Vielfältig und wertvoll: Der Werkstoff Papier, den es dank des chinesischen Erfinders Cai Lun schon seit über 2.000 Jahren gibt, begegnet uns auch heute noch im Alltag auf Schritt und Tritt. Wir nehmen Sie mit in die Welt der Papiere, Pappen und Kartonagen und zeigen Ihnen, warum der Werkstoff auch in Zukunft – trotz zunehmender Digitalisierung – nicht wegzudenken ist.

Papier, Pappe, Karton: Was ist der Unterschied und was die Gemeinsamkeit?

Papier,Pappe und Karton2017 belief sich die globale Produktion von Papier, Karton und Pappe auf rund 420 Millionen Tonnen. Tendenz: steigend. Denn allein in Deutschland werden jedes Jahr pro Kopf ca. 247 Kilogramm Pappe, Papier und Karton verbraucht (Quelle: Umweltbundesamt, 2018). Damit belegen wir nach Belgien und Österreich Platz drei im weltweiten Ranking.
Die drei erfassten Materialien werden aus den gleichen Grundstoffen und im Prinzip auch nach der gleichen Fertigungsweise hergestellt. Sie unterscheiden sich nur in ihrem Gewicht. So lauten die gängigen Angaben im Wirtschaftsverkehr:

  • bis 150 g/m² handelt es sich um Papier,
  • von 250 g/m² bis 500 g/m² spricht man von Karton
  • und ab 600 g/m² reden wir von Pappe.

Neben dem Gewicht unterscheiden sich die Materialien noch nach ihrer Farbe (d.h. nach ihrem Weißgrad) und ihrer Lichtundurchlässgkeit. Gemeinsam haben sie jedoch die vielen Vorteile, wegen derer sie in unserem Alltag so vielfältig zum Einsatz kommen:

Papierrolle in DruckereiVorteile von Papier, Pappe und Karton in der Industrie

  • Hergestellt aus einem natürlichen, nachwachsenden Rohstoff.
  • In großen Mengen produzier- und gut transportierbar.
  • Ein preiswertes Verpackungsmaterial, das sich sowohl für trockene Lebensmittel wie Nudeln und Mehl als auch für nicht-trockene und fettige Lebensmittel wie Milch und Pizza eignet.
  • Außerdem als Verpackungsmaterial wegen dem geringen Gewicht bevorzugt.

Der größte Vorteil von Papieren, Pappen und Kartonagen liegt jedoch in der Recyclingfähigkeit. So kann Papier heutzutage bereits zu 100% aus Altpapier hergestellt werden. Dadurch muss kein einziger, neuer Baum gerodet werden. Hinzu kommt, dass auch der Wasser- und Energieverbrauch beim Altpapierrecycling wesentlich geringer ist als bei der Herstellung von Frischfaserpapier.

Verbrauch: Wofür Papier, Pappe und Karton am meisten genutzt werden

Weltweit gibt es mittlerweile um die 3.000 verschiedenen Papiersorten. Die riesige Vielfalt wird in vier Hauptverwendungszwecke untergliedert:

  1. grafische Papiere (z.B. Brief- und Kopierpapier, Bücher, Schulhefte)
  2. Papier, Karton und Pappe für Verpackungszwecke (z.B. Geschenkpapier, Kartons, Pappteller)
  3. Hygienepapier (z.B. Toilettenpapier, Papiertaschentücher, Küchenrolle)
  4. Papier und Pappe für technische und spezielle Verwendungszwecke (z.B. Tapeten, Etiketten, Backpapier, Geldscheine)

In Deutschland machen den größten Anteil des pro-Kopf-Verbrauches von 247 Kilogramm im Jahr Verpackungen aus (Quelle Verband Deutscher Papierfabriken 2019).

Grafik Verbrauch von Papier, Pappe und Karton


 Durch den Ersatz für Plastikprodukte (beispielsweise in Form von Papier- statt Plastiktüten im Einzelhandel oder Strohhalmen aus Papier statt Plastik) wird der Absatz am Werkstoff Papier auch in Zukunft steigen. Weitere Gründe, warum der Papierverbrauch trotz Digitalisierung zunehmend steigt, sind…

  • …die Zunahme an Online-Bestellungen und To-Go-Produkten,
  • …die steigende Zahl an Single-Haushalten, durch die immer mehr kleinere Verpackungsgrößen angeboten werden,
  • …der zunehmende Verbrauch bei Hygienepapieren (u.a. durch die Erhöhung der Lagenzahlen beim Toilettenpapier und dem steigenden Bedarf an Inkontinenzprodukten für die zunehmend alternde Bevölkerung).

