Schon heute gibt es eine Vielzahl an Gebäuden, die mehr Energie produzieren, als sie verbrauchen. Ökologisch zu bauen oder zu sanieren ist im Trend: Während 2008 in sogenannte „Green Buildings“ bundesweit 700 Millionen Euro investiert wurde, waren es 2017 bereits 7,8 Milliarden Euro. Prognosen zufolge soll sich diese Summe bis zum Jahr 2025 mehr als verdoppeln. Aber was muss bei einem Ökohaus beachtet werden? Welche Kriterien müssen erfüllt sein? Wir haben einige Tipps für Sie zusammengestellt, die Sie beim Neubau eines ökologischen Hauses oder bei der nachhaltigen Sanierung eines Altbaus beachten sollten.
Ökologisch Bauen: Was heißt das überhaupt?
Ökologisch zu bauen bedeutet, dass ein Haus nicht nur die eigenen Bedürfnisse erfüllt, sondern sich auch langfristig nicht negativ auf die nachfolgenden Generationen auswirkt. Der Trend ist nicht mehr zu übersehen – energieeffiziente Sanierung nach heutigen Anforderungen ist notwendig, zeitgemäß und setzt ein positives Zeichen in der Immobilienlandschaft.
Im Idealfall gibt ein Gebäude keine Energie überflüssig ab, sondern führt sie in den internen Kreislauf zurück. Der Bedarf wird durch regenerative Methoden gedeckt, so dass der Energiezyklus völlig autark bleibt. Um dieses Ziel zu erreichen, bestehen die Green Buildings aus nachhaltigen Baustoffen, die ressourcenschonend gewonnen, verarbeitet und entsorgt werden können.
Neben den umweltverträglichen Baustoffen, die sich auch positiv auf die Gesundheit auswirken, ist ein verringerter Energieverbrauch ein wichtiger Bestandteil der Ökohäuser. Im Gegensatz zu klassischen Häusern wird bei nachhaltigen Gebäuden Energie sowohl beim Bau als auch bei der anschließenden Nutzung gespart.
Nachhaltiges Bauen liegt im Trend
Mit zunehmendem Fokus auf Umwelt- und Klimaschutz sind im Immobiliensektor innovative Methoden und Materialien gefragt, die Bau und Sanierungen möglichst ressourcenschonend gestalten. Waren vor einigen Jahren synthetische oder mineralische Dämmstoffe wie Polyurethan-Hartschaum, Vakuumdämmplatten und Glaswolle aufgrund geringer Kosten und hoher Effizienz beliebte Werkstoffe, nimmt die Verwendung nachhaltiger Materialien einen immer höheren Stellenwert ein.
Vor allem Gebäude der Nachkriegszeit wurden angesichts der weitreichenden Zerstörung von Städten und Dörfern möglichst schnell fertiggestellt, ohne Ressourcenverwendung im Auge zu halten. Nun gilt es, diese eilig hochgezogenen Gebäude energetisch auf den aktuellen Stand der Technik zu bringen – sowohl im Verbrauch als auch im Ausstoß.
5 Vorteile von ökologischen Häusern im Überblick
- Die schadstofffreien Baumaterialien sorgen für ein angenehmes, gesundes Wohnklima.
- Green Buildings verbrauchen weniger Energie.
- Baustoffe werden ressourcenschonend gewonnen.
- Ökologisches Bauen bedeutet weniger Verbrauch und mehr Nachhaltigkeit.
- Langfristig sind Green Buildings aufgrund ihres geringeren Energieverbrauchs kostensparend.
Tipp 1: Von Anfang an den Überblick bewahren
Um eine nachhaltige Immobilie zu bauen, muss eine Vielzahl von Kriterien und Anforderungen erfüllt werden. Jedes Produkt, jedes Bauteil und jede Maßnahme muss zuvor auf dessen Nachhaltigkeitsaspekt geprüft werden. Deshalb ist es empfehlenswert, wenn sich private Häuslebauer von Architekten, Sachverständigen, Ingenieuren und/ oder Bauunternehmen von Anfang an beraten lassen.
