Freie Flächen, wenig Deko, halb leere Regale – Minimalismus ist ein Trend, der immer mehr Fans gewinnt. Viele Menschen möchten weniger Dinge besitzen, dafür aber mehr Zeit, Freiheit und Freiraum genießen. Wir haben ein paar Tipps und Tricks zusammengestellt und zeigen Ihnen, wie auch Sie minimalistisch leben können.

Die japanische Ordnungsexpertin Marie Kondo veröffentlichte 2011 ihr Buch „Magic Cleaning: Wie richtiges Aufräumen Ihr Leben verändert“ – und traf damit einen Nerv. Sie rät ihren Lesern, nur Dinge zu behalten, die ein gutes Gefühl hervorrufen. Menschen weltweit räumten mit ihrer Strategie ihre Wohnungen auf und begannen, minimalistisch zu leben.

Weniger Kram, mehr Freiraum

Fröhliche Frau im WohnzimmerMinimalistisch leben bedeutet, nur mit dem zu leben, was wichtig ist. Klassischerweise sind damit Gegenstände gemeint. Minimalisten beschränken sich nur auf Dinge, die sie brauchen oder die ihnen etwas bedeuten und vermeiden überflüssiges Gerümpel.

Eine minimalistische Lebensweise schafft Freiraum – im wahrsten Sinne des Wortes. Wer weniger Dinge in seiner Wohnung herumstehen hat, muss weniger aufräumen, weniger putzen und weniger suchen. Und hat damit mehr Ruhe, Freiheit und Zeit für Familie, Freunde und Hobbys. Ein weiterer Vorteil: Minimalistisch und nachhaltig zu leben gehen meist Hand in Hand. Wer bewusster konsumiert, verursacht weniger Müll und schützt den Planeten.

Minimalismus ist, was Sie draus machen

Minimalistisch sortiertWichtig ist dabei: Es gibt keine Grenze, wie viel oder wie wenig Minimalisten besitzen dürfen. Minimalismus ist eher eine Lebenseinstellung als ein starres Konzept. Was wesentlich und was überflüssig ist, bedeutet für jeden etwas anderes. Extreme Minimalisten besitzen weniger als 100 Gegenstände. Andere Menschen versammeln hingegen alleine in ihrem Badezimmer mehr und brauchen jedes einzelne Utensil. Es geht also nicht darum, geliebte Gegenstände wegzugeben oder sich über Gebühr einzuschränken. Ziel ist, das eigene Wohlfühl-Maß an Gegenständen zu finden. Letztlich kann sich auch jeder glücklich schätzen, der sich mehr Dinge leisten kann, als er braucht.

Minimalistisch zu leben kann auch in jeder Lebensphase anders aussehen: Studierende kommen meist mit weniger Gegenständen zurecht als ein Ehepaar in den Fünfzigern. Und manche fühlen sich mit einer reduzierten Garderobe sehr wohl, können aber ohne ihre umfangreiche Privatbibliothek nicht leben.

Schritt für Schritt zum Minimalismus

Auf eine minimalistische Lebensweise umzustellen ist ein Prozess. Er braucht Zeit. Wer minimalistisch leben möchte, hat drei Schritte zu tun:

1.    Ausmisten,
2.    Ordnung schaffen und
3.    (dauerhaft) weniger kaufen und nachhaltig konsumieren.

Minimalistisch leben - Schritt 1: Ausmisten und Ballast loswerden

AussortierenDer erste Schritt zum minimalistischen Leben: sich von Dingen trennen, die man nicht (mehr) braucht. Hat man schon länger nichts mehr aussortiert, kann einen der Blick durch eine noch nicht ganz minimalistische Wohnung entmutigen. Doch niemand muss an einem Wochenende oder überhaupt die ganze Wohnung leerräumen. Vielen Menschen fällt es leichter, kleine Schritte zu machen und Stück für Stück vorzugehen. Eine Möglichkeit: Man nimmt sich zu einer festen Zeit einen Bereich vor, stellt den Timer für eine halbe Stunde und legt los.

Aussortieren: Minimalismus-Tricks für entspanntes Aufräumen

Aussortieren mach Spaß und bringt sogar Geld. Mit Anbietern wie Rebuy oder Momox können Bücher, CD’s, DVD’s, Spiele usw. einfach verkauft und somit Platz geschaffen werden.

Als erstes bietet sich eine Bestandsaufnahme an: Was habe ich eigentlich alles in diesem Raum/diesem Schrank/dieser Schublade?

Danach gilt es für jeden Gegenstand zu entscheiden, ob man ihn behalten möchte oder nicht.
Leitfragen können sein:

  • Gefällt er mir noch?
  • Nutze/Trage ich ihn noch?
  • Habe ich vielleicht mehrere davon, die ich nicht alle brauche?

