Blaue, braune, gelbe, schwarze oder grüne Mülltonne? Häufig wird uns Deutschen nachgesagt, dass unsere Mülltrennung komplex und kompliziert sei. Aber das scheint sich auszuzahlen. Denn im Ranking um die Länder mit der höchsten Recyclingquote führt Deutschland schon seit vielen Jahren die Pole-Position an. Aber wie wird Mülltrennung eigentlich in anderen Ländern geregelt? Wir nehmen Sie mit auf Entdeckungstour um die Welt und zeigen Ihnen anhand von vier Beispielen, welche Unterschiede es im Recycling weltweit gibt.
ごみの分別 (Gomi no bunbetsu): Mülltrennung auf Japanisch
Eine japanische Grundregel besagt: „Kümmere dich zuerst um dein eigenes Chaos, dann wird auch das Chaos in der Gesellschaft überwunden.“ In Japan gehören Putzen und Sauberkeit deshalb zum guten Ton. Schon von klein auf lernen japanische Kinder den richtigen Umgang mit Abfällen. Warum spielt Mülltrennung im Alltag der Japaner so eine große Rolle und wie sieht sie aus?
1. Japan trennt viel Müll, produziert aber auch viele Abfälle
Flächenmangel und damit einhergehend knappe Kapazitäten für die hierzulande üblichen Müllberge zwingen die Japaner dazu, Abfälle zunehmend zu vermeiden und auf Recycling zu setzen. Unser Redaktionsteam kann selbst noch auf keine eigenen Reiseberichte aus Japan verweisen. Liest man im Internet jedoch Erfahrungsberichte, haben alle eins gemeinsam: In Japan werden Lebensmittel und Waren oftmals nicht nur einmal, sondern gleich drei- bis vierfach in Plastik verpackt. Das spiegelt sich auch in Zahlen wider: Über 144.000 Tonnen Müll werden durchschnittlich jeden Tag in Japan produziert. Absolut gesehen steht Japan damit zwar weit hinter den USA (zum Vergleich: hier sind es sage und schreibe über 624.000 Tonnen Müll täglich). Allerdings produziert jeder Japaner durchschnittlich immer noch 1,14 Kilogramm Müll pro Tag, die wiederverwertet werden wollen.
2. Mülltrennung ist Pflicht – und wird streng kontrolliert
Wie in Deutschland ist die Mülltrennung in Japan gesetzlich geregelt. Bei uns wird dies aber längst nicht so streng kontrolliert wie in japanischen Städten. Ein großer Unterschied: In Japan werden Abfälle nicht von Zuhause abgeholt. Stattdessen bringen die Bewohner ihren Müll zu bestimmten Sammelorten. Altpapier muss in kleinen Päckchen zusammengeschnürt werden, Flaschen und Gläser vor der Entsorgung ausgewaschen werden. In Yokohoma, südlich von Tokio gelegen, sind transparente Müllbeutel Pflicht. Dadurch können die Müllwerker direkt erkennen, ob auch richtig getrennt wurde. Ist dies nicht der Fall, wird der Müll nicht abgeholt. Mehr noch: Werden nicht getrennte Mülltüten eine Woche nicht vom Verursacher selbst nachsortiert, werden die Mülltüten geöffnet und kontrolliert, um den „Müllsünder“ ausfindig zu machen. Ein Bußgeld ist dabei die kleinste Strafe, denn aufgrund der japanischen Lebensmaxime (Sauberkeit und Hygiene) ist die Bekanntmachung bei Nachbarn und Anwohnern die schlimmere Konsequenz.
3. Öffentliche Mülleimer findet man in Japan nur selten
Öffentliche Mülleimer, wie sie bei uns alle paar Meter an Straßen, Bahnhöfen, Parks und anderen Plätzen zu finden sind, sucht man in Japan oft vergeblich. Grund ist ein 1995 verübter Giftgasanschlag auf die U-Bahn in Tokio. Daraufhin wurden fast alle öffentlichen Mülleimer entfernt. Die Japaner haben sich aus der Not mit der Situation arrangiert. Heute ist es ganz normal, dass jeder seinen Müll (vorläufig) mit nach Hause nimmt. Denn am Abend plant man die Müllentsorgung für den nächsten Tag, um morgens vor 8 Uhr seine privaten Abfälle wieder zu einer der Sammelstellen zu bringen.
