Taschentücher sind Tempos, Wattestäbchen Q-Tips und wer ein Klebeband braucht, fragt nach Tesafilm: drei Beispiele für sogenannte „Deonyme“. Der Fachbegriff beschreibt Markennamen, die zum Inbegriff einer ganzen Produktkategorie geworden sind. Vielen ist gar nicht bewusst, dass es noch andere Anbieter gibt, die oftmals sogar gesünder, günstiger oder nachhaltiger sind, als die genannten Platzhirsche. So ein Marken-Deonym finden wir auch im „World Wide Web“: Denn, wer im Internet sucht, der googelt.
Bei der Recherche im Internet ist vielen neben Markengigant Google noch die Microsoft-Suchmaschine Bing ein Begriff. Aber haben Sie schon einmal von Ecosia oder Qwant gehört? Dahinter verbergen sich zwei von vier nachhaltigen Suchmaschinen, die wir Ihnen in diesem Artikel genauer vorstellen. Denn neben dem Ausliefern von passenden Suchergebnissen setzen diese Suchmaschinen auch auf einen erhöhten Daten- und Umweltschutz.
Klimakiller Internet
Die Nutzung des World Wide Web verursacht alleine in Deutschland jährlich ca. 22 Milliarden Tonnen CO2-Emissionen und ist somit für fast 10 Prozent des deutschen CO2-Ausstoßes verantwortlich. Um diese Zahl ins Verhältnis zu setzen: Der deutsche Passagierluftverkehr verursacht knapp 22 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr, wovon 1,5 Millionen Tonnen auf Inlandsflüge entfallen. Unser Flugverkehr ist also „nur“ 0,1 Prozent so schädlich wie unsere Internetnutzung. Was können wir also tun, um unseren CO2-Fußabdruck beim Surfen des Netzes zu reduzieren? Ein Anfang ist die Nutzung einer nachhaltigen Suchmaschine.
So generieren Suchmaschinen Umsätze
Google, Bing & Co. verdienen ihr Geld durch die Schaltung von Anzeigen. Jedes Mal, wenn wir einen Suchbegriff eingeben, werden an oberster Stelle der Ergebnisse Werbeanzeigen eingeblendet, die relevant zu dem eingegebenen Begriff sind. Um hier gelistet zu werden, bezahlen die Unternehmen für jeden Klick Geld an die entsprechende Suchmaschine. Mit diesem System ist Google zu einem der mächtigsten Unternehmen der Welt geworden. Es gibt aber auch Anbieter, welche diese Einnahmen für nachhaltige Zwecke nutzen.
Wir stellen Ihnen vier nachhaltige Suchmaschinen vor, die Sie ans Ziel bringen und gleichzeitig den Schutz unserer Umwelt im Blick haben.
Vier alternative Suchmaschinen für ein nachhaltigeres Internet
Ecosia
Die Suchmaschine, die Bäume pflanzt – so beschreibt sich Ecosia in eigenen Worten. Und das mit Recht: denn pro 45 Suchanfragen pflanzt das Unternehmen einen Baum.
Der Google-Konkurrent wurde 2009 in Deutschland gegründet und hat sich dem Klimaschutz verschrieben. Das Non-Profit-Unternehmen investiert nämlich sämtliche Gewinne für Klimaprojekte, wovon 80 Prozent in die Pflanzung von Bäumen in über 30 Ländern fließen. So konnten bis Ende März 2022 knapp 146.000.000 Bäume in der ganzen Welt gepflanzt werden. Das entspricht ungefähr sieben Mal dem Grunewald, der laut Forstamt knapp 20 Millionen Bäume umfasst. Gleichzeitig unterliegt Ecosia den deutschen Datenschutzrichtlinien. Somit unterliegen sie deutlich strengeren Kontrollen und Auflagen als Unternehmen aus den USA. Ein weiterer Pluspunkt der grünen Suchmaschine: Der Energiebedarf des Unternehmens wird durch Solarpaneele gewonnen, die sogar 200 Prozent mehr Energie generieren, als das Unternehmen verbraucht.
Qwant
Qwant ist eine französische Suchmaschine, die ebenfalls zu 100 Prozent mit Strom aus erneuerbaren Energien betrieben wird. Besonders ist, dass sie keine Cookies nutzen und somit vollständige Anonymität garantieren. Sie ist einer der wenigen Webseiten, auf denen keine Cookie-Banner weggeklickt werden müssen und trotzdem alle Datenschutzgesetze eingehalten werden. Neben der klassischen Websuche bietet Qwant auch ein Kartentool zur Navigation sowie eine jugendfreie Websuche für Kinder im Alter von 6 bis ca. 10 Jahren.
