Berlin zieht jedes Jahr tausende Menschen an – Menschen, die neu hierherziehen, oder aber auch wieder in ihre Heimat zurückkehren. Die Gründe dafür sind so vielfältig wie die Leute selbst. So ist Berlin für viele Stadt der Künstlerinnen und Künstler, Single-Hochburg, Startup-Metropole, Jobmotor, Stadt der unbegrenzten Möglichkeiten…Was ist Berlin für Sie? Egal aus welchem Grund Sie sich entschieden haben, in der Hauptstadt zu wohnen: Berlin ist vor allem eins: Heimat – um genau zu sein, Heimat für 3,76 Millionen Menschen. Und Prognosen zeigen: Die Zahl der Hauptstädter wird auch in Zukunft kräftig weiterwachsen.

Aber gibt es einen Zeitpunkt, an dem eine Stadt „zu voll“ ist? Steigende Luftverschmutzung durch Straßenverkehr, lange Schlangen vor Wohnungsbesichtigungen und ein umkämpfter Arbeitsmarkt zeigen schon heute, dass Städte nachhaltige Konzepte benötigen, um den Bedürfnissen der Einwohner und der Umwelt langfristig gerecht zu werden. Genau das ist der Ansatz der nachhaltigen Stadtentwicklung. Nachhaltig zu leben sollte dabei nicht (nur) Verzicht bedeuten. Vielmehr stehen ein verantwortungsbewusster Umgang miteinander und die Gemeinschaft im Vordergrund. Aber was bedeutet das in der Praxis? Wir zeigen Ihnen sechs Möglichkeiten, wie Sie bereits heute in einer Großstadt wie Berlin nachhaltig leben können und dabei die Zukunft von Morgen positiv mitgestalten.

Gemeinschaft und Selbstversorgung dank Urban GardeningUrban Gardening auf dem Dach

Kreativ und experimentell kennen wir die Bundeshauptstadt schon längst – kein Wunder also, dass sich der Trend des „Urban Gardenings“ bei uns schon fest etabliert hat. Denn wer keinen eigenen Garten oder Balkon besitzt, der muss in Berlin keineswegs aufs Gärtnern verzichten. Beim urbanen Gartenbau haben Stadtbewohner die Möglichkeit, ein grünes Paradies inmitten des Großstadtdschungels zu errichten. Egal ob Obst, Gemüse, Kräuter oder Blumen, ob auf Parkhausdecks, Industriebrachen oder grauen Hinterhöfen – an vielen Plätzen wird in der Hauptstadt bereits fleißig gegossen, gejätet und geerntet. Und das hat gute Gründe:

Grüne Sache: Deshalb ist Urban Gardening gut für Umwelt und Mensch

  1. Weltweit gehen jährlich aufgrund von Abholzung, Brandrodung, Dürre und Umwandlung in Siedlungs- und Verkehrsflächen mehr als 10 Millionen Hektar Ackerfläche verloren – eine Fläche, die so groß ist wie 14 Millionen Fußballfelder. Hinzukommt, dass der Boden an Qualität in Form von Nährstoffen und Humus verliert. Urban Gardening ermöglicht es, Nahrungsmittel auch an anderen Orten anzupflanzen, die für herkömmlichen Ackerbau aufgrund von Versiegelung nicht mehr genutzt werden können.
     
  2. Im Jahr 2018 wurden rund 14,64 Millionen Tonnen Obst und Gemüse nach Deutschland importiert. Dabei dauert es manchmal Wochen, bis die Früchte vom Feld aus Fernost in unseren heimischen Supermärkten landen. Wer zum Selbstversorger in der Stadt wird, dem dankt die Umwelt. Denn so können die langen, klimaschädlichen Transporte entfallen. Außerdem schmeckt Selbstgemachtes bekanntlich eh viel besser.