Sopsortering: Mülltrennung auf Schwedisch
Nächster Stopp auf unserer Tour durch weltweite Recycling-Gepflogenheiten ist Schweden. Die Skandinavier haben sich ein hohes Ziel gesteckt: Sie wollen abfallfrei werden. Laut dem schwedischen Abfallbehandlungs- und Recycling-Verband „Avfall Sverige“ werden im Land bereits 99 Prozent der Abfälle recycelt. Lediglich ein kleiner Anteil (das fehlende eine Prozent) lande noch auf Deponien. Schweden ist jedoch Beispiel dafür, wie unterschiedlich die Definition von „Recycling“ ausgelegt werden kann.
Während wir in Deutschland darunter die Aufbereitung und Wiederverwendung von Rohstoffen verstehen, zählt in Schweden auch die Müllverbrennung dazu. Die Hälfte der schwedischen Abfälle wird verbrannt, die andere Hälfte recycelt. So kommt das Land auf die genannte Recyclingquote von 99 Prozent. Aber warum entscheiden sich die Schweden dazu, ihren Müll zu verbrennen?
Abfälle, die verbrannt werden können, landen in Schweden in einer der insgesamt 32 Müllverbrennungsanlagen. Diese produzieren Wärme und damit Energie. „Waste to Energy“ heißt dieses Konzept. Aus dem verbrannten Müll beziehen ungefähr eine Million Haushalte Wärmeenergie zum Heizen und etwa 250.000 Haushalte Strom. Im Gegensatz zu anderen Ländern, in denen der freiwerdende Wasserdampf aus Verbrennungsanlagen häufig direkt über die Schornsteine der Fabriken abgelassen wird, nutzen die Schweden auch diese Energiequelle. Die Rückgewinnung von Energie in den schwedischen Müllverbrennungsanlagen ist deutlich effizienter, als die Abfälle auf Deponien zu entsorgen. Auch die CO2-Bilanz der Anlagen weist in die richtige Richtung: Da zu einem Großteil organisches Material verbrannt wird – also etwa Küchenabfälle oder Pflanzenreste, die vorher CO2 aus der Atmosphäre gebunden haben – ist die schwedische Müllverbrennung umweltschonender als die Nutzung fossiler Brennstoffe.
Das Recycling-System in Schweden
Damit das schwedische „Waste to Energy“-Konzept funktioniert, ist die richtige Mülltrennung wichtig. Hierfür gibt es in Schweden die grüne Tonne, in der alle brennbaren Abfälle entsorgt werden. Wie in Deutschland gibt es zudem die braune Tonne für kompostierbare Abfälle. Außerdem steht vor jedem Haus eine blaue Tonne. Diese ist für Hausmüll gedacht, der weder verbrannt noch kompostiert werden kann (z. B. Porzellan, Metallgegenstände, Rasierklingen, Feuerzeuge etc.). Alle anderen Abfälle wie Papier, Glas und Plastik müssen zu öffentlichen Recyclinghöfen gebracht werden – in Schweden „Återvinningsstation“ genannt.
Unterirdische Abfallentsorgung in Stockholm
Im Stockholmer Stadtteil Hammarby Sjöstad gibt es wiederum gar keine Mülltonnen. Stattdessen werden die Abfälle in Müll-Einwurf-Säulen entsorgt, die in Innenhöfen und Treppenhäusern integriert wurden. Optisch erinnern diese Anlagen an Müllschlucker, die es heute noch in einigen wenigen Mehrfamilienhäusern gibt. Im Gegensatz dazu landen die Abfälle jedoch in unterschiedlichen Röhren – für Restabfälle, organischen Müll oder Papier. Ist ein Rohr voll, so öffnet sich ein Ventil und der Müll wird – ähnlich wie bei einem Staubsauger – über das unterirdische Rohrsystem per Druckluft mit einer Geschwindigkeit von 70 km/h zu einer Sammelstelle abgesaugt.