Auch wenn es praktisch ist, die aussortierten Dinge auf direktem Weg in den Mülleimer zu befördern - räumen Sie sie erst einmal zur Seite. Es gibt nachhaltigere Möglichkeiten, Überflüssiges loszuwerden. Einige Minimalismus-Tipps zu diesem Thema haben wir am Ende des Artikels für Sie.

Wer sich nicht entscheiden kann, was er oder sie wirklich braucht, kann folgendes versuchen: Alle Gegenstände für eine paar Wochen in eine Kiste packen nur das herausnehmen und in den Schrank zurückstellen, was man tatsächlich nutzt. Alternativ kann man die aussortierten Gegenstände erst einmal wegstellen, bevor man sie entsorgt oder verschenkt.

Minimalistisch leben: Aufräume-Tipps für jedes Zimmer

Sie fragen sich, wo Sie anfangen sollen, wenn Sie ausmisten und minimalistisch leben wollen? Hier finden Sie ein paar Ideen für jeden Bereich bzw. jedes Zimmer in der Wohnung.

Küche

Küche aufräumenGewürze: Die sprichwörtlichen Leichen im Keller finden sich bei vielen im Gewürzschrank.
Abgelaufene Gewürze oder solche, die man für den indischen Kochabend vor Jahren gekauft    
und seitdem nicht mehr ins Essen getan hat, können weg.

Tassen: Die Tasse vom Weihnachtsmarkt, die eigentlich viel zu klein ist oder der halb gesprungene Becher, den man wegen akuter Verletzungsgefahr nicht mehr nutzt - im Tassenregal finden sich oft Stücke, die seit Jahren kein Heißgetränk mehr enthalten haben. Hier können viele das eine oder andere aussortieren.

Soßen: Abgelaufene Grillsoßen und kleine Becker mit Sojasoße vom Asiaten - was niemand mehr isst, kann getrost weg. Das schafft meist eine Menge Platz im Kühlschrank.

TupperwarePlastik- und Tupperdosen: Angeblich gibt es für jeden Topf ein Deckelchen. Ein Blick in die Dosensammlung widerlegt diesen Spruch meist. Einzelteile ohne Gegenstück können aussortiert werden.

Tüten: In vielen Haushalten gibt es diesen einen Schrank, in dem Tüten gesammelt werden. Dinge wiederzuverwenden statt wegzuwerfen ist zwar eine gute Sache - wird aber nur gesammelt und nicht wiederverwendet, bringt das nichts. Hier lohnt sich oft ein Blick, welche Tüten man wirklich aufheben und welche man zum Beispiel als Mülltüten aufbrauchen kann.

Badezimmer

Pflegeprodukte: Im Badezimmer sammeln sich oft Pflegeprodukte, die man mal ausprobieren wollte, die einem dann aber doch nicht gefallen haben oder die man nicht vertragen hat. Diese können getrost aussortiert werden. Gleiches gilt für Kosmetik, die abgelaufen ist. Kosmetika haben aus gutem Grund ein Mindesthaltbarkeitsdatum und sollten danach nicht mehr verwendet werden.

Handtücher: Sie nehmen immer nur die flauschigen Handtücher, die oben auf dem Stapel liegen? Handtücher, die nicht mehr schön sind und nie genutzt werden, dürfen das Badezimmer verlassen und weiterziehen (zum Beispiel als Spenden).

Proben: Bei den kleinen Pröbchen aus Parfümerie und Drogerie kann häufig auch das eine oder andere aussortiert werden.

Wohnzimmer

BücherZeitschriften: In einer Zeit, in der man vieles nur noch auf dem Bildschirm liest, sind schöne Zeitschriften etwas besonderes. Man kann gemütlich darin blättern und dabei entspannen. Weniger entspannend ist es aber, wenn sich die Zeitschriften im Wohnzimmer stapeln und man sie immer wieder abstauben muss. Ab und an kann man sich deshalb vielleicht von einigen Zeitschriften trennen.

Bücherregal: Wer gerne liest, sammelt im Laufe der Jahre gerne mal eine kleine Privatbibliothek an. Das eine oder andere Werk möchten Sie vielleicht noch einmal lesen oder einfach aufheben, weil es Ihnen wichtig ist. Für die Bücher, von denen Sie sich trennen möchten, gibt es vielfältige Verwendungsmöglichkeiten.

Es ist durchaus erlaubt, Bücher wegzuwerfen. Sie möchten das nicht? Müssen Sie auch nicht. In Berlin (und allen anderen Städten) gibt es Möglichkeiten, Bücher zu spenden oder zu verkaufen.

