In deutschen Haushalten werden allein für die Ernährung jährlich 4,4 Tonnen Treibhausgase verursacht. Das entspricht 16 Prozent der gesamten Emissionen und ist somit in der Klimabilanz ungefähr gleichauf mit der Mobilität. Die Ernährung scheint also ein wichtiger Faktor beim Klimawandel zu sein, wird in diesem Kontext aber – anders als Autoabgase und Industrie – eher selten beachtet. Gleichzeitig ist es ein Aspekt, den wir alle täglich beeinflussen können. Was kann also jeder Einzelne tun, um die Auswirkungen auf die Umwelt zu minimieren? In diesem Artikel geben wir Ihnen einige Denkanstöße und Tipps, wie Sie bereits mit kleinen Gewohnheitsänderungen etwas gegen den Klimawandel tun können.

Kein Essen wegwerfen

Food sharing appEiner der wichtigsten Punkte für eine klimafreundliche Ernährung ist der sparsame Umgang mit vorhandenen Ressourcen. Leider ist das Entsorgen von Lebensmitteln das schädlichste Verhalten, das wir Deutschen an den Tag legen. Dies liegt zum einen an falschem Einkaufsverhalten (z.B. in dem zu viele Lebensmittel gekauft werden oder Impulskäufe getätigt werden), zum anderen daran, dass vergessen wird, was noch im Kühlschrank liegt. Fakt ist: Jedes weggeworfene Lebensmittel belastet die Umwelt enorm. Trotzdem verschwenden wir Deutschen laut WWF jedes Jahr rund 18 Millionen Tonnen. Um durch eine gesunde Ernährung das Klima zu schützen, sollten Lebensmittelabfälle deshalb so gut wie möglich vermieden werden. 

Ein Unternehmen, das sich der Rettung von Lebensmitteln verschrieben hat, ist das Berliner Start-up SirPlus. SirPlus bewahrt Lebensmittel, die kurz vor Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums stehen oder nicht der Norm entsprechen, vor der Mülltonne, indem diese vergünstigt online und in einem der sechs Berliner Läden verkauft werden. Durch einen Einkauf bei SirPlus können Sie also direkt selbst zum Lebensmittelretter werden. 

Eine weitere schlaue Idee, um der Verschwendung von Nahrungsmitteln entgegenzuwirken, hatte Lisa Zvonetskaya, die die Foodsharing App UXA gegründet hat. Mit der kostenlosen Smartphone-App können Lebensmittel, die man selbst nicht mehr essen möchte, eingestellt und an andere verschenkt werden. Davon profitiert nicht nur die Umwelt. Das Teilen von Lebensmitteln ist auch eine tolle Möglichkeit, um mit neuen Leuten in der Nachbarschaft in Kontakt zu kommen – zum Beispiel, wenn Sie neu in Berlin sind. 


Sir Plus mit Hamster HugoUm Lebensmittelverschwendung im Alltag zu vermeiden oder so gut es geht zu reduzieren, helfen außerdem diese fünf Tipps:

  • Tipp 1: Greifen Sie im Supermarkt auch mal zu Obst und Gemüse, dass nicht der Norm entspricht, aber deshalb dem Geschmack in nichts nachsteht.
  • Tipp 2: Lassen Sie sich nicht von Lockangeboten leiten und erstellen Sie vorab immer einen Einkaufszettel.
  • Tipp 3: Verstauen Sie Lebensmittel nach Mindesthaltbarkeitsdatum im Kühlschrank, sodass nichts in Vergessenheit gerät.
  • Tipp 4: Auch mit Resten lassen sich noch leckere Menüs zaubern. Lassen Sie sich zum Beispiel auf der Webseite zugutfuerdietonne.de Rezeptideen aus den Zutaten vorschlagen, die Sie noch vorrätig haben.
  • Tipp 5: Falls doch abgelaufene oder nicht mehr genießbare Lebensmittel weggeworfen werden müssen, sollte unbedingt auf die korrekte Entsorgung geachtet werden. So kann anfallender, biologischer Abfall zumindest kompostiert und wiederverwendet werden. Dazu stehen privaten Haushalten die Bio-Tonne zur Verfügung und Gastronomen die Mülltonne für Speisereste.