Recycling weltweit: Schwedens innovative Ideen
Neben dem unterirdischen Abfallmanagement in Stockholm sind die Schweden noch für weitere innovative Recycling-Ideen bekannt. Um die Kreislaufwirtschaft zu fördern und der Wegwerfmentalität den Kampf anzusagen, hat Schweden ein Gesetz zur Steuersenkung für Reparaturen eingeführt. Durch das Gesetz wurde die Mehrwertsteuer auf Reparaturen für Fahrräder, Schuhe, Kleidung und Haushaltsgeräte halbiert. Dadurch soll die Lebensdauer von Produkten verlängert, die Umwelt geschont und der Arbeitsmarkt angekurbelt werden.
Eine weitere, ausgefallene Idee zum Ausbau der Kreislaufwirtschaft wurde an der schwedischen Universität Uppsala getestet. Hier wurden in einem Forschungsprojekt Larven der „Schwarzen Soldatenfliege“ mit Biomüll gefüttert. Die Larven konnten durch das Bio-Futter ihr Gewicht pro Tag verzehnfachen und wurden dann wiederum als reichhaltige Proteinquelle an Zuchtlachse verfüttert. Landen die Fischreste im Anschluss wieder auf dem Biomüll, kann der Kreislauf mit den Fliegenlarven erneut von vorn beginnen.
Außerdem gibt es in Schweden seit 2015 das weltweit erste Upcycling-Kaufhaus. In der „ReTuna Återbruksgalleria“ finden Kunden ausschließlich Waren aus „Müll“, die repariert, renoviert oder kreativ aufgewertet wurden. Hier kann der umweltbewusste Konsument neben Möbelstücken auch Computer, Audio-Zubehör, Spielsachen, Fahrräder, Tierzubehör und Gartengeräte erwerben. Das Second-Hand-Einkaufszentrum befindet sich im schwedischen Eskilstuna – ca. 2 Autostunden von Stockholm entfernt.
Und haben Sie schon einmal vom „Plogging“ gehört? Auch dieser Trend kommt aus Schweden. Was dahinter steckt? Joggen gehen und gleichzeitig der Umwelt etwas Gutes tun. Denn beim „Plogging“ geht es darum, während des Laufens Müll einzusammeln. Die gesammelten Abfälle werden dann mit nach Hause genommen und dort ordnungsgemäß entsorgt. Der Trend hat es über die schwedischen Grenzen hinausgeschafft – heute finden sich „Plogger“ bereits auf der ganzen Welt.
„Waste separation“: Mülltrennung in Amerika?
Dass Mülltrennung und Recycling weltweit sehr unterschiedlich gehandhabt werden, zeigt auch ein Blick auf die Vereinigten Staaten von Amerika. Ein Beispiel: Plastiktüten. Während in einigen Ländern Plastiktüten in Supermärkten wie bei uns in Deutschland nach und nach abgeschafft werden, gibt es in den USA sogar Länder, in denen Plastiktüten-Verbote verboten sind. Sprich: Gesetze, die es verhindern, dass Plastiktüten abgeschafft werden. Das klingt verrückt, oder?
Neben dem Verbot von Plastiktüten sind sich die amerikanischen Staaten aber auch in anderen Punkten uneins. Wie und wo Müll getrennt wird, können Städte und Regionen unterschiedlich festlegen. So wird beispielsweise in einigen Bezirken in Ohio Weiß- und Braunglas in Recyclingtonnen gesammelt, Grünglas hingegen landet im normalen Restmüll. Im Bundesstaat Virginia sammeln Abfallverbände Glas, Plastik und Metalldosen getrennt voneinander ein – Altpapier jedoch nicht.
