So ein Müll! Das haben wir alle schon gehört. Sooft das jemand zornig ausruft, will er ausdrücken, eine Sache tauge nichts und sei nichts wert. Doch was der Verbraucher tagtäglich in die Tonne wirft, taugt durchaus noch etwas. Fast nie landet es deshalb auf der Müllhalde oder in der Verbrennungsanlage. Das Kreislaufwirtschaftsgesetz sorgt dabei für eine umweltschonende Verwertung von Abfällen. Es zielt darauf ab, Ressourcen zu schonen, wüste Müllhalden zu vermeiden, Produktionskosten durch stärkere stoffliche Wiederverwertung zu senken und dadurch den Preisanstieg elementarer Verbrauchsgüter zu begrenzen.

Wie so oft im Leben geht es also auch ums Geld und spätestens hier stellt sich die Frage: Wem gehört der Müll? Lassen wir Metalle und Kunststoffe einmal außen vor, dann sind die gefragtesten Rohstoffe Glas und Papier. Für beides stellt Berlin Recycling in der ganzen Stadt Tonnen und Container bereit – egal ob für Wohnungsunternehmen, private Haushalte, Gewerbetreibende oder auf öffentlichem Grund. Wem aber gehören diese Rohstoffe und was sind sie überhaupt wert?

1. Wertstoff Glas

Weiß-, Braun- und GrünglasGlas ist ein besonderer Werkstoff, seine Anwendungsmöglichkeiten sind riesig. Im heutigen Blogbeitrag soll vom Hohl- oder Behälterglas die Rede sein. Als Verpackungsmaterial ist es aus vielen Gründen beliebt: Bei der Herstellung äußerst variabel in der Form und Stärke, im Einsatz besticht es durch Hygiene: Es ist durchsichtig, gut zu reinigen, geruchs- und geschmacksneutral. Anders als andere Verpackungen geht es keine Verbindungen mit anderen Stoffen ein, zersetzt sich nicht und gelangt nicht in die Nahrungskette. Einmal produziert, ist die Form stabil. Sie kommt damit der Individualisierung entgegen und begünstigt die Standardisierung: Die Mehrweg-Pfandflaschen der Brauereien, der Saft- und Mineralwasserabfüller beschränken sich auf wenige Typen und können deshalb bundesweit zurückgegeben werden. Das spart Wege und Ressourcen.

Weiß, braun oder grün – Sortieren steigert den Wert!

Vom Parfümfläschchen bis zum Einwegglas: Der Verbraucher hat beim Kauf des Artikels auch die Verpackung erworben. Ob er aus leeren Einmachgläsern einen Kräutergarten bastelt oder es zum Glascontainer trägt, ist seine Entscheidung, denn bezahlt ist bezahlt.  
Weiß, braun oder grün? Andersfarbige Gläser sind selten, sie kommen zum Grünglas, weil hier die Fehlfarben beim Einschmelzen am wenigsten stören. Je farbenreiner sortiert wird, desto größer der Gewinn für die Umwelt. Volle oder schlecht geleerte Gläser gehören nicht in die Glasiglus oder die Glascontainer. Je sauberer, desto besser. Eingesammeltes Glas kann von der Glasfabrik bei der Herstellung neuer Flaschen und Gläser verwendet werden. Dabei wird der Anteil der benötigten Energie (gegenüber dem Einsatz von frisch abgebauten Quarzsand) um bis zu 25% verringert.

Wo fängt beim Glas der Diebstahl an?

Rote und blaue GlasflaschenEigentlich logisch: Mit dem Einwurf der Gläser und Flaschen in die Glasiglus oder Glascontainer verzichtet der bisherige Eigentümer, der die Gläser samt Inhalt zuvor erworben hatte, auf sein Eigentumsrecht. Zu Recht geht der Konsument davon aus, dass Berlin Recycling (oder der jeweilige Aufsteller) die Container abholt, leert und wieder dort platziert, wo sie vorher standen. Das darf er erwarten, denn er möchte auch künftig dort sein Altglas loswerden. Was aber, wenn jemand anders sich, womöglich heimlich und nächtens, an den Container pirscht, um Gläser oder Flaschen zu entnehmen? Lachen Sie nicht, das ist alles schon dagewesen. Mit Hilfe von Drähten oder Zweigen fischten Flaschensammler unbeschädigte Mehrwegflaschen heraus und besserten damit ihre Kasse auf. Diebstahl oder nicht? Legal oder illegal? Tatsächlich beantragte 2017 ein Staatsanwalt für die Leergutsammler Strafbefehle wegen Diebstahls. Der Amtsrichter sah es anders. Ein „messbarer“ Schaden sei durch den „Diebstahl“ nicht entstanden. Der Pfandwert der „entwendeten“ 18 Flaschen betrug 1,44 Euro. Der Richter erkannte im Handeln der Beschuldigten sogar einen positiven Umwelteffekt, denn durch das Einwerfen der Flaschen in einen Altglascontainer wären die Flaschen dem Pfandkreislauf entzogen worden.

