeinträchtigt werden. Die Nachhaltigkeit muss sich dabei im gesamten Lebenszyklus widerspiegeln – angefangen bei der Planung, über die Produktion, der anschließenden Nutzung und Verwertung bis hin zur abschließenden Entsorgung.

 

Lebenszyklus eines Produktes entlang der Wertschöpfungskette
Lebenszyklus eines Produktes entlang der Wertschöpfungskette

 

Wie ein nachhaltiger Produktlebenszyklus in der Praxis umgesetzt werden kann, verdeutlicht die folgende Grafik des „Green Shape“-Siegels, das für umweltfreundliche Sportkleidung vergeben wird. Hier zeigt sich: Nachhaltigkeit wird in allen Teilaspekten eines Kleidungsstückes gewährleistet – vom Design bis zur Entsorgung:

Vaude Green Shape Infografik

Als Verbraucher sehen wir in den Regalen nur das fertige Endprodukt. Damit wir jedoch nachhaltig einkaufen können, müssen Unternehmen vor, während und nach der
Herstellung einer Ware eine ganze Reihe an Vorgaben beachten. Ob und in welchem Umfang ein Produkt…

  • ökologisch (z.B. durch die Erhaltung der Natur als Lebensgrundlage),
  • ökonomisch (z.B. ob es auch im Produktionsland wirtschaftlichen Wohlstand gibt),
  • sozialverträglich (z.B. durch die Einhaltung von Arbeitnehmerrechten)

…ist, zeigen uns im Handel die Gütesiegel und -zeichen.

43 Prozent der Deutschen kaufen nach Bio- und Umweltsiegeln ein

Bio-Siegel SupermarktWie sich die Einstellung zur Nachhaltigkeit und das Umweltbewusstsein von Verbrauchern entwickelt, untersucht der Global Green Index. Die quartalsweise erhobene Studie stammt vom Marktforschungsinstitut GfK SE und dem GfK Verein und gibt die Meinung von mehr als 2.000 befragten Deutschen wieder. Dem aktuellen Index nach legt fast jeder zweite Konsument Wert auf Umweltschutz.

43 Prozent der Befragten geben an, dass Bio- und Umweltsiegel ihre Kaufentscheidung beeinflussen. Das sind zwei Prozentpunkte mehr als im Vorjahr. Jedoch zeigt sich eine Differenz bei Männern und Frauen: 52 Prozent der weiblichen, aber nur 34 Prozent der männlichen Befragten orientieren sich beim Einkaufen an Bio-Siegeln.

Aber welche Siegel und Zertifikate sind überhaupt verlässlich? Damit wir als Verbraucher im „Siegel-Dschungel“ den Überblick behalten, empfiehlt das Umweltbundesamt neun Top-Siegel:

 
BIO-Siegel

BIO-Siegel (EU, Deutschland)
Das europäische (oben) und deutsche Bio-Siegel (unten) für Erzeugnisse aus ökologischer Landwirtschaft.

Blauer Engel

Blauer Engel
Kennzeichnung für Produkte und Dienstleistungen, die besonders umweltfreundlich sind und hohe Ansprüche an Gesundheits- und Arbeitsschutz erfüllen.

EU Ecolabel

EU Ecolabel
Siegel innerhalb der EU, das Produkte und Dienstleistungen mit geringerer Umweltauswirkung als vergleichbare Produkte kennzeichnet.

EU-Energielabel

EU-Energielabel
Die Farbskala gibt an, wie energieeffizient ein Produkt ist.

FSC-Label

FSC-Label
Für Bücher, Holzspielzeug, Möbel und Verpackungen aus einer Waldbewirtschaftung mit hohen Umwelt- und Sozialstandards.

Grüner Strom-Label

Grüner Strom-Label
Kennzeichnet Strom aus regenerativen Energiequellen und ist seit 1998 das erste Ökostromlabel in Deutschland.

MSC-Label

MSC-Label
Verliehen für umweltschonende und nachhaltige Fischereien.

OK-Power-Label

OK-Power-Label
Die geltenden Kriterien des Gütesiegels sollen sicherstellen, dass die ausgezeichneten Ökostrom-Angebote einen Mehrwert für die Umwelt haben.

PEFC-Label

PEFC-Label
Garantiert, dass das verwendete Holz überwiegend aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern kommt.

Darüber hinaus gibt es jedoch noch viele weitere empfehlenswerte Siegel. Die Bundesregierung hat dazu auf der Webseite siegelklarheit.de verschiedene Siegel nach Produktgruppen und Bedeutung aufgelistet. Damit wir uns als Verbraucher auch unterwegs schnell und einfach informieren können, gibt es die dazugehörige App „Siegelklarheit“.

Nachhaltiger Konsum: Regional schlägt Bio

Regionales Obst und GemüseDas Nachhaltigkeitsportal Utopia.de hat in einer repräsentativen Studie untersucht, was genau Verbraucher, die auf nachhaltigen Konsum Wert legen, ausmacht, und nach welchen Kriterien diese einkaufen. Demnach wollen viele, die sich für nachhaltig produzierte Lebensmittel entscheiden, damit vor allem Landwirte aus der Region unterstützen. 62 Prozent der Befragten geben herkömmlich produzierten, regionalen Lebensmitteln den Vorzug vor Bio-Ware.

Regional vs. Bio: Was ist besser?

Auf die Frage, ob Bio oder Regional besser ist, gibt Greenpeace Verbrauchern drei Faustregeln an die Hand:

1. Bio für tierische Produkte und Getreide

Biolandbau benötigt pro Hektar zwei Drittel weniger Energie als die konventionelle Landwirtschaft, fördert den Artenreichtum und bindet durch Humusaufbau Kohlendioxid: Dadurch sind Fleisch- und Getreideprodukte in der Regel trotz Transportwege besser als regionale Produkte.

