Wir alle nutzen Papier im Alltag. Ob als Zeitung, Serviette oder Schmierzettel, Papier ist ein ständiger Begleiter. Papier ist nicht nur ein sehr alter Werkstoff, er lässt sich auch sehr gut recyceln. Erfahren Sie hier, wie das Recycling von Papier funktioniert! 

Grundlegendes: Produktion von Papier

Papier ist in seiner grundlegenden Form seit Jahrhunderten bekannt. Bereits die alten Ägypter nutzten Pflanzenfasern, um schriftliche Mitteilungen zu machen. Über den Umweg des Pergaments wurde in Europa über Jahrhunderte an der Technologie gefeilt, wie man Fasern so zusammensetzt, dass ein glattes, reißfähiges, beschreibbares Produkt dabei herauskommt (Weitere Informationen zur Erfindung des Recyclingpapiers).

In der heutigen Produktion von Papier spielt die Cellulose (Zellstoff) eine wichtige Rolle. Dieser Vielfachzucker kommt in vielen Pflanzen vor. Dennoch kommen bei der Papierherstellung vorwiegend Fasern aus Holz zum Einsatz. Diese Fasern werden zunächst von anderen Stoffen, wie Harz oder anderen Vielfachzuckern, getrennt und erhält die begehrten Zellstofffasern.

Danach folgt die Zugabe von anderen Stoffen, die als Füllstoffe bezeichnet werden. Diese dienen unter anderem der Färbung des Papiers, verringern die Saugfähigkeit oder sorgen für Glanz.

Alle genannten Vorgänge passieren mit Wasserzusatz. Wenn die richtige Mischung aus Faser- und Füllstoffen besteht, hat die Mischung einen Wasseranteil von 99 %. Dieses Stoffgemisch wird in der Folge gleichmäßig auf ein feinmaschiges Sieb aufgebracht. In der industriellen Papierproduktion werden Papiermaschinen eingesetzt, die mit einem endlosen Sieb arbeiten, das auf einer Rolle läuft (ähnlich einem Fließband). Die Fasern richten sich vermehrt in Laufrichtung des Siebes aus.

Dem Papierbrei wird auf dem schnell laufenden Sieb schnell das Wasser entzogen. Danach kommt es in den Pressvorgang, wo in mehreren Vorgängen noch einmal Wasser entzogen wird. Danach schließt sich eine Trockenpartie an, bei der die Papierbahn über warme Walzen geführt wird.

Manche Papiersorten werden nach dem Trocknen mit Pigmenten versetzt. Man spricht dann von “gestrichenem Papier”. Am Ende dieser Prozedur befindet sich das Papier auf großen Rollen aufgewickelt. Zum Schluss wird es auf die benötigte Größe zugeschnitten.

Papier entsorgen

Wenn Sie Ihr Altpapier in der Papiertonne entsorgen, tragen Sie aktiv dazu bei, die Umwelt zu schonen. Erfahren Sie mehr über unsere Services zur Papierentsorgung!

Recycling von Papier

Für das Recycling von Papier muss man verstehen, dass nicht jedes Papier wie das andere ist. Wegen der unterschiedlichen Zusammensetzungen der Zell- und Füllstoffe haben die Papiere verschiedene Eigenschaften. Dies wirkt sich jedoch auch auf die Möglichkeit aus, die Papiere zu recyceln.

Statistiken zum Papierrecycling

Das Wiederverwenden von Papier ist eine echte Erfolgsgeschichte. Papier ist mit 99,7 % der Wertstoff mit der höchsten Verwertungsquote aller Abfälle. Dabei gilt es jedoch zu unterscheiden zwischen Verwertung und Recycling: Nicht jeder verwertete Abfall ist auch recycelt worden. Es gibt eine Reihe von Papiersorten, die sich aufgrund verschiedener Faktoren kaum bis gar nicht recyceln lassen. 

