Wer Klima und Umwelt schützen möchte, muss nicht immer auf der großen Weltbühne aktiv werden. Das Engagement für ein nachhaltiges Zusammenleben lohnt sich auch in der eigenen Nachbarschaft und macht die Ergebnisse der Bemühungen im Alltag erlebbar. In der Millionenmetropole Berlin erscheint es manchmal unmöglich, Kontakt herzustellen, da wir eher nebeneinander als miteinander wohnen. Es gibt jedoch einige Methoden, um diese Hürde schnell zu überwinden. Wir stellen eine Auswahl an Ideen vor, mit denen Sie nachhaltiges Handeln in Ihrer Nachbarschaft fördern und trotz scheinbarer Anonymität der Großstadt mit Gleichgesinnten in Kontakt treten können.
Vor der eigenen Haustüre kehren
Es ist ratsam, mit den Bemühungen zum Schutz der Umwelt im eigenen Haushalt zu starten und erst im Anschluss den Wirkungskreis auszuweiten. Wir empfehlen daher, sich zu informieren, wie man nachhaltig einkauft, Haustiere pflegt, den Balkon oder Garten bepflanzt, grillt oder sogar die Festtage wie Weihnachten und Ostern mit Blick auf die Umwelt gestaltet. Wer sich in diesen Bereichen sicher fühlt, kann die eigene Familie, den Freundeskreis und Arbeitskollegen mit etwas Fingerspitzengefühl zu mehr Nachhaltigkeit motivieren. Wer hier schon größere oder kleinere Erfolge feiern konnte, für den ist die eigene Nachbarschaft der nächste logische Schritt. Häufig lässt sich hier deutlich mehr umsetzen, als auf den ersten Blick ersichtlich ist.
Welche Maßnahmen ergeben mit Hinblick auf die Nachbarschaft Sinn?
Das Recycling von Papier, Elektrogeräten und Plastik ist nachhaltig. Noch nachhaltiger ist es jedoch, wenn Rohstoffe und Produkte möglichst lange im Umlauf bleiben. Bestenfalls wird der alte Fernseher also erst zu Elektroschrott, wenn er nicht mehr funktioniert und nicht, wenn wir uns für ein neueres Modell entschieden haben. Die Devise lautet also:
Teilen: Laut Erhebung wird eine Bohrmaschine innerhalb ihres Produktlebenszyklus durchschnittlich 12-15 Minuten aktiv genutzt. Das ist mit Hinblick auf den Preis sowie Rohstoff- und Energieverbrauch bei der Herstellung sehr wenig. Der Verleih solcher Geräte hat also kaum einen Einfluss auf den Verschleiß, spart aber jede Menge Ressourcen.
Tauschen: DVDs, Bücher oder Brett- und Konsolenspiele - häufig haben wir nach mehrmaliger Nutzung die Nase voll. So geht es natürlich auch unseren Nachbarn mit ihren einstigen Schätzen. Warum also nicht tauschen und andere sowie die eigene Familie mit Neuem glücklich machen? Es muss ja nicht für immer sein.
Verkaufen: Vermeiden Sie Müll indem Sie ausgedientes Mobiliar und Elektrogeräte auf einschlägigen Portalen für Kleinanzeigen verkaufen. Sie sind häufig besser als ihr Ruf und es lässt sich noch einiges mit unliebsam gewordenen Stücken verdienen.
Verschenken: Sie haben sich doch einen neuen Fernseher angeschafft und Ihnen ist der Verkaufsaufwand zu groß? Verschenken Sie doch Ihr Altgerät. Sehen Sie dabei jedoch davon ab, ihn einfach im Hausflur abzustellen, denn das birgt Brandschutzgefahren und verstößt meist gegen die Hausordnung. Schreiben Sie lieber einen Zettel – dann nerven Sie Ihre Nachbarn auch nicht mit einem vollgestellten Eingangsbereich.
Kreative Ideen für die Nachbarschaft
Hofflohmärkte: Der Garage-Sale in Deutschland
In den USA sind sogenannte Garage-Sales Gang und Gäbe: Privatleute verkaufen aus ihrer Garage ungenutzte Gegenstände aus dem Haushalt an ihre Nachbarschaft. Dieses Prinzip findet in Form von Hofflohmärkten auch hierzulande immer mehr Anhänger. Mehrere Parteien eines Mehrfamilienhauses schließen sich zusammen und eröffnen im Innenhof einen kleinen, aber feinen Flohmarkt. Ein Schild vor der Haustür sowie Inserate bei Online-Foren und Portalen sorgen für die nötige Kundschaft.
Öffentliche Bücherschränke
Immer häufiger sieht man öffentliche Bücherschränke, die in ausgedienten Telefonzellen Platz finden. Das Prinzip ist einfach: Anwohner legen alte Bücher ab und können sich im Gegenzug neuen Lesestoff mit nach Hause nehmen. Auch für Obdachlose ist diese Art des Booksharings besonders gewinnbringend, da ihnen sonst kaum Möglichkeiten geboten werden, um Bücher kostenlos auszuleihen.