    Urban Gardening in der Großstadt
  3. Die Gemeinschaftsgärten bieten Platz für Erholung, zur freien Entfaltung und eine Oase der Entspannung vom lauten, hektischen Großstadtleben. Dass das Gärtnern sogar nachweislich gesund macht, hat eine holländische Untersuchung bewiesen. Demnach sinkt der Stresspegel durch eine halbe Stunde Gartenarbeit um 22 Prozent. Zum Vergleich: Entspannen Sie Zuhause mit einem guten Buch, sinkt der Stresspegel im gleichen Zeitraum nur um 11 Prozent. Außerdem ist eine begrünte Stadt förderlich für das Mikroklima. Wer also eine Verschnaufpause vom Smog der Großstadt braucht, der findet auf den begrünten Dächern einen Platz zum Durchatmen. 
     
  4. Urban Gardening stärkt das Gemeinschaftsgefühl in der großen, oft anonymen Stadt. Wer neu in Berlin ist, dem bieten die Gemeinschaftsgärten die Möglichkeit, viele neue Kontakte zu knüpfen. Und wer mit der Familie aktiv sein will, der bringt am besten auch die Kleinsten mit. Denn so kann Kindern ein Verständnis für die Herkunft und den Anbau von Nahrungsmitteln mit Spaß vermittelt werden.

Wer jetzt Lust bekommen hat, selbst zur Gartenschaufel zu greifen, der findet auf dieser Karte Gemeinschaftsgärten in ganz Berlin. Achten Sie bei Ihrer Auswahl aber darauf, dass Ihr urbaner Stadtgarten nicht in direkter Nähe zu einer stark befahrenden Straße liegt, damit die Pflanzen nicht von Feinstaub, Reifen- oder Bremsenabrieb umweht werden. So können Sie bedenkenlos die Früchte Ihrer Arbeit ernten.

Urban Farming: Städtische Landwirtschaft in großem Stil

Urban FarmingUrban Gardening begeistert in Berlin immer mehr Hobbygärtner. Um Großstädte ohne lange Transportwege mit Lebensmitteln zu versorgen, braucht es allerdings städtische Landwirtschaft in größerem Maßstab. Stadtplaner, Landwirte, Unternehmer und Nichtregierungsorganisationen versuchen deshalb mancherorts, Urban Farming zu etablieren. Auch wenn es keine festgelegte Definition des Begriffs gibt, verstehen die meisten darunter den groß angelegten, kommerziellen Anbau von Gemüse, Obst und Kräutern sowie Tierzucht in der Stadt. Zum Einsatz kommen dabei Freiflächen jeder Art – entsprechend unterscheidet man auch unterschiedliche Arten des Urban Farming:  

  • auf Dächern, sogenanntes Rooftop Farming
  • in Gebäuden, auch Indoor Farming genannt
  • auf Brachflächen
  • in Gebäuden oder Gewächshäusern auf mehreren Etagen übereinander, sogenanntes Vertical Farming

Vertical FarmingUrban Farming hat eine Menge Vorteile: Brachflächen oder leerstehende Gebäude werden sinnvoll genutzt und da für Lebensmittel nur kurze Transportwege anfallen, wird jede Menge CO2 eingespart. Insbesondere Vertical Farming ist zudem hoch effizient: Wissenschaftler der Columbia Universität haben herausgefunden, dass Vertical Farming mit 70 bis 95 Prozent weniger Wasser als traditionelle Landwirtschaft auskommt – bei gleichzeitig höherem Ertrag. Bei dieser Technik werden Pflanzen auf mehreren Etagen übereinander angebaut – in kleinem Stil in Gewächshäusern oder in großem Stil in Hochhäusern. Die Zucht ist meist hoch technisiert: Die Pflanzen wachsen (auch) mit LED-Licht und werden mit Sensoren überwacht. Häufig stehen ihre Wurzeln gar nicht in der Erde, sondern in Wasser, das mit Nährstoffen angereichert ist.

Doch es gibt auch kritische Stimmen. Sie monieren, dass der Anbau wegen des künstlichen Lichts viel Energie verbrauche und der Anbau ohne Erde und Sonnenlicht künstlich sei. Allerdings kommt ein Großteil des herkömmlichen Gemüses und Obstes aus unseren Supermärkten nicht mehr vom Feld des Bauern um die Ecke, sondern aus Gewächshäusern.