Gexsi
Die Suchmaschine Gexsi wurde ebenfalls in Deutschland gegründet und hat ihren Hauptsitz in Berlin. Anders als bei Ecosia werden bei Gexsi mit den Werbeeinnahmen keine Bäume gepflanzt, sondern soziale Projekte auf der ganzen Welt gefördert. So konnten u.a. bereits die Aufbereitung von Altplastik in Drittländern, die Umwandlung giftiger Rotalgen zu Dünger und die Einführung von Mehrwegflaschen zur Säuberung von Thailands Stränden gefördert werden.
VeggieSearch
Auch für vegan lebende Menschen gibt es eine eigene Suchmaschine. Im Gegensatz zu Google und Co. möchte VeggieSearch nicht das gesamte Internet zugänglichen machen, sondern zu jedem Suchbegriff ausschließlich vegan und fair bzw. nachhaltig hergestellte Waren anzeigen. Hierfür ist größtenteils eine manuelle Kontrolle und Pflege der Suchergebnisse nötig. Aufgrund des noch immer recht geringen Angebotes und des hohen Arbeitsaufwandes ist die Anzahl der Suchergebnisse noch schmal. Je mehr Personen die Suchmaschine aber nutzen und entsprechende Produkte fordern, desto mehr Druck wird auf Hersteller ausgeübt, ihr Angebot dementsprechend anzupassen.
Und was ist mit Suchmaschinen-Gigant Google?
Wir wollen nicht so weit gehen, den absoluten Marktführer als nachhaltig zu bezeichnen. Schließlich verbraucht Google mit seinen riesigen Serverfarmen unglaubliche Mengen an Energie – pro Jahr ungefähr so viel wie die Stadt San Francisco. Im Monat entspricht das einem CO2-Ausstoß, der mit 25 Weltumrundungen per Auto gleichzusetzen ist. Allerdings bemüht Google sich, um eine nachhaltige Ausrichtung des Unternehmens und soll deshalb ebenfalls erwähnt werden. Unter anderem verwendet das Unternehmen 100 Prozent Ökostrom, betreibt eigene Solaranlagen und legt großen Wert auf das Recycling aller Materialien, die in ihren Rechenzentren genutzt werden.
Zusätzlich möchte Google auch seine Nutzer zu nachhaltigem Handeln animieren. So wird bei der Navigationssoftware „Google Maps“ künftig nicht nur der schnellste oder kürzeste Weg zum Ziel angezeigt, sondern auch die Route mit dem geringsten Kraftstoffverbrauch. Auch Fahrradfahrer bekommen neue Funktionen, die ihnen besonders kraftsparende Routen vorschlagen. Bei „Google Flights“, dem Tool zum Vergleich von Flugverbindungen, bewertet Google Flüge künftig mit einem Nachhaltigkeitsranking, das die erzeugten Emissionen pro Sitzplatz darstellt und alternative Routen vorschlägt, die weniger umweltschädlich sind. Ebenso möchte die Suchmaschine Hotels und Gastronomiebetriebe in der Suche hervorheben, die besonders nachhaltig und umweltbewusst arbeiten, um den Nutzern einen Urlaub mit gutem Gewissen zu ermöglichen. Auch in der Produktsuche werden energiesparende Geräte prominenter dargestellt und der Besucher auf den Energieverbrauch aufmerksam gemacht.
Fazit
Auch wenn das Internet aus unserem Leben nicht mehr wegzudenken ist, sollten wir im Auge behalten, dass es immense Mengen an Energie verbraucht. Suchmaschinen generieren astronomische Umsätze, indem sie uns zuverlässig die Informationen liefern, die wir benötigen. Ob das erwirtschaftete Geld für nachhaltige oder soziale Zwecke genutzt wird, beeinflussen wir dabei unmittelbar mit der Wahl unserer bevorzugten Plattform. Solange die Qualität der Informationen dieselbe bleibt, sollten wir also alternativen Anbietern eine Chance geben – eventuell tragen wir so zum Schutz unserer Umwelt bei.
Haben Sie schon Erfahrungen mit alternativen Suchmaschinen gesammelt oder haben wir in unserer Auflistung weitere nachhaltige Suchmaschinen unerwähnt gelassen? Wir sind gespannt und freuen uns über Ihre Meinung in den Kommentaren.
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Bildnachweise
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© VeggieSearch-Logo: veggiesearch.de
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