Urban Gardening Projekte
In vielen Hauptstadtkiezen wird inzwischen Urban Gardening angeboten. Hierbei werden Gartenflächen der gesamten Nachbarschaft zugänglich gemacht und für die Pflanzung bevorzugter Kräuter, Gemüse und Früchtesorten freigegeben. Mehr dazu lesen Sie hier.
Metropole Berlin: Die Anonymität der Großstadt durchbrechen
Wie kommt man überhaupt mit den eigenen Nachbarn in Kontakt, um nachhaltige Projekte zu starten? In ländlichen Regionen kennt man sich, aber in Berlin wissen viele nicht einmal die Namen der unmittelbaren Mitmieter. Zeit das zu ändern:
Hängen Sie einen Zettel in das Treppenhaus und suchen Sie Verstärkung
Hängen Sie einen Zettel in Ihren Hausflur und beschreiben Sie, was Sie anbieten oder angeboten haben möchten. Vielleicht machen Sie ja in direkter Umgebung eine Bekanntschaft oder gewinnen sogar neue Freunde.
Nebenan.de: Das Portal für Gleichgesinnte nebenan
Beim Online-Portal nebenan.de geben Sie Ihre Postleitzahl ein und erhalten Gesuche aus Ihrer Umgebung. Finden Sie eine Aktion interessant, können Sie direkt mit den Veranstaltern in Kontakt treten und Ihre Unterstützung anbieten. Natürlich können Sie ebenso selbst kreativ werden und eigene Aktionen planen. Helfer und Teilnehmer lassen sich rasch über die Webseite finden.
Gemeinschaftswerk Nachhaltigkeit
Das Gemeinschaftswerk Nachhaltigkeit bezeichnet sich selbst als Initiative und offene Plattform zur Förderung von Nachhaltigkeitsengagement in Deutschland. Auf ihrer Webseite listen sie viele Vorhaben von Organisationen aus der Politik, Wirtschaft, Wissenschaft sowie Zivilgesellschaft und erhöhen somit ihre Sichtbarkeit. Zusätzlich veranstalten sie Aktionswochen, bei denen viele Gleichgesinnte zusammentreffen und aktuelle Ansätze für eine nachhaltige Lebensweise vorgestellt werden. Herausragende Projekte und Initiativen des Wandels werden zudem regelmäßig ausgezeichnet, um ihnen noch mehr Aufmerksamkeit zu verschaffen.
Berlin21
Berlin21 ist eine Initiative, die im Jahr 2004 im Anschluss an die Agenda21 gegründet wurde. Ziel der Organisation ist es, die bundesweiten Klimaschutzziele auf den Raum Berlin-Brandenburg herunterzubrechen und lokal umzusetzen. Auf ihrer Webseite finden Sie verschiedene Veranstaltungen und Projekte, die sich auf nachhaltige Konzepte für den Raum Berlin konzentrieren.
Lokale Initiativen in Ihrer Umgebung
Teilweise bestehen bereits Vereine, die sich auf die Umsetzung nachhaltiger Konzepte innerhalb einzelner Bezirke oder sogar einzelner Straßenzüge spezialisiert haben. So ist „N3 – Nachhaltige Nachbarschaft Neukölln“ eine Initiative für Neukölln, die mit Workshops, Mitmachaktionen, einem Tauschmarkt, Vorträgen und einer Infobörse den Zusammenhalt stärkt und die Kräfte der Einwohner bündelt. Aber es geht noch kleinteiliger: So wurde für den Kiez rundum der Pankstraße ein Quartiersmanagement gegründet, um Lebensbedingungen und Lebenschancen zu verbessern, das Engagement zu aktivieren, unterschiedliche Interessengruppen und lokale Akteure zu vernetzen, Kooperationen zwischen Initiativen, Institutionen und Unternehmen aufzubauen sowie Projekte zur positiven Entwicklung des Quartiers zu initiieren und deren Finanzierung zu organisieren. Mit etwas Recherche sollten Sie ausfindig machen können, ob es vielleicht ähnliche Initiativen in Ihrer Nachbarschaft gibt und vielleicht können Sie sich mit den oben genannten Maßnahmen sogar selbst ein entsprechendes Netzwerk aufbauen, um ähnliche Verbände zu gründen.
Fazit: Es ist gar nicht so schwierig, ähnlich denkende Personen in Ihrer Nachbarschaft kennenzulernen und mit ihnen eigene Projekte auf die Beine zu stellen. Probieren Sie es doch einmal aus und berichten Sie uns gerne in den Kommentaren von Ihren Erfahrungen. Gerne stellen wir Ihre Bemühungen auch hier im Blog-Beitrag dar.
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Bildnachweise
© Vorschau- und Header-Bild: Victor Koldunov / stock.adobe.com
© Mann mit zwei Kindern beim Abwasch: Halfpoint / stock.adobe.com
© Mann und Frau tauschen Buch: Andrey Popov / stock.adobe.com
© Öffentlicher Bücherschrank in Telefonzelle: Joerg Sabel / stock.adobe.com
© Logo Gemeinschaftswerk Nachhaltigkeit: gemeinschaftswerk-nachhaltigkeit.de
© Logo Quartiersmanagement Pankstraße: pankstrasse-quartier.de