Biologisch angebaute Lebensmittel kaufen

Biofeld GemüseViele der Chemikalien, die für die konventionelle Landwirtschaft genutzt werden, schaden dem Mutterboden und den wichtigen Insekten. Bis sich der Boden von diesen Chemikalien erholt, vergehen viele Jahre. Zusätzlich ist der in der konventionellen Landwirtschaft gebrauchte Stickstoffdünger in der Produktion sehr energieintensiv und verursacht Lachgas, das ein sehr starkes Treibhausgas darstellt. Aus diesem Grund ist es für die Umwelt und das Klima deutlich schonender und nachhaltiger, wenn Sie zu Bio-Produkten greifen. Damit Sie biologisch angebaute Lebensmittel im Alltag erkennen, gibt es eine Vielzahl an Siegeln und Produktlabels. Welche davon empfehlenswert sind, erfahren Sie auf der Webseite siegelklarheit.de der Bundesregierung. 

Zu regionalen Produkten greifen

Marktstand regionales GemüseEin großer Teil der durch Lebensmittel verursachten Treibhausgasemissionen entsteht durch den Transport. Sobald Nahrungsmittel Ländergrenzen überqueren müssen, kann man davon ausgehen, dass sie weite Strecken mit LKW, Schiff oder Flugzeug zurückgelegt haben und damit eine besondere Belastung für die Umwelt darstellen. Aus diesem Grund sollten Sie vermehrt zu regionalen Produkten greifen. Am besten findet man diese auf Wochenmärkten und in kleineren Obst- und Gemüseläden. Die Produktkennzeichnung „Regionalfenster“, mit der Hersteller seit 2014 ihre Lebensmittel freiwillig deklarieren können, gibt Ihnen Auskunft darüber, woher die Hauptzutaten eines Produktes stammen und wo diese verarbeitet wurden. 

Sie leben in Berlin oder Brandenburg? Um regelmäßig regionale Produkte geliefert zu bekommen, können Sie auch das System „SpeiseGut“ nutzen, über das wir in unserem Blogartikel „Umweltaktionen in Berlin“ berichtet haben. SpeiseGut nutzt die sogenannte solidarische Landwirtschaft, bei der ein landwirtschaftlicher Betrieb mit einem festen monatlichen Betrag unterstützt wird. Im Gegenzug erhalten Sie dafür regelmäßig regionales Obst und Gemüse, das direkt vom Bio-Bauernhof kommt.

Wer einen Garten oder Balkon hat, kann außerdem auch einzelne Lebensmittel selbst anbauen. Und dank „Urban Gardening“ ist es in der Großstadt bereits heute möglich, auch ohne ein eigenes Stück Land zum Hobby-Gärtner zu werden. 

Saisonal einkaufen

Marktstand saisonales GemüseIm Winter ein Eis mit heißen, frischen Kirschen zu essen, ist zwar eine schöne Vorstellung, aber auch hochgradig umweltschädlich. Nicht-saisonale Lebensmittel werden in fernen Ländern häufig unter umweltschädlicheren Umständen hergestellt und müssen weite Strecken zurücklegen. Hierdurch wird natürlich wieder viel CO2 produziert. Zu den Umweltaspekten kommt bei diesen Ländern noch der menschliche Aspekt hinzu: Schließlich werden diese Lebensmittel oftmals noch unter fragwürdigen, arbeitsrechtlichen Umständen angebaut. Zusätzlich sind diese nicht-saisonalen Produkte sehr teuer und häufig nicht besonders schmackhaft. Um auf eine klimafreundlichere Ernährung zu achten, sollten Sie deshalb am besten immer saisonal einkaufen. Um herauszufinden, welche Obst- und Gemüsesorten Saison haben, können Sie sich zum Beispiel den Saisonkalender der Verbraucherzentrale ausdrucken und an die Kühlschranktür hängen. Dazu passende, leckere Rezepte für jede Saison finden Sie zum Beispiel auf der Webseite regional-saisonal.de.