Zeitungspapier besteht heutzutage aus fast 100 % Altpapier. Zudem nehmen Hygienepapiere, also Toiletten- oder Küchenpapier, aus recycelten Fasern einen immer höheren Stellenwert ein.

Nicht recyclingfähiges Papier

Nicht alle Produkte, die aus Papier gefertigt sind, können als Altpapier recycelt werden. Der Grund dafür liegt meist in der Beschaffenheit des Papiers. Viele Papiersorten sind mit Stoffen versetzt, die das Recycling nach den bisher gängigen Verfahren unmöglich oder zumindest unwirtschaftlich machen.

Zu diesen Papiersorten gehören sogenannte nassfeste Papiere. Diese Papiersorte kommt bspw. bei Pappbechern zum Einsatz. Damit der Becher seine Stabilität behält, ist er mit wasserabweisenden Stoffen “imprägniert”. Weil das Recycling von Altpapier jedoch darauf fußt, dass man die Papierfasern in Wasser löst, können nassfeste Papiere nicht recycelt werden.

Andere Papiere können nicht verwendet werden, weil sie mit Fremdstoffen versetzt sind. Pizzakartons, die Rückstände von Fett enthalten, können bspw. das Recycling erschweren, weil das Fett sich in der Wasser-Papier-Mischung absetzt und die Qualität des Recyclingpapiers mindern würde.

Hygienepapiere, wie Kosmetik-, Taschentücher oder Binden kommen aus hygienischen Gründen nicht für das Recycling in Frage. Sie sollten deshalb auch nicht in der blauen Tonne, sondern im Restmüll entsorgt werden! (Mehr Tipps zur Mülltrennung)

Prozess des Papierrecyclings

Ein wichtiger Schritt beim Papierrecycling ist bereits die Altpapiersammlung. Mit der getrennten Sammlung von Papier und Pappe sowohl im privaten, als auch gewerblichen Bereich, wird eine Vorsortierung des Altpapiers getroffen. Das Altpapieraufkommen kommt zu knapp 10 % aus der Papierverarbeitung. Etwa 50 % des Altpapiers fallen in Gewerbebetrieben an, die restlichen 40 % in Privathaushalten. [1]

Altpapiersorten

In den Aufbereitungsanlagen findet anschließend eine weitere Sortierung statt. Dabei werden Fremdstoffe aussortiert und das Papier sortiert. Es werden fünf verschiedene Sorten unterschieden, die sich wiederum in Dutzende Unterarten gliedern:

  • Untere Sorten: Hierunter fällt Altpapier “niedriger” Qualität, z. B. Telefonbücher, und unverkaufte Illustrierte.
  • Mittlere Sorten: U.a. Bücher und Zeitungen
  • Bessere Sorten: Z. B. Unbedrucktes Zeitungspapier
  • Krafthaltige Sorten: Papier, das zu 100 % aus Frischfasern besteht und keine Füllstoffe enthält
  • Sondersorten: Unsortiertes Altpapier

Ablauf des Recyclings

Papierkreislauf veranschaulicht.

 

Das sortierte Altpapier wird zunächst mit Wasser versetzt. Dieser Arbeitsschritt hat zum Ziel, die einzelnen Fasern zu lösen. Dazu wird das Altpapier mit Wasser und weiteren Chemikalien in einer großen Trommel aufgeweicht. 

Aus dieser Mischung, bei der das Altpapier mit etwa der 20-fachen Menge Wasser versetzt ist, können Fremdstoffe abgeschieden werden. Das können bspw. Büro- und Heftklammern, Sichtfenster aus Briefumschlägen, sowie Klebstoffe sein. 

Der nächste Schritt ist das Deinking: Darunter versteht man das Entfernen der Tinte (engl. ink) von bedrucktem Papier. Die Technik, um die Farbpartikel aus der Wasser-Papier-Masse zu entfernen, wird Flotation genannt. Kleine Luftbläschen werden in die Mischung eingebracht. Die Farbpartikel bleiben an den Luftbläschen hängen und steigen damit an die Oberfläche. Dort entsteht eine Art Schaum, der abgeschöpft werden kann. 