In Berlin hat sich ein Gastronom vorgewagt und Vertical Farming genutzt. Das Restaurant Good Banks baut seinen Salat vor Ort in vertikalen Gewächshäusern an – frischer geht es kaum. Derzeit gibt es zwei Filialen: einen in der Invalidenstraße und einen in der Joachimstraße.

Nachhaltigkeit in der Arbeitswelt: Sozial und umweltverträglich zusammenarbeiten

Neben der Produktion von Nahrungsmitteln gibt es einen weiteren Aspekt des Zusammenlebens in der Großstadt, der eine enorme Auswirkung auf die Umwelt hat: unsere Arbeitswelt. Wir verbringen häufig acht Stunden pro Tag, fünf Tage die Woche, mindestens 48 Wochen im Jahr (Urlaub eingerechnet) am Arbeitsplatz. Nach Angaben der Mobilitätsapp Moovit pendeln Berliner zudem durchschnittlich rund eine Stunde lang zur Arbeit. Unsere Arbeit nimmt nicht nur Zeit, sondern auch Raum ein: Vier Prozent der Fläche Berlins werden für Industrie und Gewerbe genutzt. Das gab das Statistische Bundesamt zum Stichtag 31.12.2016 bekannt.

Green OfficeDamit wir auch künftig gesund, umwelt- und sozialverträglich arbeiten können, ist auch die Stadtentwicklung gefragt. Architekten und Stadtplaner haben in Metropolen rund um den Globus bereits zahlreiche grüne sowie nachhaltige Gebäude errichtet. Es sind Bauten, die flächensparend und aus nachhaltigen Materialien errichtet sind, erneuerbare Energien nutzen und insgesamt geringe Auswirkungen auf die Umwelt haben. Manche sind sogar im sogenannten biophilic design errichtet und integrieren Pflanzen direkt in die architektonischen Gegebenheiten der Gebäude.

Wer nicht das Glück hat, in einem nachhaltigen, biophilen Gebäude zu arbeiten, kann dennoch einiges für Umwelt und Gemeinschaft tun. Viele klassische Tipps, die Umweltschutz im Alltag ermöglichen, lassen sich auch im Büro, in der Arztpraxis oder im Frisörsalon anwenden – teilweise sogar in größerem Rahmen:

  • Ökostrom beziehen
  • das Firmenkonto bei einer sozialen Bank oder einen Umweltbank einrichten
  • umweltfreundliche Büromaterialien beziehen
  • weniger drucken und Papier sparen
  • Leitungswasser statt Wasser aus Flaschen trinken
  • Kaffee mit dem Filter statt mit Kaffeekapseln zubereiten
  • Fair Trade Kaffee kaufen
  • nur Räume beheizen, die auch genutzt werden
  • CO2-Ausstoß kompensieren
  • Müll trennen
  • Biologische Reinigungsmittel nutzen
  • kaputte Elektrogeräte reparieren lassen, anstatt zu entsorgen
  • Recycling-Toilettenpapier nutzen
  • Beleuchtung mit Zeitschalter und Bewegungssensoren ausstatten
  • den Arbeitsweg nachhaltig gestalten

Weitere Ideen, um den Umweltschutz in Ihrem Unternehmen voranzutreiben, finden Sie auch in unserem Artikel „Mit diesen Tipps machen Sie Ihr Büro umweltfreundlicher“. Berlin bietet darüber hinaus eine Menge Möglichkeiten, auf umweltverträgliche Art zur Arbeit zu kommen: Neben den öffentlichen Verkehrsmitteln gibt es eine immer besser ausgebaute Fahrradinfrastruktur, die eine sanfte Mobilität ermöglicht. Viele Unternehmen stellen ihren Mitarbeitenden auch Umwelttickets für den öffentlichen Nahverkehr zur Verfügung oder beteiligen sich an den Kosten.

Home Office VideokonferenzFalls die Mitarbeiter denn überhaupt noch ins Büro fahren. Während der Corona-Pandemie hat sich vielfach gezeigt, dass Teams auch remote wunderbar zusammenarbeiten können. Dass Home-Office auch die Umwelt entlastet, haben Forscher der Internationalen Energieagentur herausgefunden. Demnach könnten die jährlichen Emissionen um 24 Millionen Tonnen reduziert werden, wenn die Menschen einen Tag in der Woche im Home-Office arbeiten würden.

