Kaffeebecher, Plastikverpackungen, leere Flaschen: Vor allem im Sommer sammelt sich in den Berliner Parks, auf Plätzen und auf Gehwegen der Müll. Um das sogenannte Littering einzudämmen und unsere Stadt sauber zu halten, sind Politik, Wirtschaft und Gesellschaft gefragt. Lesen Sie in diesem Artikel, was wir tun müssen, um Müll im öffentlichen Raum zu vermeiden.

Von Littering spricht man, wenn Müll einfach auf die Straße oder in die Umgebung geworfen wird. Nach Angaben der gemeinnützigen Initiative wirBERLIN muss die Stadtreinigung allein in der Hauptstadt jedes Jahr 48.000 Tonnen Müll von den Straßen sammeln. Die Kosten gehen in die Millionen. Dem Verband kommunaler Unternehmen zufolge geben die Gemeinden und Kommunen deutschlandweit jährlich rund 700 Millionen Euro aus, um Straßen, Plätze und Grünanlagen von Müll zu befreien.

Müll auf öffentlichen Flächen vermeiden: Was wir im Alltag tun können

Schon kleine Änderungen in den alltäglichen Gewohnheiten können helfen, Littering einzudämmen – wenn viele Menschen mitmachen. Denn wenn man davon ausgeht, dass niemand seinen Hausmüll auf die Straße schüttet (es ist übrigens auch verboten, ihn in einem öffentlichen Mülleimer zu entsorgen) lassen sehr viele Menschen jeweils nur kleine Mengen Müll in Berlins Straßen und Parks liegen. Und diese kleinen Mengen summieren sich irgendwann.

Jeder Einzelne kann folgendes tun, um Müll im öffentlichen Raum zu vermeiden.

Abfalleimer1)    Müll in den Mülleimer werfen

Psychologen von der Berliner Humboldt Universität haben das Phänomen Littering untersucht. Auftraggeber der Studie waren mehrere kommunale Stadtreinigungsunternehmen, darunter die BSR. Über einen Zeitraum von 14 Jahren hinweg befragten die Wissenschaftler Menschen in Berlin, Frankfurt, Köln und Hamburg.

Ein Ergebnis der Studie: Meist sind es junge Leute zwischen 21 und 30 Jahren, die Müll einfach fallen oder liegen lassen. Die Gründe sind Bequemlichkeit und Faulheit. Auch Jugendliche und Menschen über 50 Jahre sind der Studie nach häufig für Littering verantwortlich.

Das Fatale daran: Je mehr Müll herumliegt, desto geringer ist oft die Hemmschwelle, die
Umgebung weiter zu vermüllen. Auch das ist wissenschaftlich belegt. Der Grund ist der sogenannte Broken-Windows-Effekt: Wirkt die Umgebung vernachlässigt – ob es nun um Müll oder andere Verunreinigungen oder Beschädigungen geht – fühlen die Menschen sich nicht mehr dafür verantwortlich und geben sich weniger Mühe, ihrerseits die Umgebung in Ordnung zu halten.

Was es den Menschen hingegen leicht macht, Müll richtig zu entsorgen, sind den Psychologen der Humboldt Universität zufolge genügend Mülleimer, die gut erkennbar sind und regelmäßig geleert werden. Im Berliner Stadtgebiet verteilen sich aktuell rund 25.000 Mülleimer. Das knallige Orange dürfte kaum jemand übersehen.

Fazit: Wer seinen Müll in den Mülleimer wirft, motiviert auch andere, die Straßen sauber zu halten.

Wiederverwendbare Utensilien2)    Gut vorbereitet das Haus verlassen

Ideal ist es, bereits früher anzusetzen – und Müll gar nicht erst entstehen zu lassen. Wenn Sie zum Beispiel eine wiederverwendbare Trinkflasche und einen Mehrwegbehälter für Ihre Verpflegung nutzen, vermeiden Sie Verpackungsmüll. Dazu ist es nicht einmal unbedingt nötig, sich auch die eigene Verpflegung mitzubringen. Wasserflaschen können Sie zum Beispiel kostenlos an einer der vielen Berliner Refill-Stationen auffüllen.

Die Initiative Refill möchte erreichen, dass die Menschen in Deutschland ihre Flaschen unterwegs kostenlos mit Leitungswasser auffüllen können. Sie verteilt dazu blaue Refill-Aufkleber an Läden, Cafés und andere Gewerbe, die durstigen Passanten offenstehen. Refill ist eine der vielen Berliner Initiativen, die sich gegen Plastikmüll im Meer einsetzen.

 

Seine eigenen Sachen mitzubringen und sie später wieder mitzunehmen ist besonders beim Grillen wichtig. An sonnigen Wochenenden sind Berliner Parks und Grillplätze voller Menschen, die fröhlich Grillfleisch, Gemüsespieße und Salate genießen. Nachdem die Gruppen und Rauchschwaden abgezogen sind, bleiben oft leere Flaschen, Einweggrills und Verpackungsmüll zurück. Eine Alternative ist, einfach folgendes mitzubringen:

  • einen eigenen, wiederverwendbaren Grill
  • Mehrweg-Geschirr und -Besteck
  • Mülltüten, um den anfallenden Müll mitnehmen und richtig entsorgen zu können
  • Getränke in Pfandflaschen: Selbst wenn Sie sie nicht selbst wieder mitnehmen, wird sich jemand anderes des Leerguts annehmen.

