Der Begriff „Nachhaltigkeit“ begegnet uns mittlerweile fast täglich. Verschiedenste Produkte, Dienstleistungen und Jobs werden als „nachhaltig“ beworben, von „nachhaltigen“ Unternehmen. Wie aber wird man zu einem „nachhaltigen Unternehmen“? Wo soll man beginnen? Was hat die größten Auswirkungen? Vor allem kleine und mittelständische Unternehmen können diese Fragen vor Herausforderungen stellen. Denn so allumfänglich der Begriff ist, so schwer kann es auch sein, konkrete erste Schritte zu formulieren. Wir erklären, was Nachhaltigkeit im Unternehmen bedeutet, welche Prozesse Sie für eine Nachhaltigkeitsstrategie berücksichtigen sollten und wie Sie Schritt für Schritt Ihre eigene Nachhaltigkeitsstrategie erarbeiten können. Außerdem zeigen wir, warum es sich lohnt, über die unmittelbaren Profitmöglichkeiten hinauszublicken.

Warum Nachhaltigkeit in Unternehmen eine immer größere Rolle spielt

Entwicklung einer nachhaltigen StrategieWar der 29. Juli in diesem Jahr ein bedeutender Tag für Sie? Für unsere Erde schon! Denn auf den 29. Juli fiel in diesem Jahr der sogenannte „Erd-Erschöpfungstag“. Das bedeutet, dass wir an diesem Tag bereits die Ressourcen verbraucht haben, die das weltweite Ökosystem innerhalb eines Jahres regenerieren kann. Wir leben also seit dem 30. Juli im „Ressourcen-Minus“. 1979 wurde das Datum zum ersten Mal errechnet und fiel damals noch auf den 11. Oktober. Letztes Jahr war es bereits der 1. August – und im nächsten Jahr wird es wahrscheinlich noch früher sein als der 29. Juli. Denn um den aktuellen globalen Ressourcenverbrauch abzudecken, bräuchten wir eigentlich 1,75 Erden. Und würde die ganze Welt leben wie wir Deutschen, dann wären es sogar drei Erden. Die steigende Ressourcenknappheit zwingt viele Unternehmen dazu, ihre Prozesse und Wirtschaftlichkeit zu überdenken und Nachhaltigkeitsstrategien einzuführen.

Seit 2017 sind zudem Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Rahmen des „CSR-Richtlinienumsetzungsgesetz“ dazu verpflichtet, ihre Nachhaltigkeitsbemühungen im Geschäftsbericht anzugeben.

Neben Ressourcenknappheit und gesetzlichen Auflagen gibt es aber noch viele weitere Gründe, warum sich immer mehr Betriebe für eine nachhaltige Unternehmensführung entscheiden:

Weitere Gründe für Nachhaltigkeit im Unternehmen:

  • Kostenersparnis: Nachhaltige Unternehmen können langfristig ihre Kosten senken, denn ein verantwortungsbewusster Umgang mit Ressourcen schont Umwelt und Geldbeutel.
  • Mitarbeitergewinnung: Laut einer Umfrage des Internetportals „Worklifestyle“ bevorzugen 68 Prozent der Arbeitnehmer nachhaltige, soziale Arbeitgeber. Nachhaltigkeit motiviert also nicht nur existierende Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, sondern ist auch für die Personalakquise förderlich.
  • Wettbewerbsvorteil: Immer mehr Verbraucher legen Wert auf nachhaltige, faire Produkte und Dienstleistungen. Nachhaltigkeit dient daher der Imagepflege, Kundenbindung und -gewinnung und somit dem Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit.

Was ein nachhaltiges Unternehmen ausmacht

Definition NachhaltigkeitNachhaltige Unternehmen nutzen Prozesse, die Ressourcen so effizient und gleichzeitig schonend wie möglich einsetzen. Zu diesen Ressourcen gehören nicht nur Produktionsmaterialien, Wasser und Energie – sondern auch die Mitarbeiter.

Übergeordnetes Ziel ist es, vom Beginn der Produktion bis zum Endverbraucher möglichst wenige Rohstoffe und Energie einzusetzen und, wenn möglich, die verwendeten Stoffe am Ende wieder zu recyclen. Nachhaltigkeit in Unternehmen ist daher nicht nur eine Einzelmaßnahme, sondern ein ganzheitliches Konzept, das den gesamten Produktzyklus von Anfang bis Ende miteinbezieht.