10 bauliche Kriterien, die ein Ökohaus erfüllen sollte und die bereits bei der Planung beachtet werden müssen:
- Möglichst geringe Flächenbebauung
- Optimale Ausrichtung zur Sonne für Strom- und Heizkostenersparnisse
- Berücksichtigung übergeordneter energetischer Vorgaben
- Flexible, langfristige Nutzung (Stichwort Barrierefreiheit)
- Effiziente Wärmedämmung mit natürlichen Dämmstoffen
- Mehrfach isolierte Fenster
- Langlebige Baumaterialien
- Ökologische und schadstoffarme Baustoffe
- Effiziente und flexible Elektroinstallation (Stichwort Umnutzung)
- Umweltfreundliche Entwässerungstechnik durch Trennung von Trink- und Brauchwasser
Im Fokus steht vor allem die Wiederverwendung wertvoller Ressourcen. So fallen bei Umbau und Abriss Rohstoffe an, die bestenfalls erhalten und neu genutzt werden können. Materialrecycling auf höchstem Niveau – oder im Fachjargon: Zirkuläres Bauen.
Das Berliner Startup Concular hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Wiederverwendung von Baumaterialien zu fördern. Auf ihrer Online-Plattform bieten Bauträger und Abrissunternehmen anfallende Materialien zum Verkauf an, die für neue Projekte verwendet werden können. Quasi ein Online-Marktplatz für recycelbare Bausubstanzen. Vor der Aufnahme in den Online-Shop werden potenzielle Projekte genau unter die Lupe genommen, um die Eignung für eine Wiederverwendung sicherzustellen. Oftmals sind Dämmstoffe Jahrzehnte alt, mit Schadstoffen belastet und somit nicht mehr zu gebrauchen. Ein Umstand der bei aktuellen Projekten unbedingt in Betracht gezogen werden sollte.
Auch der Rückbau einer Immobilie ist ein Aspekt, der bereits bei der Planung Beachtung finden muss. Während sich wahrscheinlich die wenigsten, künftigen Eigenheimbesitzer vorstellen möchten, dass ihr Haus einmal nicht mehr bewohnbar ist, gehört das Lebensende einer nachhaltigen Immobilie zu einem wichtigen Faktor. Denn nur so kann gewährleistet werden, dass das Green Building keine negativen Auswirkungen auf künftige Generationen hat. Naturdämmstoffe lassen sich sehr gut recyceln und weiterverwenden – somit tun Sie nicht nur der Umwelt, sondern auch Ihrem Geldbeutel einen großen Gefallen. Zurückbleibende Bauteile und -stoffe werden dabei in zwei Kategorien eingeteilt:
- Bauteile und Baustoffe, die nicht länger genutzt und deshalb entsorgt werden müssen. Hierfür muss bereits bei der Planung Ihres ökologischen Hauses sichergestellt werden, dass die Abfälle am Ende der Nutzung konsequent getrennt werden können.
- Bauteile und Baustoffe, die wiederverwendbar oder recyclebar sind. Dieser Prozess findet nach dem sogenannten „Cradle-to-Cradle“-Prinzip statt, über denen wir Ihnen hier mehr berichten.
Tipp 2: Die richtigen Baustoffe auswählen
Ökologisches Bauen und Sanieren beginnt mit der Auswahl geeigneter Baustoffe. Meistens werden Ökohäuser aus den Grundstoffen Holz, Lehm oder Hanf gebaut. Aber auch Stahl eignet sich in Kombination mit anderen Bauprodukten wie Holz oder Glas für ein zukunftsfähiges Green Building. Typisches Erkennungsmerkmal für nachhaltige Häuser sind zudem begrünte Dächer, für die Pflanzen, Holz oder Strohballen zum Einsatz kommen und die zur Bindung von CO2 und Entwässerung genutzt werden. Für die effiziente Wärmedämmung kommen Dämmplatten aus Holz, Flachs, Hanf, Schafwolle oder Stroh zum Einsatz.