Dekoration: Dekogegenstände machen eine Wohnung heimeliger - aber auch voller. Oft gewöhnt man sich an die Gegenstände und nimmt gar nicht mehr wahr, welche vielleicht zu viel sind. Hier lohnt ein kritischer Blick darauf, was eventuell aussortiert werden kann.

Arbeitszimmer

Kugelschreiber: Die meisten dürften auf dem Schreibtisch eine große Auswahl an Kugelschreibern liegen haben - viel mehr als man braucht, um sich ab und zu mal eine Notiz zu machen. Stifte, die nicht mehr schreiben und nicht gut in der Hand liegen, können getrost weg.

Akten aussortierenPapiere und Unterlagen: Über die Jahre sammeln sich in einem Haushalt eine Menge Rechnungen und andere Dokumente an. Auch wenn es immer nur ein paar Seiten sind, summiert sich das irgendwann zu einem ordentlichen Stapel. Mindestens alle paar Jahre lohnt sich ein kritischer Blick darauf. Wichtig: Für manche Unterlagen gibt es gesetzliche Aufbewahrungsfristen, andere können bedenkenlos entsorgt werden.

Kabel und Ladegeräte: Viele Elektrogeräte wandern mit ihrem eigenen Ladekabel über den Ladentisch und in die Wohnung. Und in den meisten steht irgendwo im Schrank diese eine Kiste mit lauter alten Kabeln, Steckern und Ladegeräten. Passen sie zu keinem Gerät mehr, können sie meist aussortiert werden.

Kleiderschrank

Den Kleiderschrank aufzuräumen ist die Königsdisziplin des Ausmistens: Hier hat sich bei vielen Menschen besonders viel angesammelt, wird am meisten Zeit mit Suchen verbracht und liegen die meisten Stücke, zu denen man eine emotionale Bindung hat.

Unsere Minimalismus-Tipps zum Ausmisten des Kleiderschranks sind folgende Leitfragen:

  • Was gefällt mir nicht mehr?
  • Was ist kaputt/abgetragen/nicht mehr schön?
  • Was passt mir nicht mehr?

Etwas positiver ist die umgekehrte Fragestellung: Welche Kleidung mag ich, in welcher fühle ich mich wohl?

Minimalistisch leben - Schritt 2: Ordnung schaffen

Minimalistisches WohnzimmerIst alles Überflüssige aus den Schränken und Regalen verschwunden, ist die Wohnung meist schon automatisch viel ordentlicher und übersichtlicher.

Folgende Minimalismus-Tipps helfen, mehr Ordnung und Klarheit in den eigenen vier Wänden zu schaffen:

✓ Freie Flächen schaffen
✓ Für jeden Gegenstand einen festen Platz finden
✓ Passende Aufbewahrungsmöglichkeiten finden
✓ Das richtige Maß an Dekoration aufstellen

Minimalistisch leben - Schritt 3: Nachhaltig konsumieren

Wer den Minimalismus-Lifestyle dauerhaft leben möchte, kommt nicht darum herum, nachhaltig zu konsumieren. Das bedeutet: Weniger kaufen. Bevor Sie beim nächsten Mal den Geldbeutel oder das Handy zum Bezahlen zücken, fragen Sie sich:

  • Brauche ich diesen Gegenstand wirklich – oder habe ich vielleicht schon einen anderen, der die gleiche Funktion erfüllt?
  • Möchte ich ihn auch in ein paar Wochen noch?
  • Kann ich mir den Gegenstand vielleicht ausleihen?
  • Wie lange musste ich arbeiten, um diesen Geldbetrag zu verdienen?

​Menschen am HandyMit den Antworten auf diese Fragen wird schnell klar, ob der Kauf wirklich notwendig ist.

Ablenkungen und Verpflichtungen aussortieren

Ein minimalistischer Lebensstil muss sich nicht auf die Wohnung beschränken: Für viele gehört auch dazu, sich bei Terminen, Freizeitaktivitäten und Mediennutzung auf das Wesentliche zu konzentrieren. Das kann bedeuten, weniger fernzusehen, weniger Zeit mit Social Media zu verbringen oder auch die eine oder andere Einladung auszuschlagen. Auch hier gilt es für jeden, sein persönliches Wohlfühlmaß zu finden.