Über den amerikanischen „Recycling-Dschungel“ gibt es aber auch Positives zu berichten. Als Vorreiter in Sachen Mülltrennung und Recycling gilt Kalifornien. Während die durchschnittliche Recyclingquote in den USA nur 35 Prozent beträgt, sind es im „Golden State“ mehr als die Hälfte. Eine kalifornische Stadt will aber noch mehr erreichen und hat es sich zum Ziel gemacht, bis 2020 „müllfrei“ zu werden:
„Zero Waste City“: Die Null-Müll-Politik in San Francisco
Durchschnittlich 628 kg Müll fallen pro Person in den USA jährlich an. Bei dieser Menge ist es schwer vorstellbar, wie es möglich sein soll, Abfälle gänzlich zu vermeiden. Genau das hat sich aber die Stadt San Francisco 2002 vorgenommen – sie will müllfrei sein. Dazu zählt, dass Bewohner und Unternehmen keinen Restmüll mehr produzieren. Vielmehr sollen Abfälle entweder von vorherein vermieden oder zu 100 Prozent recycelbar sein. Müllverbrennungsanlagen oder Deponien sollen der Vergangenheit angehören. Und tatsächlich: San Francisco ist bereits auf dem besten Weg, dieses Ziel zu erreichen. Denn aktuell weist die Stadt bereits eine Recyclingquote von knapp 90 Prozent auf. Möglich wurde dies durch die Vielzahl an Gesetzen und Regulierungen, die die Stadt im Zuge ihrer Null-Müll-Politik eingeführt und konsequent umgesetzt hat. Zu diesen Maßnahmen gehören z. B.
1. Die Einführung einer verpflichtenden Mülltrennung:
Recycling und Kompostierung sind in San Francisco seit 2009 Pflicht. Hierfür wurden die Bürgerinnen und Bürger der Stadt umfangreich informiert und geschult. Für private Haushalte gibt es insgesamt drei verschiedene Mülltonnen zur Trennung:
- grüne Tonne: Kompost
- blaue Tonne: recycelbare Materialien (Glas, Plastik, Papier, Kartonagen)
- schwarze Tonne: Restmüll
Eine Besonderheit: Damit mehr recycelt wird, sind die grünen und blauen Mülltonnen doppelt so groß wie die schwarzen Restmülltonnen. Außerdem gibt es „Müllinspektoren“, die kontrollieren, ob auch richtig getrennt wurde. Ist das nicht der Fall, erwarten die Anwohner oder Unternehmen Geldstrafen. Im Gegenzug erhalten sie wiederum Rabatte auf ihre Müllgebühren, wenn nur die blauen und grünen – und nicht die schwarzen Restmülltonnen – genutzt werden.
2. Verbote für Plastik- und Styroporverpackungen:
In San Francisco sind nicht nur Plastiktüten, sondern auch Plastikflaschen verboten. Außerdem hat die Stadt Styroporverpackungen, wie sie in den USA häufig für Coffee-to-go-Becher oder Fast-Food genutzt werden, verboten.
3. Strenge Recycling-Auflagen für die Bau- und Immobilienbranche:
50 Prozent des weltweiten Rohstoffverbrauches gehen auf die Bau- und Immobilienbranche zurück. Damit Rohstoffe gespart werden und das Abfallaufkommen sinkt, hat San Francisco per Gesetz festgelegt, dass mindestens 65 Prozent aller Bauschuttabfälle recycelt werden müssen. Baumischabfälle dürfen außerdem nur von registrierten, zuvor geprüften Firmen abgeholt werden.
Durch die Einhaltung dieser Vorschriften ist San Francisco auf dem besten Weg, zu einer der umweltfreundlichsten Städte der Welt zu werden. Das Ziel, 75 Prozent der Abfälle nicht länger über Mülldeponien und Verbrennungsanlagen zu entsorgen, konnte bereits 2018, und damit zwei Jahre früher als ursprünglich geplant, erreicht werden. Außerdem konnten durch die Recycling-Maßnahmen der Stadt zehnmal so viele Arbeitsplätze geschaffen werden, als Deponien oder Müllverbrennungsanlagen ermöglichen.