Ob und in welchem Umfang ein Unternehmen Home-Office erlaubt, ist eine weitreichende Entscheidung, in die natürlich auch die betrieblichen Anforderungen einfließen. Daneben haben Unternehmen weitere Stellschrauben, um ihre Arbeit umwelt- und sozialverträglicher zu machen:

  • Dienstreisen (soweit wie möglich) vermeiden
  • Die Lieferkette überprüfen – und nachhaltiger und fairer gestalten
  • Nachhaltige(re) Produkte herstellen

In diesem Artikel lesen Sie, wie jedes Unternehmen seine individuelle Nachhaltigkeitsstrategie erarbeiten kann.

Sharing Economy: Geteilte Freude ist doppelte Freude

Nicht nur Gärten lassen sich in der Gemeinschaft teilen. Die sogenannte „Sharing Economy“ (Tauschen und Teilen) ist für praktisch jeden Besitz anwendbar und daher mehr eine Lebenseinstellung als nur ein Trend. Dahinter steckt der Wunsch nach mehr Gemeinschaft, mehr Nachhaltigkeit und dem Übernehmen einer größeren sozialen Verantwortung. Carsharing in der Großstadt

Nach dem Motto „Sharing is caring“ nutzt in Deutschland bereits jeder Fünfte Sharing-Angebote von Unternehmen oder Privatpersonen. Am weitesten verbreitet ist dabei das Carsharing. Und das ist gut so: Denn für die Produktion eines einzigen Autos werden im Schnitt 70 Tonnen Materialien und Ressourcen verbraucht. 70 Tonnen, die dann die meiste Zeit nicht genutzt werden. Denn 94 Prozent der Zeit steht ein privates Fahrzeug ungenutzt in Parklücken, Hinterhöfen oder Garagen. Wer sich stattdessen ein Auto ausleiht, schont die Umwelt und spart obendrauf teure Anschaffungs- und Versicherungskosten, Wartungen und Reparaturen. Carsharing-Anbieter sind dabei nicht nur die großen Firmen, deren Kraftfahrzeuge zum Ausleihen in der Stadt verteilt sind. Wenn Sie sich mit Ihren Kolleg(en)innen ein Auto teilen, um morgens zur Arbeit zu fahren, dann sind auch Sie ein „Carsharer“. 

Es gibt viele Beispiele, die zeigen, dass die „Sharing Economy“ längst zum Alltag gehören:  Das Leihen von Büchern oder DVDs an Freunde („Medien-Sharing“), das Ausleihen der Bohrmaschine oder Leiter an den Sharing EconomyNachbarn („Produkt-Sharing“) oder das gemeinsame Arbeiten verschiedener Firmen in einem Büro („Coworking“) sind nur einige davon. 

Dabei kennt Teilen keine Grenzen. Im Internet findet man zahlreiche Plattformen, auf denen Dinge geliehen statt gekauft werden können. Darunter auch einiges Kurioses: So kann man zum Beispiel auf Homecamper.com seinen eigenen Garten für Camping-Begeisterte aus ganz Europa zur Verfügung stellen. Auf Wifis.org kann das heimische Wlan-Passwort mit neuen Nachbarn geteilt werden und auf Paderbaeumchen.de der Weihnachtsbaum im Topf für ein nachhaltiges Weihnachtsfest ausgeliehen werden. 

Die Wohnung teilen – ist das noch erlaubt?

Ein weiteres Sharing-Modell, dass sich immer größerer Beliebtheit erfreut, ist das „Apartmentsharing“. Das Teilen der eigenen Wohnung ist für alle eine Win-Win-Situation. Denn wer längere Zeit nicht in seiner Wohnung ist, kann anderen Personen seine eigenen vier Wände anbieten und dadurch Miete sparen. Ob für ein Praktikum in einer anderen Stadt, den nächsten Kurzurlaub am Meer oder einen Besuch bei Bekannten: Plattformen wie Couchsurfing und AirBnB bieten Reisenden auf der ganzen Welt den schnellen Zugang zu privaten Wohnungen auf Zeit. Aber Achtung: In Berlin gibt es seit 2018 das sogenannte „Zweckentfremdungsverbotsgesetz“, durch dass das Vermieten der eigenen Wohnung nur unter bestimmten Bedingungen erlaubt ist.

