Umweltschutz beginnt im Alltag – genauer gesagt im Einkaufswagen. Verbraucherinnen und Verbraucher können jeden Tag dazu beitragen, die Natur zu schützen. Zum Beispiel, indem sie auf eine umweltfreundliche Verpackung der Lebensmittel achten oder gleich in einem nachhaltigen Supermarkt einkaufen. Wir zeigen Ihnen in diesem Artikel, wo Sie in Berlin nachhaltig einkaufen können und was Sie sonst noch tun können.  

Pfirsiche in PlastikverpackungNach Angaben des Umweltbundesamts verursacht der Lebensmitteleinzelhandel ein Prozent der Treibhausgasemissionen und rund drei Prozent des Endenergieverbrauchs Deutschlands. Zudem fällt jede Menge Plastikmüll an: Sogar frisches Obst und Gemüse ist zu einem Großteil in Plastik verpackt. Das hat eine Untersuchung der Verbraucherzentrale Hamburg ergeben. Edeka schneidet demnach mit einer Plastikquote von 48 Prozent am besten ab. Aldi kommt hingegen auf 74 Prozent, Penny sogar auf 81 Prozent.

Nachhaltigkeit: Im Supermarkt einkaufen und den Planeten schonen

Die Untersuchung der Hamburger Verbraucherschützer zeigt aber auch: Es gibt in regulären Supermärkten und sogar in Discountern durchaus Obst und Gemüse, das nicht in Plastik verpackt ist. Hier kann ansetzen, wer beim Wocheneinkauf nicht nur den Einkaufszettel, sondern auch die Umwelt im Blick behalten möchte. Und es gibt noch weitere Möglichkeiten.

Mit folgenden Tipps kaufen Sie nachhaltiger ein:

  • Greifen Sie, wenn möglich, zu unverpacktem Obst und Gemüse. Am besten bringen Sie wiederverwendbare Beutel mit.
  • MarktstandKaufen Sie saisonale und regionale Produkte. Ideal ist, was gerade in Deutschland geerntet wird. Meist sind diese Lebensmittel auch günstiger. Rein auf Regionalität zu setzen, ist für den persönlichen CO2-Abdruck nicht immer besser. Der Begriff regional ist gesetzlich nicht geschützt. Äpfel aus Deutschland etwa, die im Frühling in den Supermärkten liegen, mussten ein halbes Jahr lang gelagert werden. Das verbraucht Energie. Unterm Strich kann die Ökobilanz von Früchten aus Übersee dann besser sein.
  • Nehmen Sie Getränke in Pfand- und Mehrwegflaschen.
  • Kaufen Sie nur so viel, wie Sie wirklich verbrauchen. Selbst regionale, saisonale und unverpackte Lebensmittel belasten die Umwelt unnötigerweise, wenn sie im Müll landen.
  • Käse, Wurst und Fleisch an der Bedientheke sind manchmal weniger und damit umweltfreundlicher verpackt. Umso besser ist es, wenn der Supermarkt es erlaubt, eigene Behälter mitzubringen.
  • Bevorzugen Sie Bioprodukte aus fairem Handel, wenn Sie es sich leisten können.
  • Der Klassiker für mehr Nachhaltigkeit im Supermarkt: Verstauen Sie Ihre Einkäufe in einer mitgebrachten Tasche oder einem Einkaufskorb. Manche Bäckereien verpacken Brot und Brötchen auch gerne in mitgebrachte Stoffbeutel – fragen Sie einfach bei der Backstube Ihres Vertrauens.  
  • Papier VerpackungenVerpackungen, auch aus Plastik, lassen sich nicht immer vermeiden. Einfache Verpackungen sind aber immer noch besser als doppelte. Vor allem Süßigkeiten und Fertigprodukte sind oft zweifach in Plastik verpackt – greifen Sie besser zu umweltfreundlich verpackten Leckereien.  
  • Wer auch Kleidung und Kosmetik nachhaltig einkaufen möchte, kann sich an Umwelt- und Biosiegeln orientieren.

Nachhaltigkeit im Lebensmitteleinzelhandel: 5 Beispiele in Berlin

Umwelt- und sozialverträglich einzukaufen fällt leichter, wenn der Supermarkt von sich aus auf Nachhaltigkeit setzt. Wer in Berlin wohnt, hat – auch in diesem Bereich – Glück: Für mehrere Lebensmittelgeschäfte in der Stadt nimmt Umweltschutz in ihrem Konzept einen besonders hohen Stellenwert ein. In folgenden Geschäften ist Nachhaltigkeit Programm:

BiomarktLPG BioMarkt: Die Biosupermarkt-Kette LPG bietet in erster Linie regionale Produkte an. Für LPG bedeutet das: aus einem Umkreis von 200 Kilometern um Berlin herum. Das Angebot von rund 18.000 Artikeln umfasst nicht nur Lebensmittel, sondern auch Kosmetika. Der erste LPG-Markt öffnete 1994 seine Tore. Mittlerweile versorgen zehn Filialen die Berliner mit Bioprodukten.

Supercoop: Die Kooperative Supercoop (sprich: superko´op) ist ein genossenschaftlich organisierter Markt. Das Projekt ist derzeit noch in Vorbereitung. Wenn der erste Markt öffnet, und das ist für Sommer 2021 geplant, werden nur Mitglieder einkaufen können. Diese beteiligen sich mit 100 Euro an der Genossenschaft und arbeiten jeden Monat drei Stunden im Markt mit. Die Genossenschaft möchte damit nicht nur mehr Nachhaltigkeit im Supermarkt erreichen, sondern vor allem faire und regionale Bioprodukte zu günstigen und transparenten Preisen anbieten.