Nach der Frage, in welchen Bereichen deutsche Unternehmen Nachhaltigkeit als besonders wichtig erachten, lagen Energieverbrauch sowie Emissionen, Abwasser und Abfall ganz vorne:

Umfrage Nachhaltigkeitsthemen im Unternehmen

5 Phasen für ein nachhaltigeres Unternehmen

Phase 1: Ausgangslage erfassen

Ausgangslage erfassen

Bestandsanalyse durchführenUm den Energieverbrauch zu senken, Schadstoffe zu minimieren oder die Zufriedenheit der Mitarbeiter zu fördern, braucht es langfristige Maßnahmen, die realistisch sind – und vor allem zu Ihrem Unternehmen passen. „One-size-fits-all“-Lösungen, die sich auf jedes Unternehmen anwenden lassen, gibt es nicht. Zu Beginn müssen Sie daher zunächst die Ausgangslage in Ihrem eigenen Unternehmen erfassen und analysieren.

Was läuft gut? Wo gibt es Optimierungsbedarf? Welche Prozesse können Sie selbst beeinflussen? Wo sind Sie von anderen – zum Beispiel Lieferanten – abhängig? Seien Sie selbstkritisch und beziehen Sie Ihr Team in die Analyse bestehender Prozesse mit ein. Um einen neutralen Blick von außen zu erhalten, bieten sich auch Kundenbefragungen an.

Einige Ansatzpunkte für die Bestandsanalyse können sein:

  • Wo kommen Ihre Rohstoffe her? Wie nachhaltig und unter welchen Arbeitsbedingungen werden sie angebaut oder hergestellt?
  • Bekommen Sie Zulieferungen aus anderen Ländern? Wie sieht es dort mit dem Arbeitnehmerschutz aus?
  • Wie zufrieden sind Ihre Angestellten vor Ort? Führen Sie eine Umfrage durch, um Änderungswünsche zu ermitteln.

Phase 2: Strategie definieren

Strategie definieren

Strategie definierenKein Unternehmen der Welt kann von heute auf morgen nachhaltiger werden. Seien Sie deshalb realistisch und arbeiten Sie langfristige Ziele aus, die Sie im Anschluss nach ihrer Priorität ordnen. Was möchten Sie in einem Jahr erreicht haben? Was in drei Jahren? Was in fünf Jahren? Setzen Sie sich auch kleine Meilensteile, die zum Erreichen Ihrer langfristigen Ziele nötig sind. Ziele, die in einer nachhaltigen Strategie verankert sein könnten, sind zum Beispiel:

Eindeutig messbare Ziele:

Qualitative Ziele:

Phase 3: Maßnahmen festlegen

Maßnahmen festlegen

Maßnahmen umweltfreundliches BüroEs gibt mehrere Punkte, an denen Ihr Unternehmen ansetzen kann, um langfristig nachhaltiger zu wirtschaften. Erste Maßnahmen, die meist relativ schnell umzusetzen sind, sind zum Beispiel die umweltfreundlichere Gestaltung Ihrer Büros. Dazu kann auch der Transport Ihrer Mitarbeiter zum Büro gehören, indem Sie Ihnen etwa Dienstfahrräder anstatt Dienstwägen zur Verfügung stellen. Gerade in Großstädten wie Berlin ist dies eine ideale Maßnahme, um Geld zu sparen, die Gesundheit Ihrer Mitarbeiter zu verbessern und der Umwelt etwas Gutes zu tun. Halten Sie Meetings per Videochat oder Telefonat statt ständiger Bahn- und Flugreisen und verringern Sie Ihr Kopieraufkommen…Um im Büro nachhaltiger zu arbeiten, gibt es eine Vielzahl an Maßnahmen, die kurz- bis mittelfristig umgesetzt werden können und schnelle Ergebnisse liefern. In unserem Artikel über Tipps für ein umweltfreundliches Büro erfahren Sie noch mehr.

Wie sehen nachhaltige Unternehmensansätze auf Produktseite aus?

Zur nachhaltigen Unternehmensführung gehört aber noch viel mehr – besonders für Unternehmen, die Rohstoffe verarbeiten, um Waren herzustellen. Werden die eingesetzten Rohstoffe so effizient wie möglich verarbeitet? Was passiert mit dem Produkt, wenn der Konsument es nicht länger braucht oder haben möchte?

Der nachhaltige Ansatz besteht also darin, dass das Produkt von der Produktion bis zum Recycling gedacht wird. Das ist das Prinzip von „Cradle-to-Cradle“, von Wiege zu Wiege. Wenn ein Produkt am Ende seiner Nutzungszeit angekommen ist, soll es demnach entweder biologisch abbaubar sein, oder so viele Bestandteile wie möglich weiterverwendet werden können. Die Idee ist eigentlich nicht neu: Wir kennen sie vom Altglas.

Das kann sich durchaus in attraktiven Preisen niederschlagen: Wird ein Rohstoff weiterverwertet, sparen Sie sich die Kosten für seine Neugewinnung. Die Ersparnis können Sie entweder an Ihre Kunden weiterreichen, um sich bei gleicher Qualität vor der Konkurrenz zu profilieren. Oder Sie machen den umweltbewussten Umgang mit Ressourcen zum Alleinstellungsmerkmal und können so einen höheren Preis rechtfertigen.