Papier kann noch mehr: Außergewöhnliche Produkte aus dem Universalwerkstoff

Die Werkstoffe Papier, Pappe und Karton kommen schon längst nicht mehr nur für Bücher oder als Verpackungsmaterial zum Einsatz. Die Industrie hat sich hier bereits viele weitere Anwendungsmöglichkeiten überlegt, um dieses vielseitige Material zu nutzen.

3 Produkte aus Papier, Pappe und Karton, die über ihren ursprünglichen Verwendungszweck hinausgehen

Stange-MöbelStange-Möbel

Das Berliner Unternehmen Stange-Design kreiert Sessel, Tische, Betten und viele weitere Möbel vollständig aus Wellpappe. Das sonst so fragile Material wird durch spezielle Falttechniken besonders robust und langlebig. So können die Möbel nach Aussage des Unternehmens über zehn Jahre problemlos genutzt werden und einer Belastung von bis zu 1.000 Kilo standhalten. Angeliefert werden die Möbel in einzelnen Papierbahnen, die besonders leicht zu transportieren sind und durch den Aufbau an solcher Stabilität gelangen, dass sie ihrem Gegenpart aus Holz in nichts nachstehen – gleichzeitig aber um ein Vielfaches günstiger zu haben sind.

 

Wikkelhouse

WikkelhouseDamit die Möbel aus Pappe nicht im Regen stehen, braucht man natürlich auch das passende Haus. Hierfür sorgt das Unternehmen Wikkelhouse. Dieses innovative Unternehmen aus Amsterdam hat ein Haus entwickelt, welches fast vollständig aus Wellpappe besteht. Deren Unterkünfte bestechen nicht nur durch stylisches Design, sondern auch durch eine überraschend hohe Lebensdauer von über 50 Jahren. Gleichzeitig ist das Wikkelhouse vollständig recycelbar und dreimal so umweltfreundlich wie gängige Häuser. Dank der wasserdichten Beschichtung, ist die Alternative aus Pappe außerdem auch wind- und wetterfest.

 

Batterien aus Papier

Findige Chemiker könnten schon bald die Stromversorgung revolutionieren: Sie haben nämlich eine Batterie aus Papier gebaut, die sich vollständig auflöst, wenn sie in Wasser gelegt wird.Batterie aus Papier

Gleichzeitig ist sie günstig herstellbar und besonders leicht. Damit könnte schon bald der Elektromüll reduziert werden, der bei herkömmlichen Batterien hochgiftig und umweltschädlich ist. Einziger Haken: Der vergleichsweise geringe Anteil an produziertem Strom. Werden jedoch viele Batterien hintereinandergeschaltet, könnte die Papiervariante schon bald in Serienproduktion gehen.

Papier = Holz? Alternative Rohstoffe, aus denen Papier hergestellt wird

Papier, Pappe und Kartonagen werden aus Zellulosefasern hergestellt. Der häufigste Rohstoff, aus dem Zellulose gewonnen wird, ist nach wie vor Holz (in Form von Holzstoff oder Altpapieren). Hinzu kommt – wenn auch nur zu einem viel geringeren Prozentsatz – die Produktion durch sogenannte Einjahrespflanzen (z.B. Stroh) und durch Hadern (Alttextilien). 2017 setzte die weltweite Papierindustrie 9,3 Million Tonnen von diesen „sonstigen Faserstoffen“ neben Holz- und Zellstoff ein, was 5 % des gesamten Primärfasereinsatzes entspricht. Heute kommen aber auch immer mehr neue Rohstoffe zur Papierherstellung zum Einsatz, darunter z.B.

  • Mais
  • Hanf
  • Sisal
  • Gras
  • Bambus
  • Ananas
  • Bananen
  • Äpfel

HolzstapelNachhaltigkeit: Tipps zum Papiersparen und Papierrecyceln

Neben dem eigentlichen Rohstoff werden für die Herstellung von Frischfaserpapier außerdem noch Chemikalien sowie Prozesswasser und Energie in Form von Dampf und Elektrizität benötigt.
Ein Beispiel: Für ein Kilogramm Frischfaserpapier werden 2,2 Kilogramm Holz, 5 Kilowattstunden Energie und 50 Liter Wasser verbraucht. Für ein Kilogramm Recyclingpapier werden hingegen „nur“ 1,2 Kilogramm Altpapier, 2 Kilowattstunden Energie und 15 Liter Wasser benötigt.

Damit Altpapiere recycelt und dadurch Ressourcen gespart werden können, müssen sie vorab eine Papiersortieranlage durchlaufen. Und das funktioniert so:

So wird Papier sortiert und recycelt

Bis Papiere, Pappen und Kartons wiederverwendet werden können, ist es also ein weiter Weg. Aus diesem Grund sollten sie nicht unnötig verschwendet werden, sondern stattdessen a) sparsam verwendet und b) richtig recycelt werden. Und hier kann jeder Einzelne von uns einen großen Beitrag leisten:

5 Tipps zum Papiersparen

ZeitschriftenTipp 1: Aus Alt mach Neu: Basteln Sie aus alten Papieren und Kartons mit wenig Aufwand und Geld neue Produkte. Wie das genau funktioniert, lesen Sie in unserem Upcycling-Blogbeitrag.