Den Meilenstein, bis 2020 zur Zero Waste Stadt zu werden, konnte San Francisco trotz der vielfältigen Maßnahmen jedoch (noch) nicht erreichen. Als Grund nannte die Stadt den hohen Anstieg in der Population sowie den steigenden Wohlstand und der zunehmende Konsum in der Bevölkerung. Auch hätten sich die Aufträge in der Baubranche und damit einhergehend die Bau- und Abrissabfälle merklich erhöht. An Aufgeben ist aber nicht zu denken. Stattdessen hat San Francisco nun bekannt gegeben, dass in der Stadt bis 2030…
- …das Aufkommen von festen Siedlungsabfällen um weitere 15 Prozent reduziert werden soll,
- …der Restmüll, der bislang noch über Mülldeponien oder Verbrennungsanlagen entsorgt wird, in den kommenden zehn Jahren um weitere 50 Prozent gesenkt werden soll.
Zur Erreichung der neuen Ziele sind folgende neue Maßnahmen geplant:
1. Während private Haushalte bereits effektiv recyclen und kompostieren, haben sich in den letzten Jahren große Wohngebäude, Bürokomplexe, Krankenhäuser, Universitäten und einige große Restaurants als Schwachstellen herausgestellt. In einem neuen Gesetz wurde daher festgelegt, dass in Wohn- und Gewerbegebäuden, in denen die Mülltrennung nicht funktioniert, ein Müllsortierer eingestellt werden muss. Um die jeweiligen Betriebe oder Wohnorte mit Verbesserungspotenzial zu identifizieren, finden regelmäßige Überprüfungen statt.
2. In neuen Mehrfamilienhäusern müssen drei separate Müllschächte zur Gewährleistung der korrekten Mülltrennung eingebaut werden (für Recyclingabfälle, Biomüll und Restmüll). In Bestandsgebäuden, die meist nur über einen Abfallschacht verfügen, soll die Anzahl von Müllschluckern zudem reduziert werden.
3. Neben dem bereits bestehendem Verbot von Plastik- und Styroporverpackungen wurden auch Plastikstrohhalme, -rührstäbchen und -zahnstocher verboten. Außerdem dürfen Servietten und andere Einwegutensilien nur noch auf explizite Nachfrage bei Bestellungen hinzugefügt werden.
4. Für Einkaufstüten wurden neue, striktere Regeln festgelegt. So müssen die Tragetaschen entweder aus biologisch abbaubarem Plastik bestehen, Papiertragetaschen mindestens zu 40 Prozent aus recyceltem Material bestehen oder wiederverwendbare Einkaufstaschen waschbar und mindestens 125 Mal nutzbar sein.
Im Gespräch ist außerdem ein neues Gesetz, dass – ähnlich dem deutschen Verpackungsgesetz – Hersteller von Verpackungen und Druckerzeugnissen dazu verpflichten soll, für ihre in Umlauf gebrachten Waren eine entsprechende Gebühr zu entrichten. Denn während San Francisco in den vergangenen Jahren vor allem – erfolgreich – bemüht war, die Recyclingquoten zu erhöhen, liegt der Fokus in den nächsten Jahren darin, von Anfang an weniger Restmüll zu erzeugen.
폐기물 분리 – Mülltrennung auf Koreanisch
Im „Welt-Abfall-Index“, der angibt, wie groß das Verantwortungsbewusstsein für entstandene Müllmengen ist und inwiefern eine reibungslose Abfallwirtschaft in den einzelnen Ländern gegeben ist, hat Südkorea 2019 den ersten Platz belegt (gefolgt von Schweden, Japan, den Niederlanden und Deutschland). Südkorea ist aber keinesfalls schon immer ein Vorreiter in Sachen Mülltrennung und Recycling gewesen. Tatsächlich hat das Land sein Entsorgungssystem in den vergangenen zwei Jahrzenten komplett umgekrempelt. Im besonderen Fokus: die Reduzierung von Lebensmittelabfällen.
Denn wussten Sie, dass ein Drittel aller weltweit produzierten Lebensmittel im Müll landen, weil es zu Beschädigungen bei der Herstellung und beim Transport kommt oder weil die Nahrungsmittel in Geschäften, Lagern und Haushalten verderben? Das entspricht 1,3 Milliarden Tonnen – jährlich!
In Südkorea produzieren die Einheimischen im Durchschnitt jeden Tag 930 Gramm Müll – 40 Prozent davon entfallen auf Lebensmittel. Hochgerechnet auf ein ganzes Jahr entstehen damit Lebensmittelabfälle in Höhe von 130 Kilogramm pro Kopf.