„Human Resources“ – Was ist mit den Menschen?

Welche ist die wichtigste Ressource Ihres Unternehmens? Wenn Sie jetzt als Erstes an Ihre Mitarbeiter gedacht haben, Glückwunsch! Auch der rücksichtsvolle Umgang mit den Mitarbeitern gehört zur nachhaltigen Unternehmensführung. Das heißt, Sie versuchen eine Arbeitsumgebung zu schaffen, die Rücksicht auf die Gesundheit und Zufriedenheit Ihrer Mitarbeiter nimmt. Praktische Maßnahmen, um die Mitarbeiterzufriedenheit zu steigern, sind zum Beispiel:

  • Flexible Arbeitszeiten und Home-Office-Angebote
  • Außerbetriebliche Aktivitäten, die das Zusammengehörigkeitsgefühl steigern
  • Firmenfitness-Angebote

Wichtig hierbei ist: Es geht unter Umständen nicht nur um Ihre eigenen Mitarbeiter. Nach dem Prinzip der CSR und nachhaltigen Unternehmensführung sollten Sie sicherstellen, dass sich Lieferanten und Rohstoffproduzenten ebenso für ihre Angestellten einsetzen.

Phase 4: Umsetzung sicherstellen

Umsetzung sicherstellen

Ideen für grüne UnternehmenDie ambitioniertesten Ziele und umfangreichsten Maßnahmen können nur dann gelingen, wenn Sie auch zuvor an die praktische Umsetzung denken. Legen Sie Verantwortliche fest, aber beziehen Sie auch jeden einzelnen Mitarbeiter im Team in die Umsetzung mit ein – denn die Umsetzung einer Nachhaltigkeitsstrategie liegt in der gemeinsamen Verantwortung. Gegebenenfalls werden Sie im Arbeitsalltag feststellen, dass Sie zusätzliche Maßnahmen einführen müssen, um die zuvor definierten Ziele erfüllen zu können. Gute Organisation, offene Kommunikation und stetiges Monitoring sind daher ein Muss:

Phase 5: Messen und berichten

Messen und berichten

Prozess einer nachhaltigen UnternehmensstrategieNachhaltigkeit im Unternehmen ist ein stetiger Prozess. Um den Erfolg zu messen, setzen vor allem große Konzerne und Unternehmen auf umfassende Nachhaltigkeitsanalysen, die von spezialisierten Ratingagenturen durchgeführt werden. Aber auch kleine Unternehmen können ihre nachhaltigen Maßnahmen anhand verschiedener Leistungskennzahlen (sogenannten „Key-Performance-Indicators“, kurz: KPIs) messen. Hierfür unterscheidet man in drei Kategorien:

  1. Ökonomische KPIs, z.B. die Gewinnentwicklung, Wertsteigerung, Produktqualität
  2. Soziale KPIs, z.B. Mitarbeiterzufriedenheit, Beschäftigungsentwicklung, Anzahl von Weiterbildungsmaßnahmen
  3. Ökologische KPIs, z.B. Energieverbrauch, Abfallmenge, Materialverbrauch, Emissionen von Treibhausgasen

Generell gilt: Nur was man messen kann, kann man auch verbessern. Investieren Sie also auch ausreichend Zeit in die Messung Ihrer Maßnahmen und orientieren Sie sich nicht nur an konkreten Zahlen, sondern auch an den sozialen Leistungskennzahlen.

Fazit: Nachhaltige Unternehmensführung zahlt sich aus

Nachhaltigkeit im Unternehmen ist ein ganzheitliches Konzept, das nicht von heute auf morgen umsetzbar, aber den Aufwand mehr als wert ist. Dabei sollten Sie nicht nur Ihre eigenen unmittelbaren Büroräume miteinbeziehen, sondern vielmehr umfassend überlegen, wie Ihr Unternehmen zu einer geringeren Belastung für die Umwelt beitragen kann. Auch Ihre Angestellten, die Angestellten Ihrer Zulieferer und Rohstoffhersteller sollten in diese Überlegung miteinfließen. Verankern Sie nachhaltige Maßnahmen in Ihrer Unternehmenskultur, so können Sie dafür sorgen, dass Ihr Betrieb langfristig wettbewerbsfähiger, profitabler und innovativer wird. Nachhaltigkeit in Unternehmen zahlt sich deshalb ganz klar aus!

Wenn auch Ihr Unternehmen bereits Maßnahmen für eine nachhaltigere Unternehmensführung ergriffen hat, dann freuen wir uns auf Ihre Vorschläge! Sie haben weitere Anregungen und Ideen? Hinterlassen Sie uns einen Kommentar!

Bildnachweise

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© Glühbirne / Phase 4: Umsetzung sicherstellen: one photo / shutterstock.com

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