3)    Bescheiden mit Einweggeschirr und Verpackungen umgehen

Doch manchmal reicht die Zeit einfach nicht, um sich eine Mehrwegbox einzupacken – und man greift doch zu einem Mittagessen in einer Einwegverpackung. Versuchen Sie dann, unnötige Verpackung zu vermeiden. Muss es wirklich eine Plastiktüte sein, wenn Sie das Sandwich sowieso gleich essen? Brauchen Sie wirklich zwei Servietten oder reicht eine? Braucht Ihr Cappuccino to go wirklich einen Deckel, wenn Sie ihn direkt trinken?

Abfall aufsammeln4)    Müll aus der Umgebung aufheben

Es ist ein wichtiger Schritt, Müll zu vermeiden. Noch besser ist es, (zusätzlich) Müll aus der Natur und von den Straßen aufzuheben. Hier setzt die Initiative aufheber.org an: Die Mitglieder verpflichten sich, täglich drei Stück Müll aus der Umgebung aufzuheben und in den Mülleimer zu werfen.

Ein weiteres der vielen Berliner Umweltprojekte ist die Aktion „Kehrenbürger“ der BSR. Wer seinen Innenhof, ein Waldstück, einen Spielplatz oder einen anderen Ort, für den die BSR nicht zuständig ist, von Müll befreien möchte, kann die Aktion bei der BSR anmelden – und erhält im Gegenzug Greifzangen und Mülltüten. Die BSR holt den Müll außerdem im Anschluss ab.

5)    Umweltsünder ansprechen oder Müll melden

Kaum ist der Spielplatz nach so einer Sammelaktion endlich wieder sauber, landet oft schon wieder neuer Müll dort. Manche Experten raten: Wer mitbekommt, wie jemand seinen Müll einfach in die Umgebung wirft oder sich anschickt, ihn dort liegen zu lassen, kann die Leute darauf ansprechen – und sie bitten, ihren Müll richtig zu entsorgen.

Zugegeben, das ist ein Tipp für Fortgeschrittene. Wer sich nicht mit fremden Menschen anlegen möchte, hat auch eine etwas diskretere, weniger konfrontative Möglichkeit, gegen Müll im öffentlichen Raum vorzugehen. Über die App Müll-weg.de kann man sogenannten wilden Müll, also illegale Müllentsorgung auf der Straße, auf Plätzen oder Bahnhöfen melden. Die App leitet die Meldung an die zuständige Behörde weiter. Über die Website der Berliner Ordnungsämter kann man Littering auch direkt dort melden.

Wer Müll in Seen oder Flüssen entdeckt, kann ihn über die Gewässerretter-App der Umweltorganisation NABU melden. Über die App lassen sich auch gleich Müllsammelaktionen organisieren.

Müll an öffentlichen Plätzen vermeiden: Auch Gastronomen gefragt

Vytal BoxenDamit unsere Straßen und Plätze sauber bleiben, sind aber auch andere Akteure gefragt. Das ist zunächst einmal die Stadt oder Gemeinde: Sie muss, wie es in Berlin bereits der Fall ist, Mülleimer aufstellen und sie regelmäßig leeren. Auch Trinkbrunnen können dabei helfen, Müll auf öffentlichen Plätzen zu vermeiden. Zudem sind Information und Öffentlichkeitsarbeit wichtig.

Aber auch Lebensmittelgeschäfte und Gastronomen können einen großen Teil dazu beitragen, dass die Berliner Plätze und Straßen sauber bleiben. Zum Beispiel, indem sie Mehrwegbehälter für Essen zum Mitnehmen anbieten. In Berlin haben sich mit den Vytal-Boxen oder den reCups bereits zwei Systeme etabliert. Das Projekt „Klimaschutz is(s)t Mehrweg“ unterstützt Gastronomen dabei, Mehrwegsysteme zu nutzen. Außerdem stellt es Firmen Mehrweggefäße zur Verfügung, die die Mitarbeiter für ihr Mittagessen nutzen können.

BSR für Sanktionen gegen Littering

Bußgeld der PolizeiDie BSR sagt, dass zusätzlich auch Sanktionen notwendig sind, um Müll auf öffentlichen Plätzen zu vermeiden. Es müsse klar sein, dass es ein Delikt sei, Müll in die Umgebung zu werfen. Das Bußgeld müsste auch ab und zu eingezogen werden. Wer einzelne Müllstücke auf die Straße oder in die Natur wirft oder sie dort liegen lässt, riskiert in Berlin derzeit ein Bußgeld von bis zu 35 Euro und auf Spielplätzen sogar bis zu 50 Euro.
Haben Sie schon einmal beobachtet, wie jemand Müll in der Umgebung liegen lässt? Oder haben Sie weitere Ideen, wie sich Müll im öffentlichen Raum vermeiden lässt? Schreiben Sie uns einen Kommentar!

 

Bildnachweise

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© Vytal Boxen: Vytal Pressematerial / vytal.org/

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