Durch nachhaltige Wärmedämmung werden die Innenräume vor übermäßiger Hitze und Kälte bewahrt. Das ist energie- sowie kostensparend und steigert Gebäudewert und Wohnkomfort. Tatsächlich kann der Primärenergiebedarf eines Gebäudes durch eine umfängliche Grundsanierung um bis zu 90 Prozent reduziert werden. Eine Investition, die sich vor allem über lange Zeit lohnt.
Bei der Auswahl der nachhaltigen Baustoffe sollten Sie darauf achten, dass Hilfsstoffe (zum Beispiel Kleber) auf Pflanzenbasis und ohne Lösungsmittel hergestellt wurden. Der gänzliche Verzicht auf Bindemittel ist dabei natürlich die beste Variante. Außerdem sollten die Rohstoffe aus einem nachhaltigen – bevorzugt regionalem – Anbau stammen. Beispiel Holz: Kontrollieren Sie, woher das Holz kommt und wie es verarbeitet wurde. Holz ist in Deutschland nur dann ein ökologischer Baustoff, wenn es aus Laub- oder Nadelwäldern oder aus einer europäischen, nachhaltigen Forstwirtschaft stammt.
Die besten ökologischen Dämmstoffe
Für die Dämmung von Innenräumen bieten sich je nach Einsatzbereich unterschiedliche ökologische Stoffe an:
Holzfaser: Dämmplatten aus Holzfaser werden aus anfallenden Resten der Industrie gepresst und benötigen aufgrund des enthaltenen Harzes keinen zusätzlichen Kleber. Die Platten regulieren Temperatur und bieten eine gute Schallisolierung, während das Naturmaterial sich positiv auf den Feuchtigkeitsausgleich auswirkt. Sie eignen sich besonders für Flachdächer und obere Geschossdecken sowie für Innen- und Außenfassaden.
Holzwolle: Wie die Holzfaser schützt Holzwolle besonders gut vor Hitze und Schall. Das aus langfaserigen Fichten- und Kiefernspänen hergestellte Material ist zudem schwer entflammbar und eignet sich für Innenräume, Kellerdecken und obere Geschossdecken.
Hanf: Das schlechte Image der Hanfpflanzen sollte längst der Vergangenheit angehören. Denn Hanf ist ein wahrer Alleskönner. Die Dämmplatten aus Hanf punkten mit hohem Hitze- und Brandschutz sowie einem ausgezeichneten Feuchtigkeitsausgleich. Das Material ist ideal für Dächer, obere Geschossdecken, Kellerdecken sowie Innen- und Außenfassaden.
Kork: Ob gepresst als Platte oder in losen Stücken geschüttet – Kork ist vielseitig einsetzbar. Hervorragend als Schallschutz, aber auch gut gegen Hitze und zum Feuchtigkeitsausgleich. Dämmwirkung und Brandschutz liegen dagegen eher im Mittelfeld. Außerdem wirken sich die vergleichsweise aufwändige Herstellung und lange Transportwege negativ auf die Ökobilanz aus. Am besten wird Kork für Dach- und Fassadendämmung sowie für Hohlräume eingesetzt.
Stroh: In der Geschichte des Häuserbaus gehört Stroh schon lange zu einem der meistgenutzten Materialien. Auch heute noch werden Dächer, Wände und Böden mit diesem Alleskönner gedämmt und schützt als Bauplatte oder in einer Lehmmasse hervorragend vor Hitze und Schall.
Tipp 3: Auf Gütesiegel und Zertifikate achten
Um zu gewährleisten, dass für Ihren ökologischen Neubau oder die Sanierung Ihres Altbaus nachhaltige Rohstoffe verwendet werden, sollten Sie auf Gütesiegel achten. Ähnlich wie bei Bio-Siegeln im Supermarkt haben Sie aber auch bei den Kennzeichnungen von Baumaterialien die Qual der Wahl. Dabei ist es vor allem beim ökologischen Bauen wichtig, dass die Gütesiegel nicht nur technische Merkmale eines Baustoffes kennzeichnen, sondern vor allem Aufschluss über ihre Nachhaltigkeit geben.