Nachhaltig Wohnen in einer wachsenden StadtNachhaltig leben in der Großstadt

Wer träumt nicht von einem großen Haus im Grünen, mit Garten und vielleicht sogar an einem See? Wer in einer Großstadt wie Berlin lebt, der weiß, dass dieser Traum nur schwer mit den tatsächlichen Lebensbedingungen vereinbar ist. Wohnraum ist knapp und angesichts steigender Bevölkerungszahlen wird sich daran ohne Zutun auch nichts ändern. Deshalb müssen neue Wohnkonzepte erarbeitet werden, die …

a) es ermöglichen, mit den vorhandenen Ressourcen zusätzlichen Platz zu schaffen und

b) sich an die Bedürfnisse der Menschen anpassen.

Zu diesen Bedürfnissen gehört zum Beispiel die erhöhte Nachfrage nach kleinem Wohnraum. Laut Zahlen des Amtes für Statistik Berlin-Brandenburg leben aktuell 54 Prozent der Berlinerinnen und Berliner in einem Einpersonenhaushalt. „Micro-Housing“ – also Wohnraum für nur eine Person – ist daher besonders gefragt. Und hier kommen die sogenannten „Tiny Houses“ ins Spiel. 

Tiny Houses: Leben auf wenigen QuadratmeternLeben im Tiny House

Egal ob Sharing Economy oder Projekte wie Urban Gardening, allen ist ein Grundgedanke gemeinsam: Muss ich wirklich alles, was ich benutze, selbst besitzen? Wer viel besitzt, braucht viel Platz, also eine große Wohnung oder ein Haus. Hier zeigen die Tiny Houses einen anderen Weg.

Ursprünglich ein amerikanisches Konzept, das bezahlbaren Wohnraum schaffen sollte, haben sich die kleinen Häuser mit etwa 15 bis 45 Quadratmetern Grundfläche längst zu einem minimalistischen Trend gemausert. Sie zeigen auf, wie viel (oder eben wenig) wir eigentlich zum Leben brauchen. Sie bieten ein warmes Dach über dem Kopf, eine Rückzugsmöglichkeit, Kochgelegenheit und eigenes Badezimmer – aber eben nicht viel mehr.

100 € Monatsmiete für ein Haus

Dafür hinterlassen die kleinen Eigenheime auch nur einen kleinen CO2-Fußabdruck. Sie verbrauchen weniger Energie, sind mit vergleichsweise wenigen Ressourcen zu bauen und kosten nur einen Bruchteil von einem „normalen“ Haus. Zudem sind viele der kleinen Häuser mit Rädern ausgestattet und damit mobil.

Mittlerweile sind sie auch in Deutschland immer häufiger zu sehen. In Berlin gab es in den vergangenen Jahren einige Projekte, die auf die Mini-Häuser aufmerksam gemacht haben. Der Architekt Van Bo Le-Mentzel präsentierte auf dem Bauhaus-Campus in Berlin 2017 beispielsweise sein „Co-Being House“, das er auch „100-Euro-Wohnung“ nennt. Der Name ist Programm: Die Warmmiete für dieses vollwertige Haus mit 6,4 Quadratmetern Grundfläche beträgt monatlich nur 100 Euro.

Der Ansatz von Van Bo Le-Mentzel ist klar: Der durchschnittliche Deutsche braucht aktuell etwa 45 Quadratmeter Wohnfläche. Würde dieser Standard auf die Weltbevölkerung ausgeweitet, wäre schlicht und ergreifend nicht genug Grundfläche vorhanden. Doch auch in Großstädten selbst wird es eng.

Wohnungen so mobil wie unser LebenMobiles Tiny House

Natürlich bietet ein Tiny House nicht genug Platz für eine mehrköpfige Familie. Muss es aber auch gar nicht. Le-Mentzel wirft die Frage auf, ob man nicht auch mehrere Wohnsitze haben könnte, man sich seine Heimat also immer wieder neu aussuchen kann. Wie wäre es, wenn wir künftig statt einem fünf Wohnsitze hätten? Oder statt bei der nächsten Geschäftsreise in einem Hotel unterzukommen, lieber ein Mini-Haus auf Zeit beziehen? Wir Menschen sind so mobil wie nie zuvor und viele Jobs ermöglichen es schon heute, flexibel auf der ganzen Welt zu arbeiten.  

