Wasser ist unsere kostbarste Ressource. Schließlich gibt es ohne Wasser kein Leben. Die viel gepredigte Notwendigkeit mit dieser Ressource sparsam umzugehen, leuchtet also ein. Jeder wurde bereits ermahnt, das Duschwasser beim Shampoonieren auszumachen oder den Wasserhahn beim Zähneputzen nicht laufen zu lassen. Aber ist das tatsächlich sinnvoll? Die Antwort lautet, wie so oft, ja und nein. Welche Tipps zum Wasser sparen tatsächlich einen großen Einfluss haben und warum mancherorts der Wasserverbrauch nicht gedrosselt werden sollte, erfahren Sie in diesem Artikel. Das klingt widersprüchlich? Wir möchten die Sachlage global betrachten - doch lesen Sie selbst.

Berlin, ein Sumpf

Wappen-Karte-BerlinWir alle haben gelernt, dass ein geringer Wasserverbrauch die Umwelt schont und Geld spart. In vielen Regionen Deutschlands ist das richtig und sollte so gehandhabt haben. In Berlin allerdings nur bedingt. Warum? Der Stadtname Berlin stammt nicht vom Wappentier, dem Bären, sondern aus dem Slawischen und bedeutet „Ort in einem sumpfigen Gelände“ und genau das war die Hauptstadt vor der Gründung: ein Sumpf mit dementsprechend viel Wasser. In Teilen ist das auch heute noch so.

Wasser ist gut, zu viel ein Problem

Die Berliner Abwasserleitungen stammen zum großen Teil aus den 1970er Jahren. Zu dieser Zeit war noch deutlich mehr Industrie in Berlin angesiedelt und der pro Kopf Verbrauch um einiges höher als heute. Also wurden die Abwassersysteme vorausschauend gebaut, da Stadtplaner von einem immer größer werdenden pro Kopf Verbrauch ausgegangen sind. Eingetreten ist aber genau das Gegenteil: Laut den Berliner Wasserbetrieben nutzt jeder Berliner anstatt der vorhergesehenen 200 Liter durchschnittlich „lediglich“ 110 Liter Wasser pro Tag. Eine positive Entwicklung, oder nicht?

Unsere Leitungen benötigen Druck, um Verunreinigungen abzutragen und dem Verderb des Wassers durch Stagnation vorzubeugen. Die Bauweise der 70er Jahre und unsere Sparsamkeit führen dazu, dass der benötigte Wasserdruck nicht erreicht wird, die Rohre häufiger gewartet werden müssen und Wasser ungenutzt in den Rohren verdirbt.

wasser-rohre-berlinZusätzlich steigt der Berliner Grundwasserspiegel durch den geringen Verbrauch seit den 80er Jahren kontinuierlich an und sorgt damit vielerorts für nasse, modrige Keller sowie eine Gefährdung von großen Teilen der städtischen Bausubstanz. Zum Schutz unseres Wohnraumes wird deshalb überschüssiges Grundwasser unter großem Energieaufwand abgepumpt – damit wird die Ökobilanz des Wassersparens erneut verschlechtert.

Die Sinnhaftigkeit des (übertrieben) sparsamen Umgangs mit Wasser muss hierzulande auch aufgrund unseres Wasserkreislaufs hinterfragt werden. Schließlich versickert unser Leitungswasser nicht ungenutzt im Boden, sondern wird dem Wasserkreislauf aufbereitet zurückgeführt. So kann es gut sein, dass wir uns mit dem Badewasser von neulich einen Tee aufgießen. Was sich zunächst unappetitlich anhört, ist vollkommen unbedenklich: unser Leitungswasser ist das meist kontrollierte und am wenigsten schadstoffbelastete Lebensmittel überhaupt – es weist sogar weniger Schadstoffe auf als Mineralwasser aus dem Supermarkt.

Warum steigt dann der Preis für Leitungswasser?

wasserhahn-geld-kostenDas kühle Nass aus dem Hahn wird zwar pro Kubikmeter abgerechnet, genau genommen zahlen wir aber für die Bereitstellung und die Wartung der Rohre. Je mehr Personen also weniger Leitungswasser nutzen, desto mehr müssen alle anderen bezahlen. Die Kosten für Aufbereitung und Wartung fallen schließlich weiterhin an - lediglich die Wassermenge nimmt ab, auf die der Preis umgeschlagen wird. Hierdurch entsteht ein Teufelskreis: Wenn immer weniger Personen bereit sind, für das stetig teurer werdende Leitungswasser zu zahlen, wird der Preis weiter in die Höhe getrieben.

Sollten wir also Wasser verschwenden?