Natürlich ist auch das eine Frage der Menge und Anzahl. Ausdrücklich stellte das Amtsgericht nämlich fest, dass das Eigentum an den Flaschen mit dem Einwurf auf den Betreiber der Altglascontainer übergegangen sei. Der Wert der 18 entnommenen Flaschen als Einschmelzgut sei jedoch äußerst gering. Er war so niedrig, dass ihn in diesem Fall der „Geschädigte“ trotz Nachermittlungen gar nicht beziffern konnte. Wer sich allerdings statt einiger Pfandflaschen des gesamten Containerinhalts bemächtigt, begeht selbstverständlich Diebstahl. Dieser Wert wäre bezifferbar. Folglich wäre dann auch die Höhe des Schadens für den Bestohlenen feststellbar.

Jetzt für unseren Newsletter anmelden

Glasklare Fakten

Leere GlasflaschenAllein in Berlin werden jährlich über 60.000 Tonnen Altglas gesammelt. Das entspricht etwa 18 kg je Einwohner. In ganz Deutschland sind es über 2.000.000 Tonnen, die in über 300.000 Altglascontainern gesammelt werden. Die Menge entspricht 20% der gesamten deutschen Glasproduktion. Das ist umso bemerkenswerter, als Quarzsand und Soda, die Grundstoffe für die Glasherstellung, auf der ganzen Welt vorhanden sind. Sie decken fast 12% der Erdkruste ab und sind fast überall recht günstig zu gewinnen.

Scherben bringen Glück – wann und wo wird die Glashütte Eigentümer?

Mit der Anlieferung bei der Glashütte geht das Eigentum an denjenigen über, der das Altglas aufbereitet bzw. verarbeitet. Alles wird zu kleinen Scherben gewalzt, die sich leicht einschmelzen lassen. Bei der Produktion neuer Behältergläser (vom Senfglas bis zur Saftflasche) werden etwa 2/3 Glasscherben aus den Tonnen- und Containersammlungen eingesetzt. Bei Weißglas, bei dem es besonders auf Sortenreinheit ankommt, beträgt der Anteil „nur“ 60%, bei Braunglas 75%. Bei Grünglas, das am besten kleine Farbstörungen verträgt, sind es sogar 80%, wie aus den Berichten von Glasherstellern hervorgeht.

Der Inhalt eines Glascontainers kann ein Gewicht von bis zu 500 Kilogramm auf die Waage bringen. Rund 8.000 kg sammelt ein Fahrzeug von Berlin Recycling auf seiner Tour zu den Sammelpunkten ein. Erst einmal fällt also viel Arbeit an, bevor die Glashütte loslegen kann. Eine Glashütte, die Flaschen und Behälterglas produziert, gibt hierzulande übrigens etwa ein Viertel ihrer jährlichen Erlöse für den Erwerb von Rohstoffen aus. Das sind – neben der eingesetzten Energie – vor allem Rohmaterialien für die Glasproduktion, welche Konsumenten und Berlin Recycling gemeinsam wieder der Kreislaufwirtschaft zuführen.

2. Wertstoff Altpapier

Altpapier recycelnPapier ist teuer! Je weißer, desto teurer. Ein Paket (=1 Kilogramm) normales Brief- oder Kopierpapier, das aneinandergereiht eine Fläche von gut 12 Quadratmetern bedeckt, benötigt zur Herstellung fünf Kilowattstunden Energie, über zwei Kilogramm Holz und 50 Liter Frischwasser. Wird die gleiche Menge Papier aus 1.200 Gramm Altpapier produziert, reduziert sich der Energiebedarf auf die Hälfte, der Wasserbedarf auf ein Drittel und der Holzbedarf auf null. Deshalb ist es immer besser für die Umwelt, wenn Altpapier in den Rohstoffkreislauf gelangt, als wenn es lediglich im Heizkraftwerk verbrannt wird.