Darüber hinaus könnten die kleinen Häuser zum Beispiel als Räume für Nachhilfeunterricht dienen, als Atelier, Verkaufsraum oder als Unterkünfte für Obdachlose oder Flüchtlinge.

Tiny Houses sollten also nicht als reiner Verzicht auf mehr Platz gesehen werden, sondern vielmehr als Denkanstoß: Wie können wir in Städten ein besseres Miteinander erzeugen, in denen für jeden genug Platz ist?

Co-Housing: Wohnen in Gemeinschaft

Co-HousingNeben den Tiny Houses etablieren sich in den Metropolen weitere alternative Wohnformen, die die Art, wie wir wohnen, nachhaltiger und sozialer gestalten könnten. Eine davon ist Co-Housing. Dabei lebt eine Gruppe Menschen zwar in privaten Wohnungen, aber in einer Gemeinschaft zusammen. In der Regel teilen sie gemeinschaftliche Einrichtungen, zum Beispiel die Küche, den Garten, einen Spielplatz oder, in größeren Einrichtungen, eine Kita. Die Bewohner planen, bauen und verwalten ihr Co-Housing-Projekt, ihr Mehrfamilienhaus oder ihre Siedlung meist auch zusammen. Die Idee zum Co-Housing ist in den 60er Jahren in Dänemark entstanden.
Auch wenn es beim Co-Housing in erster Linie um Gemeinschaft und Selbstverwaltung geht, legen viele Bewohnergemeinschaften auch Wert auf Nachhaltigkeit. In Baden-Württemberg hat eine genossenschaftlich organisierte Dorfgemeinschaft etwa ein Haus komplett aus Abfällen errichtet.

Auch in der Hauptstadt sind in den vergangenen Jahren viele Co-Housing-Projekte entstanden. Die Plattform CoHousing Berlin informiert über die Idee, bietet einen Überblick der entstehenden Co-Housing-Gemeinschaften in der Hauptstadt und zeigt auf, welche Projekte noch Mitstreiter suchen. Vielfach bilden die Bewohner Eigentum an den Wohnungen, es gibt aber auch Mieterprojekte oder Siedlungen, die mit dem Erbbaurecht arbeiten. Hierbei räumt der Eigentümer des Grundstücks einem Pächter das Recht zur Bebauung ein. Der Pächter ist dann Eigentümer der Immobilie, während das Grundstück im Eigentum des Verpächters verbleibt.

Bei dem Projekt Wohnen am Gutspark Schönfließ etwa plant eine Baugruppe eine Siedlung mit Reihenhäusern und Einzel- und Doppelholzhäusern. Sie teilen sich einen Gemeinschaftsraum und einen Gemeinschaftsgarten. Mit dem Projekt Holzhäuser am Hahneberg entsteht im Berliner Ortsteil Staaken im Bezirk Spandau eine Holzhaussiedlung, die mit Erdwärme versorgt wird. Die Bewohner können Mieter oder Eigentümer werden und teilen sich einen großen Gemeinschaftsgarten.

Fazit: 

So facettenreich der Begriff „Nachhaltigkeit“ ist, so vielfältig sind auch die Möglichkeiten, nachhaltig zu leben. Urban Gardening oder Urban Farming, Shared Economy, nachhaltiges Arbeiten, Tiny Houses oder Co-Housing sind nur sechs von vielen Trends, die zeigen, dass Großstadtleben und Nachhaltigkeit sich nicht ausschließen. Welche Sharing-Angebote kennen oder nutzen Sie bereits? Unterstützen Sie ein Urban Gardening Projekt oder leben Sie in einer Co-Housing-Gemeinschaft? Dann freuen wir uns auf Ihre Kommentare!

Weitere Tipps für ein nachhaltiges Leben finden Sie außerdem auch auf unserem Blog:

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Bildnachweise

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