Frische Produkte sind besser als verarbeitete 

IndustrieschnitzelSehr häufig sind frische Produkte umweltfreundlicher als ihre verarbeiteten oder tiefgekühlten Alternativen. Ein großer Teil der Treibhausgasemissionen, die durch unsere Ernährung entstehen, kommt durch Produktion, Transport, Lagerung und Zubereitung zustande. Vor allem gefrorene Lebensmittel verbrauchen neben all diesen Aspekten aber oftmals auch durch die Kühlung noch einmal zusätzliche Energie und produzieren mehr CO2. Zum Vergleich: Pommes aus der Tiefkühltruhe verursachen fast 30 Mal so viel CO2 pro Kilo im Vergleich zur selbstgemachten Variante aus frischen Kartoffeln. Aber auch verarbeitete Lebensmittel wie Käse sind wahre Umweltsünder. Während durch die Produktion von Rindfleisch ca. 13.300 Gramm CO2 pro Kilogramm entstehen, ist Käse mit 8.500 Gramm CO2 pro Kilogramm gleich auf dem zweiten Platz der klimaschädlichsten Nahrungsmittel und landet damit im Hinblick auf den CO2-Ausstoß noch weit vor Schweine- oder Geflügelfleisch. Demgegenüber wird bei der Herstellung von Gemüse lediglich 150 Gramm CO2 pro Kilogramm ausgestoßen.

Häufiger Obst und Gemüse statt Fleisch essen

VeganWeitreichend bekannt ist, dass die Ernährung mit Fleisch besonders belastend für die Natur ist. Dies ist auf den riesigen Ressourcenverbrauch für die Aufzucht von Kühen, Schweinen und weiteren Masttieren zurückzuführen. Einerseits ist der Wasserverbrauch enorm und andererseits werden diese Tiere häufig mit Soja gefüttert. Für Soja-Anbau werden wiederum viele Regenwälder abgeholzt und viel Wasser verbraucht. Zusätzlich stoßen Kühe ebenfalls Treibhausgase wie Methan aus, die in der Masse die Natur belasten. 

Dies ist auch einer der Gründe für den Trend vegan zu leben bzw. weitgehend auf tierische Produkte zu verzichten. Laut einer Statista-Umfrage unter Personen, die sich überwiegend oder ganz fleischlos ernähren, verzichten 34 Prozent, da sie mit der Haltung der Tiere nicht einverstanden sind. Immerhin 5 Prozent verzichten aufgrund der Klimabelastung und 2 Prozent aufgrund der Abholzung der Regenwälder ganz oder teilweise auf Fleisch. Die vegane Ernährungsweise ist für die Umwelt in jedem Fall die beste Variante. Natürlich müssen wir aber nicht alle gänzlich auf Fleisch verzichten. Ein guter Anfang ist es jedoch, nicht jeden Tag Fleisch zu konsumieren und wenn man es doch tut, es als Genuss und Besonderheit anzusehen. Für tierische Produkte sollte außerdem der Gang in den Bioladen auf sich genommen werden.

Fazit: Auch wenn die Ernährung im Kontext Klimawandel nicht als Erstes genannt wird, ist sie ein wichtiger Faktor.

Eine komplette Umstellung der eigenen Essgewohnheiten für eine klimafreundlichere Ernährung ist aber nicht zwingend nötig. Kleinere Änderungen tragen bereits dazu bei, dem Klimawandel entgegenzuwirken.

Weitere Informationen und Tipps, wie Sie im Alltag dazu beitragen können, unsere Umwelt zu schonen, erfahren Sie außerdem auf unserem Blog:

 

Bildnachweise:

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