2. Regional für Obst und Gemüse

Um Gewächshaus-, Flug- und Lagerware zu vermeiden, sollten wir als Verbraucher möglichst immer saisonal einkaufen. Beherzigen wir dies, ist der regionale Obst- und Gemüsekauf tendenziell besser.

3. Wasser aus der Leitung, Säfte aus Streuobst aus der Region

Trinken wir Wasser direkt aus der Leitung, so ist dies hundertmal umweltfreundlicher als Flaschenwasser aus einer regionalen Quelle und tausendmal besser als importierte Ware. Bei Säften hat laut Greenpeace nur der Saft aus Streuobst eine bessere Ökobilanz als die importierte Bio-Alternative.

Kleidung und Kosmetik: Wohl fühlen und Gutes tun

Grüne ModeWer bewusst konsumiert, legt auch bei der Kleidung Wert auf die Nachhaltigkeit. Der Wohlfühlfaktor steht bei der Kleider-Auswahl an erster Stelle. 53 Prozent achten allerdings bereits darauf, dass die Kleidungsstücke fair und umweltfreundlich produziert sind.

„Going Green“ ist Mode-Trend

Slow Fashion, Fair Fashion sowie Recycling- und Mietkonzepte: Dass Nachhaltigkeit in der Modewelt angekommen ist, zeigte sich auch auf der diesjährigen Berlin Fashion Week. Vorreiter für nachhaltige Mode-Ideen, die auf der Fashion Week vorgestellt wurden und durch Umweltbewusstsein und Innovation für Aufmerksamkeit sorgten, sind zum Beispiel:

  • Das Berliner Unternehmen humour.noir, das nachhaltige und vegane Handtaschen aus recyceltem Papier, Ananasfasern und Kork produziert.
  • Das Münchner Schuhlabel Nat-2, das Schuhe aus altem Kaffeesatz, Holz und sogar aus Pilzleder herstellt.
  • Swedish Stockings ist – wie der Name bereits verraten lässt – ein schwedisches Unternehmen, das aus alten Nylon-Strumpfhosen und -strümpfen neue herstellt.
  • Die Designerin Elsien Gringhuis, die in ihre Textilien ein abwaschbares Baumwollgewebe verarbeitet, sodass die Kleidung keinen Schmutz annimmt.
  • Das Label Working Title, unter dem die beiden Berliner Gründer Antonia Goy und Björn Kubeja vollständig auf die Verwendung von Kunststoffen verzichten und nur biologisch abbaubare Kleidung produzieren.

Neben nachhaltigen Modelabels wird zudem auch Second Hand immer bzw. wieder beliebter. Dabei sind es längst nicht mehr nur die klassischen Läden und Flohmärkte. Ob ebay, Amazon, Facebook-Gruppen oder Online-Plattformen wie Kleiderkreisel: Für Umweltbewusste und Individualisten hat das World Wide Web viele neue Möglichkeiten geschaffen, um Kleidung aus zweiter Hand ein neues Leben zu schenken.

Es überrascht nicht, dass bewusst einkaufende Verbraucher auch bei der Kosmetik keine Ausnahme machen. Wie die Studie von Utopia zeigt, ist es für 67 Prozent der Befragten wichtig, dass ihre Kosmetikprodukte nicht an Tieren getestet wurden. Mehr als drei Viertel gaben an, bei Kosmetik darauf zu achten, dass sie frei von bedenklichen Inhaltsstoffen ist. Dass die Produkte günstig sind, ist nicht einmal für einen von zehn Befragten wichtig (9 Prozent).


Warum auf nachhaltigen Konsum achten?

Nachhaltiger KonsumDer Frage, warum Verbraucher nachhaltig konsumieren möchten, ist der Verpackungshersteller Tetra Pak in einer weltweit durchgeführten Studie auf den Grund gegangen. Die Ergebnisse:

  1. 58 Prozent der Menschen, die umweltverträgliche Produkte kaufen, möchten damit die Erde für künftige Generationen erhalten. Das ist damit die wichtigste Motivation.
  2. An zweiter Stelle (37 Prozent) steht der Wunsch, etwas für seine Mitmenschen zu tun.
  3. Ein Drittel kauft umweltverträgliche Produkte, weil es ihrem Lebensstil entspricht und weil sie sich von nachhaltigen Produkten mehr Vorteile als von herkömmlichen Produkten erhoffen (beispielsweise gesündere Ernährung).

Unabhängig der Motivation lässt sich zusammenfassen: Umweltbewusste Produkte mit fairen und ökologischen Produktionsbedingungen sind schon längst keine Randthemen mehr. Nachhaltiger Konsum ist im Mainstream angekommen – in Deutschland und international.

Weitere Tipps für eine nachhaltigere Lebensweise finden Sie deshalb auch in weiteren Beiträgen auf unserem Blog:

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Bildnachweise

© Vorschau- und Headerbild: Robert Kneschke / stock.adobe.com

© Papiertüten mit Obst und Gemüse: happy_lark / stock.adobe.com

© Infografik Green Shape: Vaude Green Shape / nachhaltigkeitsbericht.vaude.com

© Bio-Siegel Supermarkt: Henry Schmitt / stock.adobe.com

© Regionales Gemüse: VRD / stock.adobe.com

© Nachhaltige Kleidung: Forenius / stock.adobe.com

© Grüne Einkaufstaschen: Julien Tromeur / stock.adobe.com