Berlin, die 100.000-Tonnen-Stadt

Die Berliner gehen mit gutem Beispiel voran, wenn es beim Papiersammeln um die Schonung von Ressourcen geht: Mehr als 100.000 Tonnen Altpapier werden jährlich in der Hauptstadt haushaltsnah gesammelt. Das Recycling dieses gewaltigen Volumens spart eine Waldfläche in der Größenordnung des Grunewalds ein – und das Jahr für Jahr!

Bei Berlin Recycling Ihre Papiertonne bestellen

Papier gehört den Kommunen

PapierrecyclingAuch um Altpapier wurde schon gerichtlich gestritten. Grundsätzlich sind – so eine richterliche Entscheidung – die Kommunen für das Einsammeln des Papiers zuständig. Sie können deshalb unter Umständen anderen Vereinen oder gewerblichen Unternehmen das Einsammeln verwehren. In Berlin sind gewerbliche Sammlungen aber erlaubt. Greift ein privater Altpapiersammler ungefragt zu, wenn am Straßenrand blaue Tonnen auf die Abfuhr durch den Entsorger warten, oder wenn in Kartons oder und zu Bündeln verschnürte Altpapierhaufen stehen, die etwa ein gemeinnütziger Verein sammelt, dann ist das strafbar. Denn der Konsument hat zwar sein Eigentumsrecht aufgegeben, das aber gezielt.

160 Papierfabriken warten auf ihren Rohstoff

Wenn die Container abgeholt sind, werden sie in der Regel zu ortsnahen Verwertern gefahren. In Europa gibt es mehrere standardisierte Sorten Papier. Der Papierverarbeiter sortiert die angelieferte Ware sowohl maschinell wie manuell, entfernt störende Bestandteile und ist bemüht, sortenreines, normgerechtes Papier herzustellen. In Deutschland gibt es etwa 160 Papier- und Kartonagenfabriken mit rund 40.000 Mitarbeitern. Bevor das Papier dort landet, wird es von den verwertenden Unternehmen nochmals einer Kontrolle zur Qualitätssicherung unterzogen.

Fazit

Sachkunde & Umweltbewusstsein sind ein tolles Team, und es ist gut, wie sich der Wirtschaftskreislauf bei Glas und Papier eingespielt hat! Die ab 2019 gültigen EU-Mindestquoten für die Wiederverwertung von Glas (80%) und Papier (85%) sind sehr anspruchsvoll. Ob sie erfüllt werden können, hängt entscheidend vom Umweltbewusstsein der Verbraucher ab.

Glas erreicht hierzulande jedoch bereits eine Recyclingquote von 85,5%, Papier 88,7% und Kartons bestehen bereits zu mehr als 90% aus Recyclingfasern. Glashütten und Papierfabriken profitieren von der deutschen Sammelleidenschaft. Über 15 Mio. Tonnen Papier und etwa 2 Mio. Tonnen Glas werden den Produzenten Jahr für Jahr durch die Entsorger und sonstigen Sammelstellen zugeführt. Das ist in dieser Größenordnung ein Gewinn für die Umwelt und auch eine Kostenersparnis.

Ansporn und Ziel bleibt die „Trenntstadt Berlin“

Trennstadt BerlinJe mehr Menschen in Berlin einen achtsamen Umgang mit dem anfallenden Verpackungsmüll pflegen, desto besser. Nicht in allen Fällen (z.B. bei Kunststoffen, Verbundstoffen und beschichteten Getränkepappen) ist die Verwertung und Nutzung der Inhaltsstoffe so einfach und leicht zu erreichen wie bei Glas und Papier. Deshalb sind die Verbraucher hier besonders gefordert. Helfen Sie uns, das Motto „Trenntstadt Berlin“ auch künftig mit Leben zu erfüllen. Gehen Sie deshalb bewusst mit Umwelt, Rohstoffen und Ressourcen um. Es beginnt beim Einkauf, endet bei der ordentlichen Entsorgung und zahlt sich für die Gesellschaft aus.

 

Bildnachweise

© Vorschau- und Headerbild: patpitchaya / shutterstock.com

© Kreis aus Flaschen: mnimage / stock.adobe.com

© Rote und blaue Flaschen: Jaroslav74 / shutterstock.com

© Weißglasflaschen: Andrej Lisakov / unsplash.com

© Zeitungen: Gina Sanders / stock.adobe.com

© Papier und Recyclingsymbol: graja / stock.adobe.com

© Skyline Berlin: Trennstadt Berlin / trenntstadt-berlin.de