Je nach Art des Papiers müssen die Schritte für das Deinking wiederholt werden, um sicherzustellen, dass die Farbpartikel weitgehend entfernt wurden. Anschließend kann die Wasser-Faser-Mischung entwässert werden und die recycelten Papierfasern für die Produktion neuer Papiere eingesetzt werden.

Recyclingpapier im Einsatz

Papierrecycling trägt einen wichtigen Teil zur nachhaltigen Wirtschaft bei. Bei der Herstellung vieler Papiersorten, die in der Praxis relevant sind, werden große Mengen an Altpapier als Sekundärrohstoff verwendet.

Allerdings ist Papierrecycling nicht unbegrenzt wiederholbar. Bei jedem Recycling verkürzen sich die Papierfasern. Man geht davon aus, dass eine Faser etwa fünf- bis achtmal recycelt werden kann. Je kürzer eine Papierfaser ist, umso weniger Stabilität bietet der Papierverbund. Daher hat der Einsatz von Recyclingpapier Grenzen. Im Folgenden bieten wir Ihnen eine Übersicht über den Anteil an Recyclingfasern in verschiedenen Papiersorten:

 

Papiersorte

Anteil von Recyclingfasern

Zeitungspapier

100 %

Pappe und Kartonagen

bis zu 95 %

Hygienepapier (z.B. Kosmetiktücher)

bis zu 74 %

Spezialpapier (z.B. Tapeten, Backpapier)

bis zu 40 %

grafische Papiere

bis zu 44 %

 

Die Bedeutung von recycelten Fasern für die Papierfabriken ist nicht zu unterschätzen. Das zeigt ein Blick auf die Zahlen: Im Jahr 2018 produzierten die Papierfabriken in Deutschland 22,5 Millionen Tonnen Papier, Karton und Pappe. Dazu setzten sie 17,2 Millionen Tonnen Altpapier ein, gegenüber 5,5 Millionen Tonnen Faserstoffen. Das entspricht einem Anteil von gut 76 Prozent. [2]

Recyceltes Papier ist ein Paradebeispiel für Nachhaltigkeit. Wie viel Ressourcen und Energie gegenüber Papier aus Frischfasern eingespart werden kann, lässt sich am Beispiel von Druckerpapier anschaulich darstellen. Für die handelsüblichen 500 Blatt müssen 7,5 kg Holz eingesetzt werden, wenn man Frischfaserpapier herstellt. Für die gleiche Menge Recyclingpapier werden lediglich 2,8 kg Altpapier benötigt. Um die Fasern auszuschwemmen, verbraucht die Produktion von Frischfaserpapier 130,2 Liter Wasser, Recyclingpapier hingegen nur 51,1 Liter. Auch der Energieverbrauch des Herstellungsprozesses ist deutlich größer (26,8 kWh vs. 10,5 kWh). Zu guter Letzt sind auch die CO2-Emissionen bei Recyclingpapier geringer: Sie betragen 2,2 kg für 500 Blatt gegenüber 2,6 kg für Papier aus neuen Fasern.

 

Fragen zum Papierkreislauf

Haben Sie noch Informationsbedarf zum Papierrecycling? Sprechen Sie uns an:

  • telefonisch: (030) 60 97 20 0 (montags bis freitags in der Zeit von 08:00 bis 18:00 Uhr)
  • per E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.
  • per Fax: (030) 60 97 20 10

Bildnachweise:

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Quellen:

[1] Martens, Hans; Goldmann, Daniel: Recyclingtechnik. Fachbuch für Lehre und Praxis. 2. Auflage. Wiesbaden, 2016. S. 327.

[2] https://www.umweltbundesamt.de/daten/ressourcen-abfall/verwertung-entsorgung-ausgewaehlter-abfallarten/altpapier#die-deutsche-papierindustrie