Minimalistisch leben mit Kindern: So schaffen Sie den Minimalismus-Lifestyle als Familie

Kind mit SpielzeugMinimalismus und Familienleben – passt das zusammen? Viele Familien leben in einem bunten, fröhlichen Chaos und haben schlicht keine Zeit zum Aufräumen. Minimalistisch zu leben kann aber gerade für Familien mit Kindern eine große Erleichterung sein. Je weniger Dinge in der Wohnung sind, desto weniger muss aufgeräumt werden. Und nicht zuletzt lernen Kinder mit einem minimalistischen Lebensstil etwas über nachhaltigen Konsum.

So gelingt es, mit Kindern minimalistisch zu leben:

  • Minimalismus und nachhaltigen Konsum erklären: Kinder interessieren sich für die Welt und verstehen auch große Zusammenhänge, wenn man sie kindgerecht aufbereitet. Wenn man Kindern erklärt, wie Kleidung und Spielzeug produziert werden, wer sie herstellt und was damit passiert, wenn man sie wegwirft, führt man sie an nachhaltigen Konsum heran – und weckt vielleicht ihre Motivation, selbst mit weniger Gegenständen zu leben.
  • Spielerisch und mit Spaß aufräumen: Aufräumen und Ausmisten werden für Kinder (und Eltern) leichter, wenn man es spielerisch angeht. Schalten sie zum Beispiel die Lieblingsmusik der Kinder ein und gönnen Sie sich danach alle zusammen etwas.
  • Kinder selbst entscheiden lassen: Kinder sind oft motivierter, wenn sie selbstständig handeln können. Eltern können ihre Kleinen zum Beispiel entscheiden lassen, welche Spielzeuge sie behalten und welche sie weggeben möchten. Oder wie sie die Spielsachen in ihrem Kinderzimmer ordnen wollen.
  • KuscheltiereGenau erklären, was Ordnung bedeutet: Vor allem kleine Kinder brauchen genaue Anweisungen, um aufräumen zu können. Eltern geben ihnen am besten eine genaue Anleitung, etwa: „Legosteine gehören in die Kiste, Bücher ins Regal und Kuscheltiere aufs Sofa.“
  • Kleine Schritte machen: Was auf dem Weg zum Minimalismus-Lifestyle für alle wichtig ist, gilt für Familien im Besonderen: sich Zeit nehmen und Stück für Stück vorgehen. Die Fortschritte sind dann vielleicht nicht so schnell zu sehen – es ist für die ganze Familie aber leichter, dabei zu bleiben. Und irgendwann als Familie minimalistisch leben und Zeit füreinander haben können.

 

Lese-Tipp: Weitere Tipps, um im Alltag mit Kindern Ressourcen zu sparen und ein Bewusstsein für Nachhaltigkeit zu schaffen, erfahren Sie in unseren „10 Ideen, um Kindern spielerisch Mülltrennung und -vermeidung beizubringen“.  

Wohin mit den aussortierten Gegenständen?

Ob als Familie, Paar oder Single – nach dem Ausmisten stapeln sich meist Tüten und Kisten mit aussortierten Gegenständen in der Wohnung. Wohin mit den ganzen Sachen?

Verschenken und vertauschen

GebrauchtwarenTauschbörsen sind eine gute Wahl für Dinge, die noch intakt, schön oder anderweitig in Ordnung sind. Vielleicht freut sich noch jemand anderes darüber. Dinge tauschen kann man in Berlin zum Beispiel:

Spenden

Wer Bedürftigen helfen möchte, kann seine aussortierten Gegenstände spenden. In Berlin freuen sich unter anderem folgende Stellen über Sachspenden:

  • die Berliner Stadtmission
  • Kleiderkammern der Caritas und des Deutschen Roten Kreuzes
  • Berliner Tafel (Sachspenden von Unternehmen, Lebensmittelspenden von Gewerbetreibenden und privaten Haushalten)

Weitere Stellen zur Spendenannahme in Ihrer Nähe finden Sie außerdem auf dem Portal wohindamit.org.

Richtig entsorgen

Berlin Recycling TeamWas nicht verschenkt, vertauscht oder gespendet werden kann, gehört in die Tonne – aber in die richtige. Wie bei allen anderen Haushaltsabfällen sollten Papier, Plastik und Glas getrennt werden. Für manche Gegenstände gibt es spezielle Entsorgungsvorschriften, etwa Elektrogeräte.
Berlin Recycling ist der richtige Ansprechpartner für alle Fragen rund um Entsorgung und Recycling in der Hauptstadt und in Brandenburg – sowohl für Gewerbetreibende und die Wohnungswirtschaft als auch für Privathaushalte.
Sie leben bereits minimalistisch oder haben weitere Minimalismus-Tipps und -Tricks, die Sie teilen möchten? Dann freuen wir uns, wenn Sie diese in der Kommentarfunktion teilen!

 

Bildnachweise:

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