Tipp 2: Bücher in gutem Zustand sind kein Fall für die Tonne: Wie Sie Bücher vor der Mülltonne bewahren und damit anderen noch eine Freude bereiten, erfahren Sie in unseren alternativen Tipps zum Bücher entsorgen in Berlin.

Tipp 3: Drucker- und Kopierpapiere einsparen: Für die Arbeit – ob im Büro oder im Home-Office – ist der Bedarf an Drucker- und Kopierpapier besonders hoch. Verwenden Sie deshalb Papiere immer mehrfach, indem Sie sie beidseitig bedrucken oder die Rückseiten als Schmierpapier oder Notizzettel nutzen. Vor dem Ausdrucken sollten Sie außerdem immer erst über die Notwendigkeit des Drucks nachdenken und generell immer zu Recycling- statt Frischfaserpapier greifen. Weitere Tipps, wie Sie während der Arbeit Ressourcen sparen können, lesen Sie in unseren Tipps zum umweltfreundlichen Büro.

Tipp 4: Produkte mit wenig Verpackungsmaterial kaufen: Besuchen Sie einen Unverpackt-Laden oder greifen Sie vermehrt zu Waren mit nachhaltigen Verpackungen.

Tipp 5: Dinge so oft wie möglich benutzen: Nicht nur Bücher, sondern auch Zeitungen und Zeitschriften können Sie mit Freunden, Kollegen oder Nachbarn teilen. Weitere Tipps zur Müllvermeidung – ob Papier, Kunststoff oder Restmüll – erhalten Sie außerdem mit unseren Zero-Waste Tipps.

5 Tipps zum Papierrecycling

PapierrecyclingTipp 1: Ohne Tonne, kein Recycling: Je nach Menge benötigen Sie eine Altpapiertonne oder einen Altpapiercontainer – und zwar nicht nur im privaten Haushalt, sondern auch für das eigene Gewerbe oder auf Veranstaltungen.

Tipp 2: Richtig Trennen ist das A und O: Um Verunreinigungen beim Papierrecycling zu vermeiden und eine hohe Recyclingquote zu gewährleisten, sind wir alle gefragt. Denn nur wenn wir richtig trennen, können Ressourcen wiederverwendet werden. Was in die Altpapiertonne gehört und was nicht, erfahren Sie ausführlich in unseren Füllbedingungen.

Was Hersteller und Händler darüber hinaus für das Verpackungsrecycling – ob für Papier/ Pappe/ Karton oder Verpackungen aus anderen Materialien – beachten müssen, erfahren Sie in unserem Artikel zum Verpackungsgesetz.

Tipp 3: Beschmutzter Papiermüll gehört in die Restmülltonne: Pizzakartons mit Fettflecken oder benutzte Taschentücher gehören – entgegen der ersten Vermutung - nicht in die Papiertonne. Stattdessen können Sie diese über die Restmülltonne entsorgen.

Tipp 4: Produkte aus unterschiedlichen Materialien separat entsorgen: Besteht ein Produkt aus verschiedenen Stoffen, so müssen diese getrennt voneinander entsorgt werden. Ist dies nicht möglich (z.B. bei einem beschichteten Karton), so gehört der Müll nicht in die Papiertonne.

Tipp 5: Verpackungen zerkleinern: Vor dem Wurf in die Mülltonne sollten Sie Kartons und andere Verpackungsmaterialien für die Papiertonne immer zerkleinern. Das spart Volumen und unnötige Kosten.

Fazit:

Papier, Pappe und Kartonage sind Universalwerkstoffe, ohne deren Verwendung wir auf Vieles in unserem Alltag verzichten müssten. Funktioniert eine Welt ohne Papier? Bislang auf jeden Fall noch nicht. Trotzdem sollten wir die Materialien sinnvoll und sparsam einsetzen und bestmöglich recyceln – denn von dem Erhalt der natürlichen Rohstoffe profitieren wir alle.

 

Bildnachweise

© Vorschau- und Header-Bild: 1STunningART / stock.adobe.com

© Papier, Pappe und Karton: netrun78 / stock.adobe.com

© Papierrolle: industrieblick / stock.adobe.com

© Stange-Bett: Stange Design GmbH / stange-design.de

© Wikkelhouse: Wikkelhouse and Wikkelhouse B.V. / wikkelhouse.com

© Batterie aus Papier: Sean Choi, Binghamton University / binghamton.edu

© Holzstapel: birdPIXX / stock.adobe.com

© Zeitungen: Gina Sanders / stock.adobe.com

© Papierrecycling: ngad / stock.adobe.com