Gütesiegel für nachhaltige Baustoffe
- Blauer Engel: Kennzeichnung für Produkte die besonders umweltfreundlich sind, Wasser- und Ressourcen schonen und hohe Ansprüche an Gesundheits- und Arbeitsschutz erfüllen.
- TÜV-Siegel: Der TÜV zertifiziert Baustoffe mit zwei verschiedenen Siegeln:
- TÜV-UT21 gibt an, dass der gesamte Lebenszyklus des Produktes umweltfreundlich ist
- TÜV-ASG gibt an, dass ein Produkt schadstoffarm ist
- Natureplus: Internationales Gütesiegel für nachhaltige, qualitativ hochwertige Bauprodukte, die klimaschonend produziert wurden und gesundheitlich unbedenklich sind.
- PEFC-Label: Garantiert, dass das verwendete Holz überwiegend aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern kommt.
- eco Institut: Kennzeichnung für besonders emissions- und schadstoffarme Bau- und Einrichtungsprodukte.
Gebäudezertifikate DGNB, LEED und BREEAM
Neben den Kennzeichnungen, ob ein Rohstoff, Material oder Produkt nachhaltig ist, gibt es noch Gebäudezertifizierungen. Diese Zertifizierungen geben an, ob eine komplette Immobilie die Aspekte des ökologischen Bauens erfüllt. Büroimmobilien, Verwaltungs- und Industriegebäude sowie Schulen werden bereits häufig mit einem der drei Gebäudezertifikate DGNB, LEED und/ oder BREEAM gekennzeichnet. Aber auch für Wohnimmobilien spielen die Zertifizierungen eine immer wichtigere Rolle. Laut der bereits 2009 durchgeführten DEGI-Research-Studie gaben 71 Prozent der befragten Immobilieninvestoren an, dass Gebäude ohne Nachhaltigkeitskriterien in Zukunft nicht länger gewinnbringend vermarket werden könnten. Wenn Sie statt dem eigenen Bau eines ökologischen Hauses hingegen eine bereits fertiggestellte, nachhaltige Immobilie erwerben möchten, sollten Sie diese drei Zertifizierungen kennen:
- Das DGNB-Zertifikat stammt aus Deutschland und wird von der Deutschen Gesellschaft für nachhaltiges Bauen vergeben. Unterschieden wird in die drei Stufen DGNB Gold, Silber und Bronze.
- Das amerikanische LEED-Zertifikat wird vom U.S. Green Building Council in den Stufen Certified, Silver, Gold oder Platinum vergeben.
- BREEAM wurde vom britischen Building Research Establishment ins Leben gerufen und bewertet Immobilien nach Sternen, wobei vier Sterne die höchste Auszeichnung ist.
Fazit: Wohnen Sie ökologisch!
Grüne Gebäude sind nicht nur ein Gewinn für die Umwelt. Die schadstofffreien Baustoffe und die Verbesserung der Raumluftqualität sind auch ein Gewinn für Ihre Gesundheit. Nachhaltige Immobilien sind zudem nicht zwangsläufig teurer. Neben zinsgünstigen Finanzierungen sparen Sie mit einem Haus in nachhaltiger Bauweise auch Energiekosten. Deshalb ist es auch aus wirtschaftlicher Sicht empfehlenswert, ökologisch zu bauen oder zu sanieren.
Haben Sie sich den Traum vom eigenen ökologischen Haus bereits erfüllt? Dann freuen wir uns über Ihre Erfahrungsberichte, ob Sie sich gesundheitlich besser fühlen und bereits merklich Strom- und Heizenergie einsparen konnten!
Bildnachweise
© Vorschau- und Headerbild: ALDECAstock / shutterstock.com
© Ökohaus im Grünen: Petair / stock.adobe.com
© Plaunung Dämmmaterialien: Ingo Bartussek / stock.adobe.com
© Häuser aus Dämmmaterialien: stockcreations / shutterstock.com
© Energie sparen: Alberto Masnovo / stock.adobe.com
© Holzhäuser: sommart sombutwanitkul / shutterstock.com