Wurden in Südkorea 2005 nur lediglich 2 Prozent der Lebensmittelabfälle recycelt, sind es heute bereits 95 Prozent. Möglich wurde dieser enorme Anstieg durch verschiedene Maßnahmen zur Abfallaufbereitung und zum Recycling, die die koreanische Regierung eingeführt hat.
RFID-Mülltonnen gegen Lebensmittelverschwendung
Um die hohen Mengen an Lebensmittelabfällen zu reduzieren, baut man in Südkorea auf Technik. Seit 2013 gibt es spezielle Hightech-Biomülltonnen, die mit einem RFID-System ausgestattet sind. Durch diese Technik kann für jeden Anwohner das genaue Abfallvolumen berechnet werden. Und das funktioniert so: Die Bewohner können ihren Müll erst dann entsorgen, wenn sie eine Magnetkarte an die Abfallbehälter halten. Die eingeworfene Müllmenge wird dann automatisch gewogen und der Wert an die nächstliegende Behörde übermittelt, sodass jeder Nutzer am Ende eines Monats eine entsprechende Rechnung über sein Abfallaufkommen erhält. Um die richtige Mülltrennung zu gewährleisten, werden die Abfälle regelmäßig kontrolliert. Wird falsch getrennt, drohen den Anwohnern gesetzliche Strafen. Die Idee scheint zu funktionieren, denn in den Regionen, in denen es die Mülltonnen mit RFID-System gibt, konnten die Lebensmittelabfälle im Durchschnitt um 10-30 Prozent reduziert werden.
Verschiedene Mülltüten für unterschiedliche Abfallarten
Ein weiterer Unterschied zur Mülltrennung in Südkorea im Vergleich zu Deutschland besteht darin, dass es für die Abfälle drei verschiedene Müllsäcke gibt, deren Farben je nach Region variieren können. Dazu gehören Restmülltüten, Recyclingbeutel und biologisch abbaubare Mülltüten für Lebensmittelabfälle, die in verschiedenen Größen erhältlich sind. In die Mülltüten für die Recyclingabfälle gehören u.a. Glas, Papier, Kunststoffe und Dosen. Bei den Lebensmittelabfällen darf alles entsorgt werden, was ein Tier fressen kann. Denn neben der Aufbereitung als Düngemittel wird aus den Lebensmittelabfällen auch Tierfutter hergestellt. Abfälle wie Zwiebel- und Knoblauchschalen, Eierschalen, Hühnerknochen oder Teebeutel sind deshalb in den biologisch abbaubaren Müllsäcken in Südkorea tabu. Das Entsorgen von Abfällen in anderen Tüten oder Behältnissen ist ebenfalls verboten, denn die Kaufpreise für die offiziellen Müllbeutel enthalten bereits die Entsorgungskosten. Das macht sie nicht ganz günstig, sorgt jedoch dafür, dass jeder nur für seinen eigenen, entstandenen Müll bezahlen muss und gleichzeitig mehr darauf geachtet wird, Abfälle von Anfang an zu vermeiden.
Lesetipp: Sie möchten ebenfalls weniger Abfälle produzieren? Auf unserem Blog verraten wir Ihnen, wie Sie beim Einkauf Lebensmittelverschwendung vermeiden können und mit welcher App Sie zum Lebensmittelretter werden. Weniger Müll im Alltag ist außerdem mit unseren Zero-Waste-Tipps möglich.
Fazit:
Weltweit gewinnt Recycling an Bedeutung. Abfälle minimieren, Recyclingquoten erhöhen und die Umwelt merklich entlasten: die vier genannten Länder in diesem Artikel zeigen, mit welchen Maßnahmen diese Ziele erfüllt werden können. Und das sind nur vier von vielen weiteren Beispielen. Deshalb sind jetzt Sie gefragt: Haben Sie Urlaubsberichte über Mülltrennung und Recycling in einem anderen Land? Dann freuen wir uns über Ihre Kommentare und Erfahrungsberichte!
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