Nein. Der sparsame Umgang mit Wasser ist trotzdem erstrebenswert, auch wenn Maßnahmen wie Wasserspar-Duschkopf, Start/Stop Mechanik an der Klospülung und die sparsame Wasch- oder Spülmaschine verhältnismäßig wenig Einfluss haben. Denn obwohl wir ausreichend Wasser zur Verfügung haben, verbrauchen wir große Mengen an Wasser aus Ländern, die von Dürren geplagt sind und in denen Einwohner kilometerweite Strecken zurücklegen müssen, um für ihre Familien Wasser aus Brunnen zu schöpfen. Wir sollten uns also nicht fragen, wie wir unser Wasser sparen, sondern wie wir dazu beitragen können, den Wasserverbrauch in anderen Ländern zu reduzieren. Denn das macht tatsächlich einen ökologischen Unterschied.

5 Tipps, um ökologisch sinnvoll Wasser zu sparen

1. Leitungswasser trinken

Es ist nicht ungewöhnlich, dass Trinkwasser aus ärmeren Ländern in großem Umfang in Flaschen abgefüllt und in westliche Länder exportiert werden. Diese Länder leiden dann an Wasserknappheit, während wir ihr Wasser in Flaschen trinken, obwohl unser Leitungswasser laut Studien weniger schadstoffbelastet ist. Hinzu kommt der immense Energieaufwand für Transport und Verpackung. Sparen Sie sich also am besten das Schleppen von Wasserkästen und genießen Sie unser Leitungswasser in vollen Zügen.

2. Regionale und saisonale Produkte kaufen

regionale ErnährungIm Winter Spargel essen und zum Nachtisch Erdbeeren mit Quark - sollten wir uns hier nicht überlegen, ob diese Art von Genuss tatsächlich nötig ist? Der Anbau von Früchten und Gemüse in der kühlen Jahreszeit findet meist in Ländern statt, deren Wasserreserven nicht so üppig sind wie die unseren. Am besten warten Sie ein paar Monate, bis Sie die Zutaten wieder regional kaufen können. Das spart nicht nur Geld, sondern auch CO2 und vor allem Wasser. Wie Sie am besten regional einkaufen und was eine klimafreundliche Ernährung noch beinhaltet, haben wir auf unserem Blog für Sie zusammengefasst.

3. Weniger (importiertes) Fleisch essen

Die Produktion von Fleisch geht mit einem hohen Wasserverbrauch einher und am besten wäre es, komplett darauf zu verzichten. Natürlich möchte das nicht jede(r), aber wenn wir alle darauf achten, dass unser Fleisch zumindest nicht aus trockenen Regionen unter großem Energieaufwand eingeflogen werden muss, können wir einen beachtlichen Mehrwert zum Wassersparen leisten. Denn das tut der Brieftasche und den Herkunftsländern gut.

4. Möglichst wenig wasserintensive Produkte kaufen

Einige Produkte unseres täglichen Bedarfs werden immer unter immensem Wasserverbrauch angebaut/hergestellt. So sind Kaffee- und Kakaobohnen während des Anbaus zwei der wasserintensivsten Nahrungsmittel. Leider haben wir hier nicht die Option, regional einzukaufen und müssen auf importierte Waren zurückgreifen. Auf den Kaffee am Morgen und die gelegentliche Tafel Schokolade zu verzichten, scheint allerdings für die Meisten zu viel verlangt. Zumindest sollten wir diesen Zusammenhang im Hinterkopf behalten, wenn der Schokoladen-Jieper einen packt oder die Augen morgens im Büro kurz vor dem Zufallen sind.

5. Weniger Textilien aus fernen Ländern tragen

Nachhaltige ModeDie Herstellung von Kleidung verbraucht ebenfalls sehr viel Wasser. So werden für die Herstellung eines Baumwoll-T-Shirts schätzungsweise 2.700 Liter verbraucht. Hinzu kommt die Verschmutzung von Gewässern durch Färbe- und Bleichmitteln sowie der enorme CO2-Ausstoß für den Transport. Wie Sie deshalb künftig bio, faire oder ökologische Kleidung identifizieren können und welche Berliner Geschäfte ein breites Sortiment an nachhaltiger Kleidung führen, lesen Sie in unserem Artikel “Nachhaltige Mode: Berlin als Green-Fashion-Hauptstadt”.

Fazit:

Tipps zum Wasser sparen gibt es zu genüge, damit aber eine wirkliche Veränderung stattfinden kann, ist es wichtig, das Thema Wasserverbrauch global zu betrachten. Denn langfristige, effektive Maßnahmen zum Wassersparen sollten sich nicht nur auf der heimischen Wasserrechnung widerspiegeln, sondern dafür sorgen, dass wir weltweit sparsam mit der kostbaren Ressource umgehen.

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Bildnachweise

© Vorschau- und Header-Bild: vladk213 / stock.adobe.com

© Berliner Bär mit Karte: Stefan Yang / stock.adobe.com

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