JutebeutelPenny Grüner Weg: Die Discounter-Kette Penny hat in Spandau einen sogenannten Nachhaltigkeits-Erlebnismarkt eröffnet. Hier können die Kundinnen und Kunden auch Obst und Gemüse kaufen, das zum Beispiel krumm ist oder einen anderen Schönheitsmakel hat – und damit in anderen Geschäften aussortiert würde. Außerdem sind neben den Preisen der Lebensmittel auch die wirklichen Kosten angegeben. Sie zeigen an, wie viel die Lebensmittel kosten würden, wenn ihre sozialen und ökologischen Kosten eingepreist wären. Das ist meist deutlich mehr, als die Kunden aktuell zahlen. Die Kundschaft erfährt auf Infotafeln und Bildschirmen im ganzen Markt außerdem einiges über die Herkunft der Lebensmittel und lernt, wie sie selbst die Umwelt schützen kann.

SirPlus: SirPlus ist ein weiterer bekannter Name, wenn es um Nachhaltigkeit im Lebensmitteleinzelhandel geht. Das Unternehmen übernimmt und verkauft überschüssige Lebensmittel von Großhändlern und Produzenten, die sonst weggeworfen würden. Kundinnen und Kunden können in mittlerweile sechs Filialen und online einkaufen.

Lesetipp: Wir haben den SirPlus-Gründer Raphael Fellmer für zwei Interviews getroffen, um mehr über das Berliner Start-up und die nachhaltige Geschäftsidee des Unternehmens zu erfahren. Erfahren Sie im ersten Interview, wie auch Sie zum Lebensmittelretter werden können und finden Sie in Interview zwei heraus, ob und wie sich das Konzept bislang am Markt etablieren konnte.

Lebensmittel in EinmachglaesernOriginal Unverpackt: Ein Pionier im umweltfreundlichen Lebensmittelhandel ist Original Unverpackt, mittlerweile eine kleine Supermarktkette mit zwei Filialen in Kreuzberg und Prenzlauer Berg. Die Lebensmittel gibt es hier ohne Einwegverpackung: Die Kundinnen und Kunden bringen ihre eigenen Dosen und Gläser mit oder können im Laden Mehrwegverpackungen erwerben. Seit 2020 gibt es sogar einen Lieferdienst.

Lesetipp: Auch das Team von Original Unverpackt haben wir für Sie interviewt. Erfahren Sie mehr über die nachhaltige Supermarktkette in unserem spannenden Interview.

Nachhaltigkeit im Lebensmitteleinzelhandel: Weltweiter Trend

Den Planeten sauber zu halten ist im wahrsten Sinne des Wortes eine globale Aufgabe. Überall auf der Welt lassen sich Supermarktbetreiber kreative Maßnahmen einfallen, um den Einkauf bei ihnen nachhaltiger zu gestalten. Sind Sie Besitzer oder Eigentümer eines Lebensmittelgeschäftes oder als Hersteller im Einzelhandel tätig? Dann liefern Ihnen die folgenden Ideen, die wir bei unseren Recherchen zu diesem Artikel entdeckt haben, vielleicht Inspiration, um auch in Ihrem Geschäft einige grünere Konzepte auszuprobieren.

USA: Ein amerikanischer Supermarkt verkauft Bananen, die bereits viele braune Flecken haben, vergünstigt und in Papiertüten. Diese sind mit Rezepten bedruckt, in denen man die überreifen Früchte verwenden kann.

Nachhaltig verpacktThailand: Ein thailändischer Supermarktbetreiber kehrt bei der Verpackung von Obst und Gemüse zurück zu den Wurzeln, beziehungsweise zurück zum Bananenblatt. Darin haben die Thailänder ihre Lebensmittel früher verpackt – der Supermarkt greift diese Idee jetzt wieder auf.

Lesetipp: Weitere Tipps für nachhaltige Verpackungslösungen erfahren Sie in unserem Artikel „Umweltfreundliche Verpackungen: Weniger Müll dank nachhaltiger Rohstoffe“.

Kanada: Im kanadischen Montréal baut ein Supermarktbetreiber Gemüse auf dem Dach des Geschäftes an. Das Gemüse hat damit im Grunde keinen Transportweg und außerdem Bio-Qualität. Da der Garten das Gebäude isoliert, verbraucht der Markt insgesamt weniger Energie. Es gibt dort sogar Bienenstöcke, der Honig wird ebenfalls im Supermarkt verkauft.

Lesetipp: Dass Immobilien und Umweltschutz Hand-in-Hand gehen können, zeigen Ihnen diese grünen Architektur-Beispiele aus aller Welt.

Unverpackte LebensmittelSchweiz: In der Schweizer Supermarktkette Migros können die Kundinnen und Kunden Mahlzeiten zum Mitnehmen, etwa Salat oder Nudeln, in einem Mehrweggefäß mit Deckel bekommen. Sie zahlen dafür einen Pfandbetrag, den sie bei Rückgabe des Gefäßes zurückerhalten. Oder sie tauschen das Gefäß bei der nächsten Mahlzeit gegen ein neues ein.

Fazit:

Nachhaltiges Einkaufen liegt weltweit im Trend. In der Hauptstadt setzen mehrere Läden und Ladenketten in besonderem Maße auf Nachhaltigkeit im Lebensmitteleinzelhandel – und bieten den Berlinern die Möglichkeit, guten Gewissens Lebensmittel zu shoppen. Kennen Sie andere Beispiele für Nachhaltigkeit im Supermarkt oder weitere Tipps, wie man beim Einkauf die Umwelt schonen kann? Schreiben Sie einen Kommentar und erzählen Sie uns mehr davon!

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Bildnachweise:

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